Award / Auszeichnung | 03/2018
Preis für Baukultur der Metropolregion München 2018
©Pk. Odessa Co
Platzräume antworten auf einmündende Straßenzüge und verweben dadurch das neue Quartier mit der Nachbarschaft
Festgemauerte Tanzfiguren - Schwabinger Tor
DE-80804 München, Leopoldstraße
Anerkennung
Architektur
ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB
Landschaftsarchitektur
shl schmidt hammer lassen architects
Architektur
Architektur
Architektur
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sonstige Fachplanung
emproc GmbH Kostenmanagement für Immobilien
sonstige Fachplanung
Architektur
Lichtplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Hochhäuser, Wohnungsbau
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Projektgröße:
89.000m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2012
Fertigstellung: 01/2017
Projektbeschreibung
In weiteren, kleinen Wettbewerbsverfahren wurden die Architekten der einzelnen Häuser ermittelt.
03 Architekten realisierten den länglichen Bau im Norden (A) sowie am Parzivalplatz (E). Daneben waren vier weitere Büros beteiligt. Hilmer Sattler errichteten das Fünf-Sterne-Hotel (D) sowie ein sehr schmales Gebäude (C) mit Suiten östlich davon. Max Dudler errichtete das Hochhaus (B) im Norden sowie drei weitere Bauten (F, H, I) im Süden des Areals. Diesen haben Hild und K ein weiteres Gebäude (G) gegenübergesetzt.
Das Nutzungskonzept ist eine urbane Mischung aus Läden, Büros, Wohnungen, Hotel, Kultureinrichtungen und Gastronomie, mit der Besonderheit, dass die Gebäude nicht wie üblich nach Büro- und Wohngebäuden getrennt werden, sondern sich die Nutzungen jeweils in den Gebäuden vertikal mischen.
Bei der architektonischen Umsetzung der neun Gebäude mit insgesamt 209 Wohnungen, davon 32 mit sozialer Bindung, 53 Büros, 22 Gewerbeeinheiten und 234 Hotelzimmer wurde großen Wert darauf gelegt, den Gebäuden ein hohes Maß an Urbanität nicht nur über die öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss, sondern auch über das äußere Erscheinungsbild zu verleihen. Die Fassaden der einzelnen Gebäude reagieren auf die jeweilige Lage im Quartier und wurden in gemeinsamer Diskussion entwickelt, um als komponierte Einheit weiterhin räumlich ablesbar zu sein.
Vor- und Rücksprünge der Baukörper gliedern die autofreie Gasse, begrenzen die Sichtachsen und schaffen Enge und Weite in lockerer Folge. Die hohen Sockelzonen sind alle mit öffentlichen Nutzungen wie Läden, Gastronomie, Kultureinrichtungen, Hotel etc. belegt. Eine zweistöckige Unterkellerung mit Tiefgarage sorgt dafür, dass das Quartier den Fußgängern vorbehalten bleibt. Das Angebot an Nahversorgung stellt einen wichtigen Beitrag zur Versorgung des Quartiers und aber auch der umliegenden Wohnquartiere dar.
Die verschiedenen stadträumlichen Aufweitungen orientieren sich wahlweise als Stadtplätze zur Leopoldstraße oder als Quartiersplätze in Richtung der ruhigeren, begrünten Berliner Straße östlich des Quartiers. 03 Architekten führten, gemeinsam mit ver.de Landschaftsarchitekten, als vereinheitlichendes- und stadtraumprägendes Mittel für Schwabing am Grundstücksrand die historische Säulenpappelallee weiter. Zur Komplettierung wurde für den gesamten Bodenbelag des Quartiers Granitplatten vorgesehen. Magnolienbaumreihen säumen die Gassen und Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Es gibt Stahlbügel für Fahrräder, sowie Aufenthalts- und Spielflächen im Grünen für kleinere Kinder und im Osten des Areals einen freigelegten Bachlauf mit Biotop. Eine Straßenbahn-Haltestelle direkt auf dem Grundstück sorgt für den Anschluss des Quartiers an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt München.
