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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2016

Neubau Probehaus Luzerner Sinfonieorchester

Perspektive Außen

Perspektive Außen

Ouverture

1. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 24.000 CHF

Enzmann Fischer Partner AG

Architektur

BÜRO KONSTRUKT

Architektur

applied acoustics GmbH

Akustikplanung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Ein markantes Zeichen
Der Neubau für das Luzerner Sinfonieorchester markiert als prägnantes, bauliches Zeichen den Ort des wachsenden Kulturareals am Südpol in Kriens. Der neue Probesaal bildet zusammen mit der entstehenden Musikhochschule und den Räumlichkeiten des Südpols den Auftakt der Südallee zwischen Luzern und Horw. Die zwei bestehenden Bauten werden so zu einem volumetrischen Dreiklang erweitert. In Übereinstimmung mit der inneren Ordnung erscheint der Neubau als eine Stapelung unterschiedlicher Räume. Der Probesaal als eigentliches Herz des Neubaus tritt über das markante Sheddach resp. das große Fenster des Foyers prägnant nach Aussen in Erscheinung. Die bestehende Parkplatzfläche vor dem Südpol wird teilweise durch den Neubau besetzt. Neu entsteht ein gefasster Vorplatz. Die Eingänge der unterschiedlichen Bauten für die Musik und Theater fassen den neuen Platz räumlich auf zwei Seiten ein. Bäume und Grünflächen mit Sitzmöglichkeiten werten den Zugangsplatz zusätzlich auf und machen ihn zu einem attraktiven, öffentlichen Raum an der Arsenalstraße.

innere Logik & äußere Erscheinung
Die eingehende Analyse des Raumprogrammes hat gezeigt, dass die Stapelung der verschiedenen Nutzungen die effizienteste Organisation des Gebäudes ermöglicht. Die verschiedenen Proberäume sind entsprechend der benötigten Raumhöhen gruppiert und jeweils auf einem Geschoss angeordnet. Im ersten Obergeschoss befinden sich die Einzelproberäume (Raumhöhe 3.5m). Die Grundrissdisposition ist so gewählt, dass die Wände dieses Geschosses als raumhohe Träger ausgebildet werden können. Sie fangen die Lasten der oberen Geschosse ab und leiten sie auf die Stützen im Erdgeschoss ein. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die drei Registerproberäume (Raumhöhe 4.8m). Auf dieser Etage ist die Tragstruktur zu einem großen Teil in Stützen aufgelöst. Die Flexibilität für Nutzungsänderungen zu einem späteren Zeitpunkt ist dadurch gegeben. Der Probesaal mit einer durchschnittlichen Raumhöhe von 10.5m befindet sich im dritten Obergeschoss. Aus dem Foyer des Probesaals besteht ein Blickbezug zum Kulturplatz. Der äußere Ausdruck entwickelt sich aus der inneren Logik des Hauses. Die nach oben zunehmenden Geschosshöhen sind an der Fassadenverkleidung ablesbar und werden durch die breiter werdende Fassadenteilung zusätzlich betont. Dies verleiht dem Gebäude einen dezent eleganten Ausdruck.

einfach konstruiert
Die primäre Tragstruktur des Neubaus besteht inklusive dem 2. Obergeschoss aus Ortbetonstützen resp. Wänden und Geschossplatten. Das darüber liegende Tragwerk sowie die Dachkonstruktion des Probesaales ist als Stahlbau konzipiert. Die Ausfachung der Tragstruktur sowie alle Innenwände sind in Kalksandstein ausgeführt. Außen wird das Haus mit einer Metallverkleidung versehen. Diese Bauweise ermöglicht eine kostenbewusste Realisierung, ist langlebig und im Unterhalt günstig. Der Schutz vor Luftschall von außen wie auch innerhalb des Neubaus wird mit dem Prinzip der Mehrschaligkeit gewährleistet. Aussenlärm wird mit massiven Mauerwerken in Kalksandstein oder Ortbeton in Kombination mit raumseitig vorgesetzten Leichtbauschalen gedämmt. Doppelschalige Fensterkonstruktionen garantieren die geforderte resultierende Luftschalldämmung. Innerhalb des Gebäudes wird die Primärstruktur der verschiedenen Musikproberäume in massereichem Massivbau gebildet. Zusätzlich wird innerhalb der Musikproberäume im zweiten Obergeschoss eine Sekundärstruktur aus biegeweichen Vorsatzschalen eingebaut. Die geforderte Trittschallisolation wird mit separierten Zementestrichen auf poröser Dämmschicht erreicht.

