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Verhandlungsverfahren | 12/2017

„Gartenhallenbad für Alle“, Energetische Sanierung, barrierefreier Um- und Ausbau, Neubau Lehrschwimmbecken sowie Sanitär-, Umkleide- und Eingangsgebäude

Zuschlag

POS4 Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

….between inside&outside
Die Entscheidung der Bürger Waldbröls im Herbst 2016 zum Erhalt des Hallenbades an der Vennstraße und dessen Erweiterung um wesentliche Bausteine ist ein wichtiger Schritt innerhalb des integrativen und partizipativen Planungsprozesses des IEHK Waldbröl 2025. Das Konzept im Hinblick auf eine nachhaltige und integrierte Entwicklung der Innenstadt
stärkt Kernbereiche und deren nähere Umgebung. Ein wichtiger Baustein dieses Konzepts ist der neue Sportkomplex innerhalb des Schulzentrums Waldbröls, das neben einem umfangreichen Bildungsangebot auch Schwerpunkte in der Freiraumqualität und im Sport setzt. Erklärtes Ziel ist dabei die Stärkung von Perspektiven für die jungen Menschen.
Im Zuge der weitreichenden Maßnahmen ist die energetische Optimierung und Erhaltung des Hallenbades als Mitglied der Sport- und Schulanlagen in Waldbröl das bestimmende Leitmotiv der gesamten Architekturerscheinung und führt die Idee der Freiraumbezüge des Konzeptes fort. Ein prägnanter Baukörper und eine differenzierte Zone um das Gebäude sind die Antwort auf das gesetzte Leitmotiv.
…Quartiersbezug

Die Änderungen zur Parkraumbewirtschaftung um das Waldbröler Schulzentrum wurden bereits im Jahr 2012 von der Stadtverwaltung zusammen mit wichtigen Änderungen der Verkehrsführung erarbeitet und vom Bau- und Verkehrsausschuss beschlossen. Mit den Änderungen ist insbesondere eine erhöhte Sicherheit für die Schüler verbunden. Die kompakte Lage des Schulzentrums mit Realschule Waldbröl, Hollenberg Gymnasium, Musikverein, Nutscheidhalle und Heidberghalle mit Sportfeldern und Tennisplätzen ist geografisch als auch funktional Kern des Schul- und Sportzentrums. Hier trifft die Erschließungsachse der Vennstraße als unterstützende Verkehrsachse mit den geplanten Radverbindungen und Fußwegeachsen zusammen. Auch liegen hier der „alltägliche“ Eingang der Schwimmhalle, die direkten Verbindungen zu den umliegenden Schulen und auch die Haltestellen des ÖPNV und der Schulbusse an der Haltestelle Schulzentrum. Von diesem Punkt aus ist das Gebäude in seiner Hanglage zum ersten Mal zu sehen.




…Räume zwischen innen und außen
Der umgebende Raum wird in das Gebäude geführt. Gezielte Ausblicke verzahnen die Landschaft mit dem Innenraum. Einfache klare Formen folgen der Funktionalität ohne Kompromisse und ohne Schnörkel. Wichtig in der Sport- und Bäderarchitektur ist reine Funktion, vereint mit einem hohen Grad an komplexen Raumabläufen und gleichzeitig Erlebnisraum in der Spannweite von Sportbetrieb bis zum Freizeiterlebnis. Der Zweckbau erhält eine hohe Raumqualität, ist angenehm in der Nutzung und zeitlos in seiner Erscheinung. Der Sport bekommt einen angemessenen Raum und einen Bezug zum Außenraum!
….Verpflichtung Baukultur
Die Einfachheit der Form wird ergänzt durch die Einfachheit einer subtilen Materialwahl, die an die Materialien der Umgebung anknüpft. Eine behindertengerechte Terrassierung und eine breite Treppe nehmen die Anklänge der Landschaft auf und sind klare Erkennungszeichen. Ein eindeutig als Eingang ablesbarer Baukörper öffnet sich dem Besucher auf einer kleinen Platzsituation: ein Raum für Begegnungen. Anthrazitfarbene Klinkerfassaden bilden das Rückgrat des gesamten Ensembles. In Kontrast hierzu stehen die großen, gerahmten Glasflächen der Schwimmhalle, die dem Schwimmer den Blick in die Landschaft ermöglicht. Glas und warme Holztöne bilden ein elegantes Erscheinungsbild. Das Volumen der Sprunghalle tritt hinter dem Bad zurück, aber bildet im Inneren eine großzügige Gemeinsamkeit.
…ein neuer Platz
Der Zugang erfolgt vom Platz und bildet den Mittelpunkt der gesamten Parklandschaft. Die Terrasse ist zentraler Mittelpunkt aller sportlichen Aktivitäten aber auch ruhender Mittelpunkt mit seiner Gastronomie, dem Blick auf das Kinderbecken und den Sichtmöglichkeiten auf die Freianlagen und auch in die Landschaft. Familien mit Kindern werden nachhaltig angesprochen. Die Gastronomie erschließt schon bei Betreten des Gebäudes alle Angebote direkt aus dem Foyer: das Schwimmbecken, das Lehrschwimmbecken, das Kinderbecken und die gesamte Outdoor-Welt, die sich von hier aus entwickeln kann. Somit wird dem soziokulturellen Aspekt, der Gemeinschaft, der Kommunikation und der Freizeit eine Plattform gegeben. Die Gastronomie, betrieben als „Bedarfsbistro“, kann direkt mit der Zugangskontrolle verknüpft werden und auch Anlaufpunkt für den Schulbetrieb werden.
Die Anlieferung erfolgt von Osten über den Raabeweg und ermöglicht auch eine direkte Anbindung an das Rad- und Fußwegesystem. Das bestehende Geländenivellement bleibt erhalten. Lediglich die teilunterkellerten Bereiche der neuen „Bausteine“ greifen reduziert in den Bodenbestand ein.
…Architektur

