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Award / Auszeichnung | 09/2017

Auszeichnung guter Bauten 2017 des Bundes Deutscher Architekten Ostwestfalen-Lippe

Gebäudekomplex mit historischer Stadtvilla und Neubau.

Gebäudekomplex mit historischer Stadtvilla und Neubau.

Verwaltungsgebäude Schokoladenfabrik Ludwig Weinrich

DE-32051 Herford

Auszeichnung

BKS Architekten GmbH

Architektur

studiocandela - Lichtplanung und Lichttechnik

Lichtplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Lichtgestaltung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2014
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

„Alles ist gut, wenn es aus Schokolade besteht.“, sagte einmal die britische Schauspielerin Dawn French. Nun wurde das neue Verwaltungsgebäude der traditionsreichen Schokoladenfabrik „Ludwig Weinrich“ im Herzen Herfords nicht aus Schokolade gebaut – spielt aber in jedem Detail auf den kleinen „Glücklichmacher“ an. Der Verbindungsbau zwischen historischer Stadtvilla und dem neuen Bürogebäude stellt sinnbildlich einen eingeschobenen Schokoladenblock dar und zeigt einmal mehr: Schokolade verbindet!

Aufgabe war in diesem Projekt, eine Kunstlichtplanung für den Neubau des Verwaltungsgebäudes einschließlich Verbindungsgebäude mit folgenden Nutzungs- bzw. Planungsbereichen zu entwickeln: Eingangsfoyer, Konferenzräume, Büroräume, Mitarbeiterkantine, Geschäftsführungsbereiche, WC-Anlagen, Treppenhäuser und Flure.

Ein prägendes Element des Neubaus ist die kupferfarbene, unregelmäßig gelochte Metallvorhangfassade, welche sich im Vordachbereich des Haupteingangs über die Decke im zentralen Eingangsfoyer bis hin zur Decke über der angrenzenden Außenterrasse erstreckt.

An der offensichtlichen Eigenschaft der Unregelmäßigkeit der Fassadenlochungen orientiert sich die Lichtgestaltung:
Scheinbar zufällig eingestreute, eng abstrahlende Deckeneinbaudownlight akzentuieren den Haupteingang, ausgewählte Foyerbereiche (Zugänge, Ausgänge, Wartezonen, einen kleinen Ausstellungsbereich, Durchgänge) und beleuchten gleichermaßen die Außenterrasse.

Identische Lichtszenarien und der Einsatz eines gleichen Deckeneinbauleuchtentyps, lackiert in Sonderfarbe der Metalldecke, über die Fassadengrenzen des Erdgeschosses hinweg, läßt die Grenze zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen und das Licht hilft bei der Orientierung indem es Zonen unterschiedlicher Wichtigkeit im Raum herausarbeitet.

Hinter der Vorhangfassade befindet sich im Obergeschoß des Verbindungsbaus der zentrale Konferenzraum. Foyerseitig ist dieser mit einem „gecrashten“, hochglanzpoliertem Metallblech verkleidet – eine Metapher für das zur Verpackung von Schokolade häufig verwendete Silberpapier. Eine parallel zu dieser Wand integrierte LED-Lichtvoute wirft ein sanftes Streiflicht und läßt in Wechselwirkung mit der Metalloberfläche interessante Lichtreflexe entstehen.
Der direkte Deckenanschluß der Wand wird mittels des Lichtes entmaterialisiert und erzeugt einen schwebenden, leichten Charakter des zentralen Foyergestaltungselementes.

Einen über die Geschosse unterschiedlichen Lichtrhythmus im zentralen Treppenraum bilden die formal-ästhetisch stark reduzierten frei und diffus abstrahlenden Wandaufbauleuchten –„Lightsticks“- zur notwendigen Ausleuchtung des Treppenraumes.

Dem Treppenlauf folgend verbinden sie im Wechsel mit den ebenfalls versetzt und asymmetrisch angeordneten Fensteröffnungen die einzelnen Geschosse. So ergeben sich beim Begehen der Treppe infolge der geschoßindividuellen Wandabwicklungen insbesondere im Zusammenspielmit dem einfallenden Tageslicht und der Glasspiegelungen in den Fenstern immer wieder neue Perspektiven und Lichtspiele!
Eine weiße Punktrasterbedruckung der Abdeckung reduziert die Oberflächenleuchtdichten zugunsten der Sehleistung des Betrachters.

Statt konventionellen Wandobjekten (z.B. Fotografien, Drucke, Malerei, …) sind an exponierten Wänden im Gebäude, dem Vorschlag der Lichtplanung folgend, fünf verschiedene, individuelle „Lichtbilder“ in LED-Lichttechnik installiert worden. Diese sorgen in den gleichmäßig beleuchteten Verwaltungsfluren und in den Fahrstuhlvorräumen für brillante und ungewohnte (Licht-) Akzente und für ein Aufmerken bei Besuchern und Mitarbeitern.