präziser Klang
Der Grundstein für die akkurate Raumakustik des Probesaals wird im Raumvolumen gelegt. Einer Orchestergröße von 80 Musikerinnen und Musiker wird ein Volumenbedarf von je ca. 50 m3 zu Grunde gelegt. Die gewählte Grundfläche erlaubt eine flexible Nutzung des Saals, wo auch größere Orchester inklusive Chor eine sinnvolle Aufstellung finden. Eine variable Raumakustik wird mit schallabsorbierenden Vorhängen vor den Wänden erreicht. Damit kann die notwendige Schallabsorption für Orchesterproben und andere Saalnutzungen individuell aufgezogen werden. Bei kammermusikalischen Aufführungen und Recitals werden die Vorhänge in den Raumecken parkiert. Die großzügige Strukturierung der Saaldecke mittels Sheddachflächen und den abgehängten Deckensegeln sorgt für eine gleichmäßige Schallverteilung der musikalischen Ereignisse auf der Grundfläche. Die verkleideten Wandoberflächen erhalten die notwendige geometrische Strukturierung um Echoeffekte sowie Fokussierungen zu vermeiden und eine wohlklingende Temperierung des Nachhalls zu ermöglichen. Balkonbrüstungen unterstützen die Ensembles mit zeitlich frühen Reflexionen. In allen Musik-Proberäumen ist eine abgehängte Akustikdecke in Gips vorgesehen. Auf den Wandoberflächen modular angeordnete Akustikelemente für den Tief-, Mittel- und Hochtonbereich sorgen in den unterschiedlichen Raumvolumen für breitbandig gleichmäßig abfallende Schallenergie, wie auch für die MusikerInnen hilfreiche diffuse Reflexionen. Mit schallabsorbierenden Vorhängen vor den Raumtrennwänden kann die mittlere Nachhallzeit variiert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Schlicht und dennoch mit Strahlkraft bildet das LSO zusammen mit der Musikhochschule und dem «Südpol» den neuen Auftakt zwischen Luzern und Horw. Im Einklang mit der inneren Ordnung steht die spannungsvoll vertikalisierte Architektur im ausgewogenen Dreiklang der in die Zukunft weisenden Kulturinstitution im Süden von Luzern und bereichert rund um die Allmend zusammen mit der Messe, dem Sportstadion und der Schwimmhalle den einzigartigen Kultur-, Freizeit- und Naherholungscluster. Geschickt sucht der orthogonale Neubau die Nähe zur Musikhochschule und zum «Südpol», spielt dadurch einen großzügigen, unverstellten Raum frei, fördert Zusammengehörigkeit und lässt für den «Südpol» Entwicklungsspielraum für die Zukunft offen. Erkauft wird diese Freiheit allerdings teilweise durch die unzulässige Parkierung und Anlieferung im Grün- und Baumgürtel der Arsenalstraße. Zeichenhaft wirkt die elegant geschwungene Treppe, welche das reduzierte Volumen klug von dieser funktionalen Notwendigkeit entlastet. Die innere Organisation ist geprägt von einer stupenden Logik, welche es bei aller Knappheit versteht, die Erschließungen, die Korridore und die Vorplätze angemessen, aber großzügig erscheinen zu lassen. Auf drei Ebenen mit differenzierten Raumhöhen organisiert, stellt sich neben schönen Raumerlebnissen eine sehr gute Orientierung bei kurzen Wegen ein. Die Raumproportionen sind anmutig und versprechen außergewöhnlich schöne und inspirierende Proberäume. Im Gebrauch wenig dienlich sind die vielen kleinen, teils schmalen Stauräume.

