modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Neubau Feuerwehrgerätehaus in Radebeul

2. Preis

2. Preis

2. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

NEUMANN ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

SITUATION
Das zur Verfügung stehende Grundstück für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses Radebeul-Ost weist einen, im Bezug auf die beabsichtigte Nutzung, eher atypischen Zuschnitt auf. Eine mit ihrer Schmalseite zur öffentlichen Verkehrsfläche hin orientierte "Handtuchfläche" lässt auf den ersten Blick typologisch nur eine Reihung der Nutzungen zu. Verschärft wird die Ausgangssituation durch eine weitere Einengung im Zufahrtsbereich, resultierend aus einer nicht überfahrbaren vorhandenen Leitungstrasse.

ENTWURFSIDEE
Um eine möglichst flüssige und übersichtliche Ausfahrtssituation im Alarmfall zu gewährleisten, setzt der vorliegende Entwurf die Fahrzeughalle leicht schräg, mit Ausfahrtorientierung zur Straße, ins Grundstück. Durch die Schrägstellung der zentralen Halle sowie die abgewinkelten Funktionsbereiche Einsatzzentrale/Schulung und Lager entstehen im Ein- und Ausfahrtsbereich gleich zwei Hofsituationen. Bei beidseitig geöffneten Toren ist somit eine größtmögliche Flexibilität für Übungs- und Wartungszwecke gegeben. Die abgewinkelte Grundrisstypologie lässt sich im Falle einer Erweiterung idealerweise in Reihe fortführen. Die Wegführung für die Einsatzkräfte im Gebäude kann somit auf einfache Art und Weise in den Erweiterungsbau verlängert werden. Somit könnten die Umkleide- und Sozialräume des ersten Bauabschnitts bei Bedarf mitbenutzt werden.
Der technische Wartungsbereich mit Waschhalle, Atemschutz, Schlauchpflege, Haustechnik und Lager würde im Anbaufall voraussichtlich zwischen zwei Fahrzeughallen rücken. Kurze Wegbeziehungen und eine eindeutige Zonierung bieten optional günstige Voraussetzungen für schnelle Abläufe.
Die Zufahrt der Einsatzkräfte erfolgt getrennt von der Alarmausfahrt. Übersichtlich angeordnete PKW- und Fahrradstellplätze befinden sich unmittelbar am Hauptzugang.

INNERE ORGANISATION
Die Umkleiden und der Bereitschaftsraum befinden sich im Erdgeschoss des zweigeschossigen Hallenteils. Im Sinne einer klaren schwarz-weiß Trennung durchlaufen die Kameraden diesen Bereich auf dem Weg in die Fahrzeughalle. Im Obergeschoss sind die Räume für die Jugendfeuerwehr mit einem geschützten Terrassenaustritt sowie die Kleiderkammer separiert.
Schulungs- und Historik-Raum sowie die Einsatzzentrale heben sich im äußeren Erscheinungsbild sowohl in der Gebäudehöhe als auch in der Materialität bewusst vom eher technisch geprägten Hallenteil ab, sind diesem eingeschossig vorgelagert und können unabhängig bespielt werden. Als wirtschaftliche Holzständerbauweise errichtet, bieten einfache Holzoberflächen der Wände und Decken eine angenehme Aufenthaltsqualität.

MATERIALITÄT
Dem Konstruktionsprinzip folgend erhält die Fassade eine flächige, vertikale Stäbchenschalung aus Lärche. Unterschiedliche Tiefen der Stäbchen und eine auf "Lücke" gesetzte Ausführung vor den Fensteröffnungen unterstützen das ruhige, introvertierte Gesamtbild der Anlage.
Im Sinne eines Schalungsabdruckes im Sichtbeton nimmt die Hallenfassade das vertikale Fassadenmotiv des Holzbaus im Erdgeschoss auf. Bei der Wahl eines geeigneten Materials für die Gebäudehülle fiel unsere Wahl auf Leicht- bzw. