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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2017

Neubau der zweizügigen Grundschule Oerlinghausen Südstadt mit Erweiterungsoption

VISUALISIERUNG

VISUALISIERUNG

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

BKS Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Der Ort wird bestimmt durch die Topografie der südlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes und ist ideengebend für ein Gebäudekonzept, dessen Erschließung
und Raumerlebnis dem vorhandenen geneigten Geländeverlauf folgt und ein Durchfließen des Gebäudes erlebbar macht.
Die von Norden nach Süden verlaufende Erschließungsachse stuft sich im Gebäudeinneren über eine offene Tribünenanlage ab und endet in einem zentralen
zweigeschossigen Forum, das den Eingangsbereich zum Stadtteilplatz `Neue Mitte´ bildet. Das vertikale Verbindungselement Tribüne stellt darüber hinaus
den Außenbezug zum Stadtteilplatz her, indem sich Ihre Sitzstufen nach außen hin fortsetzen und sich mit der Topografie des vorhandenen Grünzugs am
Heinrich-Drake-Platz verzahnen.
Die geplante Gebäudekonfiguration formt einen Stadtteilplatz, der als Verbindungselement und Treffpunkt fungiert. Die besondere Qualität des Ortes, der
Grünzug am Heinrich-Drake-Platz als Relikt des Teutoburger Waldes, bildet so eine Kulisse mit hohem Aufenthaltswert für das Stadtteilzentrum `Forum Neue
Mitte´.

Städtebau und Grünanbindung
Das kompakte Gebäudeensemble besteht aus einer zweigeschossigen Bebauung, die den Schulhof im Norden über die gesamte Grundstücksbreite säumt
und sich im weiteren Verlauf den Hang hinab erstreckt. Mit seiner u-förmigen Geschossabstufung nach Süden bildet das Gebäude einen Platz, der sich zum
Grünbereich orientiert. Der Neubau des Stadtteilzentrums nimmt dabei die Gebäudeflucht der nördlich der Theodor-Heuss-Straße liegenden Wohnbebauung
auf und verlängert sie bis zum neuen Stadtteilplatz. Die Flucht öffnet sich hier und weitet den Blick ins Grüne. Der am Schulhof liegende Baukörper übernimmt
die Geschosshöhe der südlich der Theodor-Heuss-Straße liegenden 3-geschossigen Wohnzeile und erzeugt auf diese Weise eine gleichhohe Raumkante,
die den zweigeschossigen Kubus des Stadtteilzentrums als Mittelpunkt des Platzes harmonisch einrahmt.
Der sich gegenüber dem Gebäudekubus anordnende Freiraum wird mit einem Baumcarrée gefasst, das die Platzkante vervollständigt und so den Übergang
zum Grünzug herstellt. Beide Stadträume zusammen fungieren auf diese Weise als Mittelpunkt für die bereits im Grünzug liegenden Gemeindenutzungen
des Bonhoeffer-Hauses und dem Mennoniten-Gemeindehaus.
Eine artifizielle Fläche entsteht, auf der die im Gebäude thematisierte Idee der Treppe in Form grafisch angeordneter Sitzstufen und Platzmöbel ihre Fortsetzung
findet und sich mit der amorphen Grünfläche verzahnt - eine Symbiose aus Urbanität und Grünfläche.
Die von den Bewohnern wertgeschätzte Grünanlage am Heinrich-Drake-Platz wird durch den kompakten Baukörper weitest möglich erhalten. Das `Forum
Neue Mitte´ schafft zusammen mit dem Platz einen attraktiven und belebten Mittelpunkt des Stadtquartiers Oerlinghausen.

Erschließung
Die Schule wird über den im Norden liegenden abgeschlossenen Schulhof auf Ebene 1 erschlossen, sowie einen am Stadtteilplatz liegenden Eingang im
südlichen Bereich auf Ebene 0, über den auch das Stadtteilzentrum erschlossen wird. Dieses ist an Abenden und an Wochenenden autark von der Schule
nutzbar.
Eine von Nord nach Süd orientierte Erschließungsachse erstreckt sich über alle 3 Ebenen und bildet das zentrale Rückgrat des Gebäudes. Auf Ebene 1 fungiert
diese Achse für den schulischen Bereich als Pausenhalle und Verteiler zu Klassentrakten und Lehrerbereich. Von dort aus gelangt man über eine linear
angeordnete freie Treppe auf Ebene 2 des Schultraktes, sowie über die Tribüne zum Eingangs-Forum und den Veranstaltungsräumen auf Platzniveau Ebene
0, die von Schule und Stadtteilzentrum gemeinsam genutzt werden.
Das Herzstück der Erschließung bildet das Forum mit seinen Sitzstufen, das als zentrales Verbindungselement sowohl die Hauptebenen 1 und 0 und somit die
Nutzungen von Schule und Stadtteilzentrum vertikal zusammenfügt als auch einen Übergang vom Innen- zum Außenbereich, vom Forum zum Stadtteilplatz
schafft.
Die Erschließung des Gebäudes von außen erfolgt über die Theodor-Heuss-Straße; sowohl die Anbindung über eine Busschleuse von der Albert-Schweitzer-
Straße mit geplanter Bushaltestelle am Stadtteilplatz als auch die Küchenanlieferung liegen hier.