Im Inneren der Gebäude bestand die größte Herausforderung darin, die unterschiedlichen, vertikal geschichteten Nutzungen miteinander zu kombinieren. Aufgrund der 16 m bis 27 m tiefen Grundrisse war es möglich Erschließungskerne für die Büros und das Wohnen in der Gebäudemitte unterzubringen. Dabei sind in den oberen Stockwerken großzügige Wohnungen entstanden, die von der erhöhten Lage im Stadtkörper profitieren, und von deren Dachterrassen man über die gesamte Stadt bis in die Berge blicken kann.
Da die Wohnungen (ob freifinanziert- oder im geförderten Wohnungsbau ausgeführt) allesamt als Mietobjekte verwaltet- und nicht verkauft werden, wurde jede Wohnung – vom 55 m2 großen Apartment bis zum 200 m2 großen Penthouse – mit einer Loggia, Echt-Holzböden und einer hochwertigen und modernen Küche ausgestattet.
Besonderheit des neuen Quartiers ist der „Sharing“-Gedanke, der sich in vielen Einzelaspekten wie
Co-Working, Car-Sharing oder einer Quartiers-App ausdrückt. Durch den Austausch in Echtzeit soll das Miteinander von Menschen unterschiedlichster sozialer Hintergründe und Lebensstile auf dem Areal gefördert werden. Jeder Mieter entscheidet selbst, welche Dinge er gerne teilen oder anbieten möchte: von der Bohrmaschine über Hilfe beim Einkaufen oder beim Blumengießen in der Urlaubszeit. Sowohl dauerhafte Angebote wie der wöchentliche Lauftreff als auch kurzfristige Aktionen wie das Angebot, Lebensmittel vor dem Urlaub abzugeben, können den Nachbarn – wie früher am Schwarzen Brett – mitgeteilt werden. Neben dem nachbarschaftlichen Austausch spielt aber auch die Verfügbarkeit von digitalen Mieterservices seitens des Vermieters eine wichtige Rolle.
Im Gegensatz zur üblichen Philosophie der Trennung der Nutzungen setzt das Quartier auf die urbane und gesellschaftliche Durchmischung und die Integration von Wohnen, Arbeiten und Freizeit in die Innenstadt.
Beurteilung durch das Preisgericht
©03 Arch.
Schwarzplan
©Pk. Odessa Co
Vor- und Rücksprünge der Baukörper gliedern die autofreie Gasse, begrenzen Sichtachsen und schaffen Enge und Weite in lockerer Folge. Die Sockelzonen sind alle mit urbanen Nutzungen wie Läden, Hotel, Kultureinrichtungen und Gastronomie belegt, die die Freiräume belegen.
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Die grüne Umgebung am freigelegten Bachlauf und der Baumbestand an der Berliner Straße zur Ostseite prägen das Bild
©Pk. Odessa Co
Das Haus am neuen städtischen Platz antwortet als Schlusspunkt auf die einfallende Querachse der Parzivalstraße. Der Wohnungsbauteil beweist, dass auch in München tiefe Grundrisse funktionieren können.
©Pk. Odessa Co
Der städtebauliche Entwurf sieht für das Quartier ein Ensemble aus neun freistehenden Gebäudekörpern mit unterschiedlichen Höhen vor, die ein Netz aus öffentlichen Gassen und Plätzen bilden und das Quartier mit der angrenzenden Umgebung verknüpfen. Turmbauten im Norden und Süden des Areals setzen Akzente zur stadträumlichen Verortung
©03 Arch.
Das neue Quartier verbindet den urbanen Raum zwischen Zentrum und Schwabinger Norden
©03 Arch.
Die unterschiedlichen Nutzungen mischen sich vertikal in den Gebäuden
©03 Arch.
Zwei Reihen von Gebäuden werden gegen einander verschoben und verzahnen die jeweiligen Stadträume miteinander
©ver.de landschaftsarchitektur
03 Architekten führen, gemeinsam mit ver.de Landschaftsarchitekten, als vereinheitlichendes- und stadträumlich prägendes Mittel für Schwabing am Grundstücksrand die historische Säulenpappelallee weiter. Magnolienbäume säumen die Gassen und Sitzbänke laden zum Verweilen ein