Auch in der zeitgemäßen Architektur ist die Verwendung natürlicher regionaler Materialien, wie Holz und Mineralputz, Bruchstein und Schiefer, ohne historisierende Wirkung möglich. Glasfassaden, die die Proportionen der bestehenden Bebauung aufnehmen, sind durch ihre Leichtigkeit, Offenheit, Transparenz ebenfalls denkbar, grün (untergeordnet), schwarz, grau und weiß - so das IEHK Waldbröl 2025. Große Glasfenster öffnen Ausblicke in die Umgebung, gleichzeitig schließt sich der Baukörper nach Osten und Norden hin durch das erlebbare Rückgrat aus Funktionsräumen und Technik. Einer Wirbelsäule gleich reihen sich die einzelnen Funktions- und Umkleideräume daran auf. Öffnungen nach Süden und Westen ermöglichen eine natürliche Belichtung und das Spiel der Sonne. Horizontale, liegende Formate ergeben eine beruhigende Großzügigkeit. Die sich anschließenden Räume erschließen sich dem Nutzer intuitiv.

…Materialien

Warme Lärchenlamellen, anthrazitfarbene Klinker, Glas und weisse Putzflächen dominieren das äussere Erscheinungsbild. Im Inneren wird die helle, lichte Atmosphäre von hellen Boden- und Wandfliesen mit apfel- und tannengrüne Zitaten erzeugt. Die Decken der Schwimmhallen erhalten Trapezblechuntersichten, die oberen Seitenwände werden mit mikroperforierten, vertikalen Alublechen zur Gewährleistung einer Schallabsorption verkleidet.

„Das Hallenbad erfülle gesellschaftliche, sportliche, schulische, soziale und vielfältige andere Aufgaben. „Die Stadtentwicklung sehe ich in einem „Dreiklang“ mit Durchführung der Projekte Merkur als Investorenmaßnahme, Bürgerdorf am Alsberg mit multifunktionaler Nutzung und Sanierung des Hallenbades als Begegnungsstätte für die Bürgerschaft“, so Bürgermeister Koester.

…Energetische Maßnahmen

Der Stahlskelettbau der 70er Jahre wird energetisch saniert, die Haustechnik komplett erneuert. Es wird ein bauphysikalisches Planungskonzept entwickelt, in dem die Maßnahmen des baulichen Wärmeschutzes festgelegt werden. Der Nachweis wird nach EnEV 2014, Niveau 2016 geführt. Über die EnEV hinausgehend wird ein Passivhausstandard angestrebt. Auf den Dachflächen werden Aufstellmöglichkeiten für Solaranlagen vorgesehen.