Der Probesaal besticht durch seine ausgewogene Proportion, seine Flexibilität in der Bespielung der Fläche, sein hölzernes Interieur und letztlich seine Lichtführung. Kombiniert mit dem zweigeschossigen Vorraum findet der Proberaum die ausgewogene Balance zwischen einfachem Gebrauchsraum, anmutiger Raumkunst und beeinflussbarer, flexibler Nutzung. Über das zweigeschossige Foyer erreicht die Besucherin und der Besucher die Galerie, welche nicht nur die Raumakustik positiv beeinflusst, sondern auch störungsfreie Abläufe begünstigt. Zusammenfassend wird ein Raumkonzept vorgeschlagen, welches über das Proben und Üben hinaus einen identitätsstiftenden Besinnungs- und Rückzugsort für die Musik anbietet. Grundlage der Raumakustik im Proberaum bildet das Raumvolumen. Wenn auch mit Zurückhaltung dargelegt, sind die Voraussetzungen zur Schaffung einer anpassungsfähigen Akustik sehr gut. Wie sich die geschuppte Decke der Shedoblichter auf eine neutrale, ungerichtete Raumakustik auswirkt kann nicht abschließend beurteilt werden.

Differenziert, den spezifischen Bedingungen folgend, besteht die Primärstruktur bis ins zweite Obergeschoss in Betonskelettbauweise, so dass auch späteren Raumveränderungen Rechnung getragen werden kann. Das oberste Geschoss ist in Stahl vorgesehen. Die mit handelsüblich abgekanteten Blechbahnen verkleideten Fassaden zeichnen die innere Geschossigkeit ab und verleihen durch die Schuppung der vertikalen Architektur zusätzliche Eleganz.

Das Projekt OUVERTURE besticht durch seine konzeptionelle Schärfe, in Bezug zur städtebaulichen Setzung, durch die moderat zeichenhafte elegante Architektur, die optimalen funktionalen Abläufe und letztlich durch die sehr schön geschnittenen Räume, welche schlicht, angemessen und dennoch anmutig einen außergewöhnlichen Rahmen für die Musik anbieten. Der Wille zur Reduzierung und Optimierung durchdringt das Projekt in allen Teilen und führt es zu einer bemerkenswerten Klarheit und Qualität.

Raumakustik und Schallschutz
Mit einem Raumvolumen von ca. 4000 m3 und raumakustisch wertvollen Elementen wie Deckensegel und Balkonbrüstungen sind in Bezug auf die Raumakustik überzeugende Verhältnisse zu erwarten. Diese gewährleisten – nebst der Möglichkeit von Nach- und Feinregulierungen – auch eine Vielzahl von raumakustisch unterschiedlichen Nutzungen. Das Ausmaß und die Anordnung der in der Visualisierung kleinflächig skizzierten Deckensegel sind im Rahmen der Weiterbearbeitung unter Berücksichtigung der raumakustisch eher groben Struktur des Sheddaches noch zu überprüfen bzw. zu präzisieren. Dies betrifft auch das Reflexionsverhalten der Wände mit der regelmäßigen Strukturierung der Wandpaneele.

Schalltechnisch ergeben sich aufgrund der Anordnung der Räume und der massiven Bauweise gute Randbedingungen zur Sicherstellung des geforderten störungsfreien Betriebs. Die schalldämmenden Maßnahmen betreffen in erster Linie die Boden- bzw. Deckenkonstruktionen; diese sind im Rahmen der Weiterbearbeitung durch eine tieffrequente Abstimmung der Bodenüberkonstruktion noch zu optimieren. Bezüglich des Außenlärms sind mit der fensterlosen Westfassade und dem eher kleinflächigen Fenster auf der Nordseite kaum relevante Straßenlärmbelastungen zu erwarten. Ob spezielle Schalldämmmassnahmen der Sheddachfenster gegen Fluglärm notwendig werden, muss im Rahmen der Detailbearbeitung geklärt werden.
Perspektive Innen

Perspektive Innen

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Lageplan

Lageplan

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 4.OG

Grundriss 4.OG

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Nutzungsschema

Nutzungsschema