Raumkonzept
Das Forum ist der zentrale Ort der neuen Schule und des Stadtteilzentrums. Hier befindet sich das Drehkreuz der Schul- und der Stadtteilnutzung. Sich kreuzende
Durchblicke beim Betreten des Gebäudes über die Platzebene ermöglichen eine schnelle Orientierung. Auf zwei unterschiedlichen Ebenen kann diese
Raumlandschaft erlebt werden und verbindet als Ort der Begegnung den schulischen Bereich mit dem Stadtteilzentrum. Ergänzt wird diese Multifunktionalität
durch die unmittelbare Verknüpfung zum anschließenden Außenraum. Der intensive Innen- Außenraum Bezug wird durch das `Durchfließen‘ des Raumes
unterstrichen.
Das Gebäude ermöglicht als kulturstiftender Ort die Einbindung unterschiedlichster Funktionen des alltäglichen Schullebens und Nutzungen des Stadtteilzentrums.
Entlang der Erschließungsachse von Nord nach Süd wandelt sich die Anordnung von schulischen Nutzungsbereichen zu stadtteilbezogenen Nutzungen.
Die Klassentrakte der Ganztags-und Vormittags-Schulbereiche sind funktional identisch organisiert, Zusatzangebote des Ganztagsbereichs werden an
der Pausenhallen angeordnet. Dadurch lässt sich eine wirtschaftliche geschossweise Stapelung von Ganztags- und Vormittags-Schulbereich vornehmen; ein
abtrennbarer Ruheraum ist für beide Bereiche vorgesehen.
Der Schwerpunkt der Achse, das Forum, wird durch diese Angebote des Ganztagsbereichs, wie Gruppenräume und Indoorspielplatz belebt. Die gemeinschaftlich
von Schule und Stadtteilzentrum genutzten Räume Mensa, Aula und Mehrzweckraum in Ebene 0, sowie Mediathek, Musikraum, Werkraum und
Computerraum in der Ebene 1 liegen direkt am Forum. Diese drei großen Veranstaltungsräume Mensa, Aula und Mehrzweckraum lassen sich sowohl einzeln
nutzen als auch durch mobile Trennwände flexibel zusammenschalten und bieten so eine Gesamtfläche von 316 m² für Stadtteil- oder Schulveranstaltungen,
die sich durch Öffnung zum Forum darüber hinaus erweitern lässt und sogar den Stadtteilplatz und die artifizielle Landschaft mit einbeziehen kann. So lässt
sich der Stadtteilplatz mit seiner Außentribüne im Sommer für Open-Air-Kino, Musik- oder andere Veranstaltungen nutzen.

Energiekonzept
Das Gebäude wird im Passivhaus-Standard errichtet.
Unter Einsatz der Primärenergiequellen Sonne und Erdwärme sowie maßvollem Einsatz der gebäudetechnischen Ausrüstung, wird ein durchgehend nachhaltiges
Energiekonzept geplant. Die Nutzung der Geothermie in Kombination mit einer Wärmepumpentechnik ermöglicht die Unterstützung der Brauchwasseraufbereitung
und der Heizkapazitäten im Winter- sowie der Kühlenergien im Sommerfall. Dies wird unterstützt durch den Einsatz einer geregelten Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung. Be- und Entlüftungsauslässe werden in den Senkrechten der abgehängten Deckensegel dezent integriert.
Die extensiv begrünten Dachflächen werden so ausgelegt, dass durch den Kühl- und Dämmeffekt im Sommer die Energielasten niedrig gehalten werden
können. Zudem entsteht durch einen verzögerte Regenwasserabfluss und den damit verbundenen positiven Abflussbeiwert die Möglichkeit der Verrieselung
des Oberflächenwassers auf dem Schulgelände. Die Fassaden sind Richtung Süden mit Verschattungsanlagen und umlaufend mit Wärmeschutzverglasung
und innenliegenden Blendschutzanlagen ausgerüstet.
Eine effiziente Nachtauskühlung des Gebäudes ist über zu öffnende Fenster vorgesehen, die mit filigran und spielerisch gestalteten Stahlelementen zum
Einbruchschutz versehen werden.

