Wie Architekten innerhalb dieses Spagats einem hohen Gestaltungsanspruch gerecht werden, veranschaulichten auf den 14. JUNG Architekturgesprächen in Wien am 9. Mai 2019 Andreas Krawczyk (NKBAK, Frankfurt am Main) und Matthias Siegert (VON M, Stuttgart) anhand ihrer Modular geplanten und gebauten Schulprojekte. Über die Seriosität und die Zukunft moderner Bauweisen diskutierte Christian Kaufmann (KAUFMANN BAUSYSTEME, Reuthe) mit den Referenten in der von Maik Novotny moderierten Podiumsdiskussion.

10 Fragen an Andreas Krawczyk und Christian Kaufmann:

1. Gute Architektur sollte …

A. Krawczyk: … Spaß machen.

C. Kaufmann: … konstruktiv mutig sein.

2. Architekten sollten …

A. Krawczyk: … Spaß haben.

C. Kaufmann: … auch ab und an auf die Handwerker hören.

3. Gibt es Gebäude, die bei Ihnen eine besondere Leidenschaft auslösen?

A. Krawczyk: Das sind bei mir die Gebäude, die eine gewisse Klarheit haben und dadurch eine starke Atmosphäre ausstrahlen. Sehr beeindruckt hat mich die kaiserliche Katsura-Villa in Kyoto. Das Zusammenspiel von Innen- und Außenraum und auch der verschiedenen Elemente kreiert eine Atmosphäre, die einfach Spaß macht

C. Kaufmann: Bei mir ist es ganz aktuell das „Woody“-Studentenwohnheim, das wir in Hamburg gebaut haben. Es ist ein sechsgeschossiges Modulgebäude – das größte, das es derzeit gibt. Da bin ich stolz drauf und es fasziniert mich immer wieder.

4. Wovon lassen Sie sich inspirieren?

A. Krawczyk: Vom Leben und von dem, was um mich herum passiert. Unabhängig von der Bauaufgabe lasse ich mich auch stark von den späteren Nutzern inspirieren und versuche herauszufiltern, was sie wirklich brauchen. Wenn man das ernst nimmt, dann kommt später auch gute Architektur dabei heraus.

5. Was war Ihr bislang größter Erfolg?

A. Krawczyk: Die Geburt meiner Tochter.

C. Kaufmann: Ebenfalls die Geburt meiner Tochter.
Aber auf die Projekte bezogen wären es die Meilensteine im Holzbau, die mein Großvater hatte mit dem Rinterzelt Gebäude in Wien, die mein Vater hatte mit den ersten Hochregallagern aus Holz, und die ich jetzt eben im Modulbau verzeichnen kann. Das zeigt unsere Freude am Baustoff Holz und eben auch seine Vielfältigkeit.

A. Krawczyk: Bei unseren Projekten gab es nicht den einen großen Erfolg. Das schöne ist, dass der Erfolg sich stetig weiter ausbreitet und größer wird. Wir haben unsere Projekte geplant, wie wir es für richtig hielten und im Anschluss wurden sie dann zum Erfolg – ganz unerwartet. Durch die Klarheit der Gebäude und die Simplizität der Bauweise konnten wir überzeugen.

6. Welches Projekt steht bei Ihnen als nächstes an? Woran arbeiten Sie gerade?

C. Kaufmann: In Berlin bauen wir gerade drei große Schulen in Modulbauweise. Das sind vom Volumen her wieder ganz neue Sphären, die wir dort eröffnen.

A. Krawczyk: Das sind zwei Grundschulen und eine Oberschule, jeweils in gleicher Konstellation mit Sporthalle. Jedes Gebäude ist eine Weiterentwicklung aus dem Wissen, das wir uns durch die Bauweise in den letzten Projekten angeeignet haben.

7. Was ist für Sie der größte Vorteil in modularen Bauprozessen?

C. Kaufmann: Die Qualität. Die Einfachheit. Die Schnelligkeit. Und der Bauherr hat die Kosten zu jedem Zeitpunkt des Prozesses im Griff. Vor allem zeigt es, das systematisches Bauen keinen negativen Einfluss auf die Architektur haben muss.

A. Krawczyk: Für uns Architekten sind die ausschlagenden Argumente, dass wir unserem Bauherren sagen können: Das Gebäude ist am Tag X fertig und kostet den Betrag Y. Man hat einfach die Planungssicherheit. Das Modul hat den Vorteil, dass durch die industrielle Fertigung eine Qualität und Präzision erreicht werden kann, die auf der Baustelle ansonsten nicht erzielt würde.

8. Gibt es auch Nachteile?

C. Kaufmann: Der Modulbau ist nicht das Allheilmittel für den Holzbau. Es gibt Bereiche, bei dem die modulare Bauweise extrem gut geeignet ist, wo es perfekt passt. Aber es gibt genauso Themen, die überhaupt nicht zum Modulbau passen. Da muss man dann fairerweise sagen, dass es keinen Sinn macht.

9. Was raten Sie jungen Architekten?

A. Krawczyk: Arbeiten. Arbeiten. Arbeiten. Sich nicht von Rückschlägen aus der Ruhe bringen zu lassen und weiter zu kämpfen. Nie den Spaß an der Sache zu verlieren, positiv und selbstbewusst an die Aufgaben ran zu gehen und den Glauben an sich selber nicht zu verlieren. Und ganz wichtig: Baut keinen Scheiß!

10. Wenn Sie nicht Architekt/Zimmermann geworden wären, was wären Sie heute?

C. Kaufmann: Ich wäre ganz sicher Motorsportler geworden.

A. Krawczyk: Ich hab keine Ahnung. Ich kann nichts anderes. (lacht.)