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Einladungswettbewerb | 11/2017

Sanierung und Umgestaltung des „Figurentheaters und des Theaterfigurenmuseums im Kolk“

1. Preis

Konermann Siegmund Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch das Konzept, das Theaterfigurenmuseum in das historische Gebäude Kolk 20/22 als Haus im Haus zu verlagern und das Theater als erkennbaren, selbstbewussten Neubau im Kolk 18 zu platzieren. Durch die Unterbringung der Theaterpädagogik im EG Kolk 18 wird neben Museum und Theater ein neuer 3. Schwerpunkt innerhalb des Ensembles geschaffen.
Auf diese Weise gelingen eine kraftvolle Setzung im Petri-Quartier und eine Interaktion zwischen innen und außen.
Die Entwurfsidee, einen Tausch der Funktionen Museum und Theater vorzunehmen überzeugt die Jury, weil dieses Konzept neue Potentiale eröffnet.
Das Theaterfiguren Museum kann so als ein besonderer Ausstellungsort entwickelt werden, der auch durch sein Inneres die besondere städtebauliche Situation unterstreicht. Durch die Implantierung eines Neubaus in die historische Gebäudehülle Kolk 20/ 22 kann die Fläche bis in das Dachgeschoss optimal genutzt werden. So ist eine klare Grundrissgestaltung für das Museum möglich und die kaskadierenden, gegenläufigen Treppen eröffnen ein neues Raumerlebnis.
Die historischen Fassaden werden freigestellt, insbesondere im Eingangsbereich wird das Zusammentreffen von Alt und Neu auch in der Höhe eindrucksvoll erlebbar. Kritisch gesehen wird allerdings, dass dieser etwas klein dimensioniert ist und der Besucher keine Blickbeziehung in das Foyer hat. Obgleich anerkannt wird, dass der Raum durch seine Höhe ein hohes gestalterisches Potential aufweist.
Das Figurentheater wird als Neubau mit eigener Identität in das historische Ensemble eingefügt. In seiner Kubatur bleibt es deutlich unter der des Vorgängerbaus, dieses wird in der Jury überwiegend positiv gesehen, da die neue Höhe zwischen den Gebäuden am Kolk und an der Kleinen Petersgrube angemessen vermittelt.
Die Ausbildung einer zurückhaltenden am Klassizismus orientierten Putzfassade ist schlüssig. Durch die Ablesbarkeit des Theatersaals erhält die Fassade eine zusätzliche Akzentuierung und schafft eine Assoziation zu einem klassischen Theater. Bezüglich der architektonischen Durcharbeitung der Fassade werden allerdings noch Verbesserungspotentiale gesehen. Der Neubau schafft durch seine Verwandtschaft mit der Musikhochschule eine Beziehung zum umliegenden Quartier.

Denkmalschutz
Die Arbeit zeichnet sich aus durch den sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz. Problematisch ist aber der tlw. Entfall der Brandwand zwischen Kolk 18 und Kl. Petersgrube 6. Der Umgang mit dem historischen Gebäude Kolk 16 wird grundsätzlich positiv gesehen, weil die historisch wertvollen Innenwände wieder erlebbar sind und nur durch geringfügige Einbauten gestört werden. Die großflächigen Durchbrüche in den Brandwänden werden von der Denkmalpflege kritisch gesehen.

Funktionalität
Die funktionalen Ansprüche sind bei dieser Arbeit gut gelöst. Optimal ist die Unterbringung des Multifunktionsraums im EG als mögliches Bindeglied von Theater und Museum. Hier besteht die Möglichkeit, dass die Öffentlichkeit an den Aktionen in diesem Raum teilhaben kann. Durch das Konzept eines Neubaus in historischer Hülle wird die Möglichkeit geschaffen, in den Ausstellungsräumen ein kontrolliertes Museumsklima (Licht, Luft, Feuchtigkeit, Temperatur) zu etablieren. Das natürliche Spiel zwischen Wand und Ausstellungsraum eröffnet ganz neue Ausstellungsmöglichkeiten. Architektur- und Ausstellungskonzept können hier auf beispielhafte Weise ineinander greifen. Der Weg durch das Haus wird zu einem Teil der Ausstellung. Die Ausstellungsfläche ist etwas gering, hier werden aber Erweiterungsmöglichkeiten durch das Zusammenlegen von Funktionen gesehen. Der Theatersaal bietet mit seiner Empore und großen Höhe einerseits Möglichkeiten, andererseits aber auch Problem hinsichtlich Bühnentechnik. Aber dieses ist innerhalb des Entwurfsansatzes korrigierbar.


Brandschutz
Dadurch, dass die Verfasser sich für Neubauten entschieden haben, können die brandschutzrechtlichen Anforderungen überwiegend erfüllt werden. Lediglich die Bibliothek verfügt über keinen zweiten Rettungsweg und ist daher nicht als Aufenthaltsraum zulässig.

Kosten
Trotz der umfangreichen Neu- und Umbaumaßnahen bewegt sich der Entwurf im mittleren Segment der vorgelegten Arbeiten.

Insgesamt beantwortet der Entwurf die Aufgabe auf beeindruckende Weise und ist mit geringen Überarbeitungen umsetzbar.