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Konkurrierendes Verfahren im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung | 09/2006

Tempelhofer Hafen

Abgabeblatt 1

Abgabeblatt 1

2. Preis

Prof. Gabriele G. Kiefer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aktuelle Entwicklungen
Weltweit werden in den Innenstädten die Situationen am Wasser (wieder-)entdeckt und zugänglich gemacht. Mit der Umverlegung des Güterverkehrs auf die Straßen wurden Flächen frei, die vorher als Güterumschlagplätze reserviert und den angeschlossenen Industrien vorbehalten waren.
In Berlin geschieht dies seit dem Fall der Mauer entlang der Spree - der Bereich entlang des Osthafens zwischen Treptower Park und Oberbaumbrücke zeigt derzeit eine besonders dynamische Entwicklung hin zu einem gefragten Arbeits-, Wohn- und Freizeitviertel. Teilweise kamen die Impulse von „oben“ (Ansiedelung von Universal), sie wären aber nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, hätte es nicht eine Bewegung „von unten“ gegeben (Strandbars, Badeschiff).
Der Hafen Tempelhof wird von diesem Trend profitieren können. Die Erschließung des Hafens Tempelhof für urbane Aktivitäten gibt die Initialzündung. Trotz der Entfernung von der City weist die dortige städtebauliche Situation aufgrund der umgebenden Blockbebauung und der beeindruckenden Dimension der Zeichen setzenden historischen Gewerbegebäude einen sehr urbanen Charakter auf.

Ort am Wasser
An den Uferstreifen verbindet sich die Inszenierung des Urbanen (Stadtkante) mit dem Wasser. Das Wasser ist natürlich Symbol des Lebens, aber auch Sinnbild der Landschaft, die sich mit der Stadt verbindet, ja im Idealfall versöhnt. Die Wasserfläche, auf die man blickt, in der sich der Betrachter und die Stadt spiegeln, ist mindestens genauso wichtig wie die Beschaffenheit der Fläche, auf der sich der Betrachter – hinausblickend – aufhält.
In diesem Sinne konzentriert sich unser Entwurf auf die Inszenierung der zentralen Wasserfläche des Hafens. Auf ein Übermaß von schmückendem Beiwerk wird verzichtet. Die einzelnen Flächen werden klar herausgearbeitet und bilden eine Terrassenanlage im Sinne einer städtischen Gesamtskulptur, die nachts durch eine Beleuchtungsinszenierung illuminiert wird. Diese Gestaltung unterstützt die historische Form des Hafens: dienten die Kais vormals noch als flexibel belegbare Verkehrs- und Lagerflächen, so sind sie jetzt frei bespielbare Aufenthalts-, Bewegungs- und Veranstaltungsflächen.

Freiraumelemente
Die historischen Kanten des Hafenbeckens werden beibehalten. Entlang der Kräne verläuft eine senkrechte Kaimauer. Die Absturzsicherung wird durch ein speziell entwickeltes Geländer mit einer transparenten Füllung aus Edelstahlgewebe gebildet.
Die beiden Schmalseiten des Hafenbeckens werden mit Freitreppen ergänzt, die zum Wasser hinab führen und gleichzeitig als Aufenthaltsbereiche dienen (Sitzstufen).

Neu ist, dass die Kaiflächen nach Süden bis an den Teltowkanal gezogen werden und dort zwei Aussichtsbastionen bilden. Der Teltowkanal als Wasserlinie und Grünraum wird inszeniert, direkt zugänglich und damit effizient mit dem Hafenbecken verknüpft.

Die beiden Hafenmolen werden im Kontrast zur strengen Form des Hafenbeckens als grüne Skulpturen herausgearbeitet und mit einzelnen Baumgruppen bepflanzt. Sie repräsentieren den Grünraum des Teltow-Kanals entlang des Hafens. Die Molen bilden die Rampen hinauf zur neuen Brücke, die die Wegeverbindung entlang des Kanals komplettiert. Die Brücke sehen wir in Reminiszenz an das industrielle Umfeld in einer Stahl-Fachwerkkonstruktion.

Um so zurückhaltender der Umgang mit den Flächeneinheiten, um so wichtiger wird die Wahl der Materialien und Flächenbefestigungen. Auf der unteren Hafenebene wird das historische Pflaster wiederverwendet. Zu empfehlen ist hier eine Auslese der Steine in Hinblick von glatten Oberflächen und einer sorgfältigen Fugenausbildung, um eine gute Begehbarkeit zu gewährleisten. Die Entwässerungsrinnen verlaufen objektbegleitend an Stufen, Einbauten etc.