Eine Kombination aus wandnah platzierten Deckenaufbaudownlights mit direkt/ indirekt abstrahlenden LED-Pendelleuchten sorgen für abwechslungsreiches Licht in den Büroräumen. Eine Sandwichkonstruktion aus zwei lichttechnisch berechneten Prismenplatten und einer eingelegten Weichzeichnerfolie bildet die unteren Leuchtenabdeckungen der Pendelleuchten und sichert gute Abschirmeigenschaften der Arbeitsplatzbeleuchtung.
Im Resultat entsteht ein angenehmes, weiches und abwechslungsreiches Lichtmilieu mit sehr hohem Sehkomfort für den Mitarbeiter.

Die Beleuchtungsanlage wurde vollständig in LED-Lichttechnik geplant und ausgeführt. Lichtszenen sind über DALI-Schnittstelle vorprogrammiert und bei Bedarf individuell durch den Nutzer veränderbar. Präsenzmeldertechnik und Zeitschaltprogrammautomatik komplettieren die Lichtsteuerung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Erweiterungsbau der Schokoladenfabrik Weinrich in Herford ergänzt den bestehenden Firmensitz, eine Gründerzeit-Villa aus dem Jahr 1895 und die Produktion. Entstanden ist ein repräsentativer Neubau mit einer neuen Empfangssituation, der die neue Adresse der Firma bildet und Flächen für Verwaltung, Personalräume und einen Beratungsraum enthält.
Städtebaulich schließt das Gebäude den Freiraum zwischen Straße und Produktion und fungiert gleichzeitig als gemeinsamer Aufenthaltsort. Die Architektur geht eine symbiotische Verbindung mit den gut gestalteten Außenräumen ein und bietet selbstverständliche Übergänge, überraschende Ausblicke und eine funktionierende Erschließung. Hervorzuheben ist, dass die Ergänzung trotz extrem unterschiedlicher Anforderungen zu allen Seiten hin sehr gut funktioniert.
Die gut gelungene Freiraumplanung strukturiert mit einfachen Elementen die entstehenden Räume. Vor dem Empfangsgebäude mit Haupteingang entsteht ein kleiner, maßstäblicher und einladender Platz, der auch als Vorfahrt genutzt werden kann.
Der Übergang zwischen Villa und Verwaltungsflügel nimmt Besucherinnen und Besucher großzügig auf und bildet eine würdige Empfangssituation. Im Obergeschoss mit Lichthof befindet sich der Beratungsraum. Der Mitarbeiterraum im Flügelbau ist sehr hochwertig und einladend gestaltet und besticht durch seine Verbindung zum Außenraum mit angegliederter Terrasse. Fassade und Innenraummaterialien orientieren sich am produzierten Produkt: das dunkelbraun lackierte, perforierte Lochblech zitiert die Schokolade, während die edelmetallene changierende Oberfläche sich auf das Silberpapier bezieht. Beide Materialien finden sich durchgängig wieder, der Farbkanon bleibt mit dunkelbraun, weiß und silber innen und außen diesem Konzept treu. Insgesamt handelt es sich bei dem Erweiterungsbau mit seiner gelungenen Anbindung an den Bestand und städtebaulichen Einbindung, der verbindenden Landschaftsplanung und der räumlich-architektonischen Umsetzung um eine preiswürdige Arbeit. Die Verschmelzung von Firmenselbstverständnis, Produkt und Architektur durch ein mittelständisches Unternehmen ist besonders lobend hervorzuheben.
Blick auf neues Verwaltungsgebäude mit Verbindungsbau.

Blick auf neues Verwaltungsgebäude mit Verbindungsbau.

Fassadenansicht mit Zuwegung vom Parkplatz.

Fassadenansicht mit Zuwegung vom Parkplatz.

Eingangsfoyer mit Empfangsbereich im Verbinungsgebäude zwischen Villa und neuer Verwaltung. Rechts Lichtbild EG.

Eingangsfoyer mit Empfangsbereich im Verbinungsgebäude zwischen Villa und neuer Verwaltung. Rechts Lichtbild EG.

Foyer - Blick auf Treppenaufgang mit "Lightsticks".

Foyer - Blick auf Treppenaufgang mit "Lightsticks".

Treppenaufgang - Zusammenspiel aus Tages- und Kunstlicht.

Treppenaufgang - Zusammenspiel aus Tages- und Kunstlicht.

Aufblick Treppenhaus mit „Lightsticks“.

Aufblick Treppenhaus mit „Lightsticks“.

Lichtbild mit Blick auf ursprüngliches Verwaltungsgebäude.

Lichtbild mit Blick auf ursprüngliches Verwaltungsgebäude.

Konferenzraum.

Konferenzraum.

Galerie im Verbindungsbau mit Lichtvoute vor Konferenzraum.

Galerie im Verbindungsbau mit Lichtvoute vor Konferenzraum.

Flur mit Lichbild, 2. OG.

Flur mit Lichbild, 2. OG.

Lichtbild 1. OG.

Lichtbild 1. OG.