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Offener Wettbewerb | 05/2016

Das neue Spitalzentrum Oberwallis - Sanierung, Umbau und Erweiterung Spital Brig

3. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

IAAG ARCHITEKTEN

Architektur

GWJ Architektur AG

Architektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

Emch+Berger Gruppe

Bauingenieurwesen

Lead Consultants AG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgangspunkt für die zentrale Projektidee bildet die Lektüre der Stadt – insbesondere die zukünftige Entwicklung entlang der Bahngeleise im Norden – zwischen dem Bahnhof Brig und dem heutigen Spital.

Zur Unterbringung des anspruchsvollen Raumprogramms werden zwei unabhängige Bauvolumen im Norden und im Südosten des Projektierungsperimeters vorgeschlagen. Das Hauptgebäude der Spitalerweiterung besteht aus drei zueinander versetzt angeordneten Volumen und definiert mit der Hauptfassade einen neuen urbanen Platz. Mit dieser klaren Setzung und dem neuen Haupteingang wird eine attraktive städtische Situation geschaffen, welche die Verbindung zwischen Bahnhof und neuem Spitalzentrum Oberwallis aufwertet.

Auf dem bisherigen Besucherparkplatz im Südosten entsteht das neue Psychiatriezentrum als Solitär. Die zufällige Form des Gebäudes hat städtebaulich nicht die gleiche Qualität wie die Erweiterung im Norden. Das grosse Volumen schliesst die wertvolle, parkähnliche Anbindung zur Altstadt von Brig komplett ab. Mit dem Haupteingang zur Überlandstrasse wird zudem die Grundidee der Anbindung an das neue Bahnhofsquartier geschwächt.

Die geforderten Parkplätze werden mit wenig baulichem Aufwand oberirdisch auf der Landreserve für spätere Erweiterungsbauten im Südwesten angelegt.

Das Erschliessungskonzept folgt der Idee der städtischen Neuorientierung. Fussgänger, Bus und Taxi erreichen den neuen Haupteingang über den neuen Platz von Norden her. Die Ambulanz hat eine separate Notfallvorfahrt im Westen. Die Angestellten und der Warenverkehr erreichen den Komplex auf der Westseite. Damit sind die unterschiedlichen Verkehrswege gut entflochten und verteilt. Der Hauptzugang zur neuen Psychiatrie erfolgt, unabhängig von allen anderen Erschliessungen, von der Hauptstrasse her.

Die Architektur wird von einer gerasterten, dreidimensionalen Fassadengestaltung der Neubauten geprägt. Das neue Spitalzentrum wirkt zeitgemäss und integriert den Bestand der runden Bettentürme, deren Fassadengestaltung aus Respekt vor dem architektonischen Zeitzeugen belassen wird. Im Lichthof der neuen Psychiatrie entwickelt die Anwendung der gleichen Aussenhülle nicht die erwartete Qualität.

Der Neubau für die Spitalerweiterung wird in der Mitte der drei leicht zueinander versetzten Raumschichten als „Fuge“ geöffnet, sodass Tageslicht bis ins Erdgeschoss dringen kann. Es entstehen interessante Sichtbezüge über alle Geschosse. Die Aufenthaltszonen sind gut belichtet. Diese kaskadenartige Volumetrie ermöglicht architektonisch ein respektvolles Andocken an den Bestand. Diese Haltung führt jedoch zu einem ungünstigen Verhältnis der Gebäudehülle zur Nutzfläche. Wichtige Geschossverbindungen, die der Funktionalität des neuen Zentrums geschuldet sind, können nicht angeboten werden. Ausserdem entstehen im Aussenraum Restflächen, welche die Grundidee des neuen städtischen Platzes nicht stärken.

Das Tragstrukturkonzept ist klar nachvollziehbar und richtet sich weitgehend nach dem bestehenden Raster von 7.50 x 7.50 m. Damit ergibt sich ein wirtschaftliches Tragsystem. Die Erdbebenstabilität der Neubauten ist plausibel. Die Ertüchtigung des Bettenhauses erfolgt über zusätzliche Kerne im Innern, so dass in der Fassade keine Massnahmen notwendig sind.

Betrieblich sind die Anordnung der Funktionsräume und deren Beziehungen zueinander mehrheitlich erfüllt. Einige wichtige Verbindungen, wie beispielsweise zwischen den Pflegestationen und dem Operationstrakt sowie die Lage der Tagesklinik, werden kritisiert.

Das Projekt hat seine Stärke in der Lektüre der Stadt und der städtebaulichen Reaktion mit der Neuorientierung des Hauptzuganges und der Aufwertung des Quartiers im Norden. Alt und Neu werden architektonisch zu einem ganzheitlichen Spitalzentrum Oberwallis zusammengeführt. Das Erschliessungskonzept funktioniert. Betrieblich vermag das Projekt den Anforderungen nicht vollständig zu genügen.