Badefloß
Schon von der sich deutlich absetzenden Formensprache her das auffälligste Element des Hafens ist das neue Badefloß, das als deutliches Zeichen die veränderte Hafennutzung anzeigt. Vorbild für das Konzept ist das Badeschiff an der Treptower Promenade. Als amorph geformte Insel aus Holzplanken liegt es im Nordosten des Hafenbeckens und zieht nicht nur unkonventionelle Nutzer an. Die Insel bietet einen direkten Kontakt mit dem Hafenbecken knapp über dem Niveau des Wasserspiegels, denn die Kainanlagen liegen wesentlich höher.
Sie ist über zwei Stege von den Kais aus zugänglich. Die Absturzsicherung erfolgt hier ebenfalls durch das Geländer mit Edelstahlgewebe.
Falls sich nicht zeitnah ein Nutzer bzw. Investor findet, schlagen wir vor, die Insel in Vorleistung mit einem Seerosenteich zu errichten, was innerhalb des zur Verfügung stehenden Etats möglich ist. Die zum Aufenthalt attraktive Insel dient dann gleichsam als Platzhalter für die neue und zukünftige Nutzung. Die den zur Verfügung stehenden Etat übersteigenden Kosten für die Einrichtung des Schwimmbeckens müssen anteilig vom Investor mitgetragen werden.

Eingangsplatz
Der Eingangsplatz auf der Ladenpassage vermittelt zum Tempelhofer Damm, nimmt Beläge der Straße auf und veredelt diese zu einem feinen Gussasphalt, der von Linien aus Edelstahl durchzogen wird. Diese Linien dienen abwechselnd der Entwässerung bzw. der Versorgung des Platzes mit Medien wie Strom und Wasser. Der Platz ist der Marktnutzung und anderen, auch kommerziellen Veranstaltungen gewidmet. Ein Vorhang aus bannerartigen Fahnen bildet eine semi-transparente Raumgrenze zum vielbefahrenen Tempelhofer Damm. Die grünen Fahnen zeigen Motive des Wochenmarktes in Form von verfremdeten floralen und pflanzlichen Elementen.
Auf der anderen Seite des Eingangsplatzes lädt eine langgestreckte Bank zum Aufenthalt ein und eröffnet die Aussicht von diesem „Stadtbalkon“ auf das Hafenbecken und den Teltowkanal. Die Absturzsicherung wird wie entlang der senkrechten Kaimauer durch das Geländer mit Edelstahlgewebe gebildet.
Die Hauptverbindung hinab auf das Hafenniveau erfolgt über die geplante Passage per Aufzug und eventuell auch über Rolltreppen. Eine Stahl-Freitreppe entlang der Fassade schafft eine weitere zuverlässige Verbindung.

Ausstattung
Auf beiden Höhenniveaus, dem des Stadtbalkons und dem der Hafenkais, bieten wir ein einheitliches Gestaltungselement als Raumteiler an: Pflanzgefäße, die sich für thematisch wechselnde Pflanzungen und Werbeinszenierungen eignen. Die Gefäße markieren besondere Orte und grenzen Bereiche z.B. für private Bewirtung ab.
Wie auch das Geländer und die Rinnen bestehen die Pflanzgefäße als neue Ausstattungselemente aus Edelstahl – ein Material, das sich deutlich von den älteren industriellen Materialien des Ortes absetzt.

Beleuchtungskonzept
Wichtigste Prämisse des Beleuchtungskonzepts ist die Integration der Beleuchtungskörper in vorhandene Bauobjekte, um zusätzliche Masten, Poller etc. zu vermeiden. Ein Großteil der Beleuchtung erfolgt passiv über die Anstrahlung von Fassaden und Objekten. So werden die Kanzeln und Ausleger der historischen Kräne beleuchtet und spiegeln sich im Wasser.
Der vorherrschende Akzent wird durch den (Bade-)see der Insel gebildet, der von Innen heraus leuchtet. Am Eingansplatz werden die Fahnen angeleuchtet und bewegen sich im Wind. Entlang des Weges am Teltow-Kanal bilden Lichtpunkte in der Wegeeinfassung interessante Akzente.
Abgabeblatt 2

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Abgabeblatt 3

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Abgabeblatt 4

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