… Neubau oder Erhalt des Bestandes

In der Präsentation der Maßnahmen wurden Bausteine entwickelt und auch der Erhalt oder die Sanierung des bestehenden Bauwerks beleuchtet. Die Entscheidung der Bürger war deutlich: Sanierung des Hallenbads, Neubau der Umkleiden und des Eingangsbereichs und die Erweiterung um Lehrschwimmbecken und Kinderbecken wurden klar gewünscht. Der größte Teil des bestehenden Hallenbades bleibt erhalten. Die Neubaumaßnahme des Hallenbades beträgt max. 49 %. Die Maßnahme ist damit förderfähig. Im Zuge der energetischen Sanierung wird die Haustechnik komplett erneuert und damit langfristig und nachhaltig auf einen aktuellen Stand gebracht.
…Inklusion
Als soziologischer Begriff beschreibt das Konzept der Inklusion eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen etc. Weniger Barrieren in den Köpfen, mehr Offenheit, Toleranz und ein besseres Miteinander sind in einer offenen Architektur möglich. Der Neubau der Umkleiden ermöglicht die Inklusion im kleinen Detail und auch in den großen Bereichen der Bäder: Eingang, Umkleiden, Bad sind komplett schwellenlos zu erreichen. Die Umkleiden ermöglichen Zugänge in allen Gemeinschaftsbereichen und nicht nur in „behindertengerechten Anlagen“. Im Hallenbad werden Steckhülsen für Lifter für Menschen mit Mobilitätsstörungen vorgerüstet. Durchgänge, Türen und Bewegungsräume werden ausreichend breit dimensioniert. Die Nutzungsbereiche sind nicht nur akustisch voneinander getrennt, sondern können auch je nach Bedarf optisch getrennt werden. Einblicke können gezielt ermöglicht oder verhindert werden. Belange ethnischer Gruppen werden berücksichtigt, ohne die notwendige Transparenz des Aufsichtspersonals zu behindern.
….neue Nutzer
Das bisherige Angebot wird durch die neuen Bausteine erheblich attraktiviert: Eine helle Eingangssituation bildet durch das Bedarfsbistro mit Sitzgelegenheiten im Innen- und Außenbereich den Auftakt. Der übersichtlich zu kontrollierende Eingangsbereich bietet Aufenthaltsqualität und Funktionalität. Fönplätze in der Nähe des Ausgangs sind kontrollierbar. Die Umkleiden werden deutlich erweitert und in Anlehnung an die KOK dimensioniert. Die Anzahl der Einzel-, Familien- und Sammelumkleiden (4) wird erhöht. Eine strikte Trennung von Stiefelgang und Barfußgang reduziert die Reinigungskosten. Duschen werden als Gruppenduschen mit Rückzugsmöglichkeiten in Einzelduschen angeboten. Desinfektionsdüsen für Füße und Rollstühle sind vorgesehen. Die Zugänge zu den Bädern erfolgen zentral.
… Schwimmen und Springen
Das 25 m-Becken mit 10m Breite und seinen 4 Bahnen wird saniert. Alle Oberflächen werden erneuert. Der Raum gewinnt durch den Entfall der Abhangdecke an Höhe. Technik wird sichtbar in Szene gesetzt. Der Sprungturm bleibt in seiner Funktion und Form erhalten. Der bestehende Hubboden wird zurückgebaut. Das Hallenbad erhält einen zentralen, schwellenlosen Zugang zum Außenbereich.
… Lehrschwimmbecken
Das 8 x 12,5 m große Lehrschwimmbecken erhöht die Kapazitäten des Vereins- und Schulbetriebs sehr positiv. Einsehbar oder vor Blicken geschützt, akustisch vom Hallenbad getrennt kann hier eine Bühne für viele neue Kursangebote geschaffen werden. Eine breite Gewöhnungstreppe bietet einen bequemen Zugang zum Becken mit Tiefen von 0,6 m bis. Wärmebänke vor den Glasflächen bieten Sitzmöglichkeiten.
… Kinderbecken
40 qm Wasserfläche für die Kleinsten! In direkter räumliche Nähe zum Lehrschwimmbecken, geschützt durch eine Brüstung mit z.B. einer Wasserschlange zum tieferen Wasser und einer Rutsche verfügt das Kinderbecken über ausreichende Wärmebänke als Sitzgelegenheiten. Ausreichend Platz dient als Spielfläche, kann aber auch mit Liegemöbeln möbliert werden. Der direkte Sichtkontakt von der Gastronomie auf das Kinderbecken bietet auch den Eltern Blickmöglichkeiten, ohne das Bad zu betreten.
… Freiraumqualitäten
Der Blick in das Tal durch die großen Fensterflächen lässt den Benutzer ins Grüne schwimmen! Der Blick fällt dabei auf das große Freiraumareal, seine Baumkulisse zur Vennstraße und in die Weite des Tals. Der Bezug zur Außenwelt wird gesteigert und der direkte Zugang erleichtert. Die Palette der Nutzungsvielfalt reicht von der Liegewiese bis zu möglichen weiteren Attraktionen. Ein Beachvolleyballfeld und ein Sandplatz runden die Qualitäten des Freiraums ab und stehen noch für weitere geplante Maßnahmen offen. Ein Gartenhallenbad in der grünen Landschaft!
…Konstruktionsbeschreibung
Die neu zu errichtenden Gebäudeteile werden über eine Gebäudefuge vom Bestandsbauteil getrennt. Das Untergeschoss im Bereich des Lehr- und Kinderschwimmbeckens wird als Stahlbetonkonstruktion in WU-Bauweise errichtet. Die Gründung ist als Flachgründung über Einzel- und Streifenfundamente und über die Bodenplatte konzipiert. Der erdgeschossige Bereich wird mit einer, über die gesamte Breite gespannten, leichten Stahlkonstruktion geplant. Die Dacheindeckung wird mittels Trapezblech ausgeführt. Die Aussteifung erfolgt über Wände bzw. Aussteifungsverbände.
Der eingeschossige Baukörper für Bistro und Umkleideräume wird ebenfalls in leichter Bauweise als Stahlkonstruktion errichtet. Die Träger sind als Durchlaufträger konzipiert und geben ihre Last auf Stützen bzw. Außenwände ab. Die Dacheindeckung wird ebenfalls als Trapezblech ausgeführt. Die Aussteifung erfolgt über Wände bzw. Aussteifungsverbände. Die Gründung erfolgt als Flachgründung auf Einzel- und Streifenfundamenten.