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Verhandlungsverfahren | 12/2017

Planungsleistung „Architektur“: Sanierung und Erweiterung einer Wohnhausanlage der Stadtgemeinde Korneuburg als energieautonome Mustersiedlung

Grundriss EG

Grundriss EG

Zuschlag

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

In ökonomisierten Gesellschaften richtet sich der Blick bei der Beurteilung einer Sache in den allermeisten Fällen auf den Preis. Auch der Wohnraum soll für die meisten Menschen zuallererst „billig“, „preiswert“ sein. Dabei werden meist Bedürfnisse übersehen, die zu individueller Unzufriedenheit, Krankheit oder sozialer Verwahrlosung führen können.
In der konzipierten Wohnanlage werden Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und individuelle Behaglichkeit gleichwertig betrachtet. Für die gesamte Wohnanlage mit leistbarem Wohnraum werden in der Planung ökologische Standards nach dem „Leitbild der Nachhaltigkeit“ berücksichtigt. Bei der Planung standen unterschiedlichste potenzielle Bewohnergruppen mit ihren individuellen und sozialen Wohnbedürfnissen im Mittelpunkt.
Der Titel „Miteinander mittendrin“ weist auf eine generationsübergreifende Bewohnergruppe, die in gegenseitiger Verantwortung zusammenlebt. „Miteinander verbunden“ werden auch die vorhandenen Bestandsgebäude mit dem Neubau.
Durch die Verbundenheit der Gebäudekörper und ihre Lage in der Stadt fühlen sich die Bewohner sowohl lokal als auch sozial „mittendrin“.
Die Konzeption fördert auf unterschiedliche Art und Weise die individuelle Identifikation mit der vorgefundenen Wohnumgebung. Daraus können die Bewohner Verantwortung für den Umgang mit den Räumen und Materialien und den Nachbarn entwickeln. Partizipative Handlungen werden durch Gemeinschaftsräume und variationsreiche Freiflächen unterstützt.

Miteinander verbinden
Das Konzept verbindet die bestehenden Gebäude mit dem Neubau, dadurch ergibt sich eine optimale Ausnutzung der Grundstücksfläche. Die mögliche wirtschaftliche und baurechtliche Verdichtung ergibt eine optimale Geschossflächenzahl auf dem Grundstück. Die miteinander verbundenen einzelnen drei Baukörper wirken trotzdem als lockere Bebauung.
Durch die Verbindungsbrücken zwischen den Gebäuden lässt sich die Vertikalerschließung optimieren. Somit wird es möglich, ein einziges Stiegenhaus mit einem Lift zu platzieren.
Diese Gestaltung bietet mehrere ökonomische Vorteile. Durch die Positionierung kann das Stiegenhaus bis in die Tiefgarage führen. Zudem wird es durch die Nordorientierung keine sommerliche Erwärmung geben.
Diese Erschließungsidee bringt für die Bewohner eine einfache Orientierung in der Gesamtanlage und trägt zum besseren sozialen Miteinander bei, weil es häufiger zu informellen Kontakten kommt.
Dieses Konzept sieht mit einer Verbindungsbrücke eine räumliche Ausdehnung vor. Hierdurch ergeben sich für die Bewohner zusätzliche Möglichkeiten sich zu begegnen und sich dort gemeinsam aufzuhalten.