Fassade
Das Gebäude erhält eine Fassade in einem matten, hell sandfarbenen Kohlebrandziegel, die durch Pfosten-Riegelkonstruktionen und Bandfassaden im
Profilfarbton DB 703 ergänzt werden.
Der Eingangsbereich der Schule wird von einem auskragenden Gebäudeelement betont, in dem der Lehrertrakt untergebracht ist und der zum Schulhof hin
die Optik eines Monitors erhält. Dieser wird aus umlaufend nach innen geneigten und auf Gehrung gestoßenen Vouten in Ziegelstein gebildet. Sie finden ihre
Wiederholung in den Bandfassaden der Klassentrakte, in denen schräg gestellte, senkrechte Vouten die Anschlusspunkte der Innenwände aufnehmen. Das
Gebäude strahlt durch seine Materialität, Ruhe, Helligkeit und Zuverlässigkeit aus. Die feine reliefartige Strukturierung der Fassade in Form der Vouten schafft
ein abwechslungsreiches Spiel von Licht und Schatten.
Die transparenten Fassadenbereiche sind an prädestinierten Raumpositionen angeordnet und unterstreichen die Offenheit zum Schulhof und zum Stadtteilplatz.
Zum Platz hin öffnet sich die Fassade zunehmend mit einem größeren Anteil an verglasten Bereichen und bildet auf diese Weise ein auf Platz und Topografie
reagierendes Gebäudeensemble, das sich im Zusammenspiel zwischen offenen und geschlossenen Fassadenbereichen als mäanderförmige Skulptur
präsentiert.

2. Bauabschnitt
Die optionale Erweiterungsmöglichkeit um einen 3. Zug des Grundschul-Vormittagsbereichs lässt sich in wirtschaftlicher und ästhetisch ansprechender Weise
in Verlängerung des Klassentraktes vornehmen. Hierzu wird eine im ersten Bauabschnitt im Außenbereich eingebaute Stahltreppe entfernt, die im 2. Bauabschnitt
des zweigeschossigen Erweiterungsbaus wieder eingebaut werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Grundschule Oerlinghausen mit Stadtteilzentrum wird aus einer Komposition zweier kompakten Baukörper, die orthogonal zusammengefügt wurden, gebildet.
Durch ihre Lage und Position zueinander entstehen zwei neue klar ablesbare, gut proportionierte Außenbereiche, der neue Stadteilplatz mit der „neuen Mitte“ nach Südwesten und dem Schulhof zum Nordbereich des Grundstücks.
Die vorhandene Höhenentwicklung wird gut in die Gebäudekomposition integriert. Das Stadtteilzentrum wird von Süden auf dem 0 Niveau erschlossen und über eine Magistrale mit dem Schulhofund dem Schuleingang auf dem +1 Niveau räumlich gut erlebbar verbunden. Hier entstehen hohe räumliche Qualitäten, die die Außenräume gut miteinander verknüpfen.
Die in der Magistrale liegende großzügige Abtreppung wird in der Außenraumgestaltung weitergeführt, wodurch allerdings eine mögliche Nutzung der Ebene 0 des Schultraktes entfällt, dies wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.
Das Stadtteilzentrum wird in zwei Geschossen gut organisiert, wobei die barrierefreie Nutzung bei einer Abtrennung schwierig erscheint. Der Schultrakt wird vom Pausenhof sinnfällig erschlossen.
Die innere Struktur weißt allerdings Probleme auf. Die Klassenraumerschließung erfolgt über einen Mittelflur, der lediglich über die Klassennebenräume belichtet wird. Zumindest das obere Geschoss sollte über Oberlichter eine bessere Belichtung erhalten. Im oberen Geschoss erfolgt die Erschließung der Klassenräume über den Verwaltungstrakt. Hier wäre eine räumliche Differenzierung wünschenswert.
Die Schulerweiterung wird in beiden Geschossen in einem 2. Bauabschnitt an den Klassenraumtrakt angeschlossen. Hierdurch erscheint der Schultrakt in seiner Maßstäblichkeit zu lang.
Die Materialität der Baukörper weist eine angenehme Atmosphäre auf. Die Kompaktheit des Baukörpers und die kompakte BGF lassen eine Wirtschaftlichkeit im mittleren Bereich erwarten.
Das Gebäude bildet einen zeitgemäßen Beitrag und einen positiven Auftaktbaustein zum neuen Stadtquartier „Neue Mitte“ in Oerlinghausen im Kontext zum neuen Raumgefüge und zum Kindergarten. Die Aufschüttung des für die Erweiterung notwendigen zusätzlichen Erdhügels erscheint der Jury problematisch.
LAGEPLAN

LAGEPLAN

EBENE 0

EBENE 0

EBENE 1

EBENE 1

EBENE 2

EBENE 2

SCHNITT A-A

SCHNITT A-A

ANSICHT OST STADTEILZENTRUM

ANSICHT OST STADTEILZENTRUM

ANSICHT NORD SCHULHOF

ANSICHT NORD SCHULHOF

ANSICHT WEST

ANSICHT WEST

ANSICHT SÜD STADTTEILPLATZ

ANSICHT SÜD STADTTEILPLATZ

FASSADENSCHNITT

FASSADENSCHNITT