Miteinander leben
Wohnkomplexe müssen im Spannungsfeld zwischen Individualisierung und Vergemeinschaftung die Grundbedürfnisse der einzelnen Bewohner sensibel berücksichtigen. Flexible Grundrisse können mögliche zukünftige Wohnbedürfnisse am besten erfüllen. Die Anlage gestaltet unterschiedliche Angebote wie Kleinstwohnung, Familienwohnung oder betreutes Wohnen.
Neben dem individuellen Rückzug in der eigenen Wohnung finden die Bewohner an mehreren Stellen der Wohnanlage nachbarschaftliche Kontaktmöglichkeiten. Anstatt einer anonymen Vereinzelung im klassischen Wohnblock fördert diese Wohnanlage persönliche Begegnungen. Dadurch wird die Anonymität verringert und das Sicherheitsempfinden der Einzelnen erhöht sich.
Eine gemeinschaftlich genutzte Wäschestation liegt nicht dunkel und abgelegen, sondern für alle leicht erreichbar an der Erschließungstreppe. Damit ergibt sich in den individuellen Wohnungen neue Nutzfläche.
Kommunikationsfördernd, leicht erreichbar und hell sind die beiden dezentralen Fahrradabstellorte mit Reinigungsmöglichkeit und auch die Müllentsorgung angeordnet.
Um zukünftig eine größere Unabhängigkeit vom Privatfahrzeug zu erreichen, dient das nutzerfreundliche Mobilitätskonzept mit variationsreichem Fahrzeugpark. Die Bewohnergemeinschaft teilt sich das emissionsarme Mobilitätsangebot, wozu E-Bikesharing als auch Carsharing zählen. Durch einfache, bedarfsorientierte Buchung und Nutzung vom leicht erreichbaren Stützpunkt, Mobility-Point, innerhalb der Wohnanlage erleben Bewohner den Komfort hoher Mobilität. Insbesondere junge Menschen mit und ohne Führerschein können von hier aus auch von der Mikro-ÖV (Mitfahrbank /Sammeltaxi) profitieren.
Gemeinschaften können zudem in einem nutzungsneutralen Raum mit großzügiger Terrasse zum Innenhof Treffen organisieren. Im partizipativen Miteinander kann hier das Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen.
Auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen fühlen sich durch Unterstützungssysteme (z.B. ärztliches Nottelefon, bedarfsgerechter Pflegeservice) in der altersgemischten Wohnanlage mittendrin. Durch die Innenhoforientierung, das Wegekonzept und die Freiraumgestaltung bieten sich alleinstehenden Menschen vielfältige Kommunikationssituationen.
Das Freiraumkonzept berücksichtigt die Bedürfnisse der Bewohner nach einem gesunden und natürlichen Lebensraum - dafür sind die Verkehrsflächen so gering wie nötig. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Komplex wächst mit der Identifizierung und der Verantwortung für den eigenen Lebensraum - an einer artenreichen heimischen Pflanzenauswahl und Pflege des lichten Innenhofes können sich Bewohner beteiligen.
Die naturnahe Bepflanzungsidee kann sich auf den Verbindungsbrücken zwischen den drei Baukörpern fortsetzen und dort den Mehrwert des städtischen Lebensraums erhöhen - Kräuteretage, Beerenetage, Blütenetage. Beim Pflanzen und Pflegen wachsen auch die menschlichen Beziehungen.
Die übrigen Freiflächen bilden unterschiedliche Zonen mit viel Gestaltungspotenzial. Wie beim Wohnraumkonzept sollten die Zonen bedarfsorientiert und flexibel handhabbar sein. Ein vielseitiges Angebot sieht sowohl altersgemischten Rückzugsraum - Ruheinseln für Ältere und für Kinder oder auch Flächen für aktivitätsfördernde Spiele vor.
Der schmale, luftverbessernde Waldstreifen rahmt die Wohnanlage ein. Berücksichtigt werden sollen vogelfreundliche Baumsorten und insektenfreundliche Wildsträucher.
Diese unterstützen den naturnahen Charakter der geselligen Wohnanlage.

Miteinander wohnen
Mit der Errichtung des Neubaus bietet die Wohnanlage insgesamt 50 Wohnungen.
Somit entstehen zusätzlich zu den bestehenden 24 Wohnungen im Neubau,
16 Wohneinheiten auf drei Etagen und in der Aufstockung zusätzliche 10 Wohnungen.
Bereitstellung bestmöglicher Wohnqualität und größtmögliche Flexibilität sind die Leitideen der Konzeption.
Die neutrale Gestalt des Grundrisses bietet durch seine klare Struktur eine Vielfalt an Flexibilität. Die gezielte Setzung einer möglichst kompakten Servicezone mit Nasszellen und Vorraumschichten ergibt einen größtmöglichen Wohn- und Schlafraum.
Zusätzlich entstehen durch die Positionierung dieser mittleren Schicht geringe Spannweiten und durch die Lage der Nasszellen können Schächte gebündelt und Kosten gespart werden.
Mit der Planung mehrerer Schaltzimmer passt sich der Grundriss in der weiteren Planungsphase an die jeweiligen Anforderungen an. Somit bieten sich mehrere Möglichkeiten der Wandelbarkeit. Aus zwei identischen Dreizimmerwohnungen entsteht eine großzügige Vierzimmerwohnung und eine kompakte Zweizimmerwohnung oder aus einer Drei- und einer Zweizimmerwohnung wird eine Vierzimmerwohnung und eine benachbarte Studiowohnung. Auch im Nachhinein kann durch die Anpassung der Zwischenwände (auf Estrich) die Wohnungsgröße einfach adaptiert werden. Somit fügt sich der Wohnraum den Anforderungen seiner Nutzer – Singles, Wohngemeinschaften, Familien, betreutes Wohnen.
Mit der klaren Struktur wird die Gangfläche auf ein Minimum reduziert und es entsteht ein Mehrwert für den größtmöglichen Wohnraum. Der entstehende Vorraum kann vielfältig genutzt werden und führt dank Nutzungsüberlagerungen zu einem Raumgewinn.
Somit wandelt sich der Vorraum zur Garderobe, zum Abstellraum oder wird bei Kleinstwohnungen sogar zur Küche. Zusätzlich entstehen durch Nischen großzügige Flächen für Schränke und Abstellmöglichkeiten. Zudem profitiert die Größe des Wohnraums von der Kompaktheit der angeschlossenen Schlafräume.
Beim Eintreten in den Wohnraum eröffnet sich ein direkter Blick nach außen - als erster Eindruck zeigt sich ein offener und freundlicher Wohnraum. Außerdem profitieren die zum offenen Laubengang orientieren Wohnungen von einem durchgesteckten Wohnraum.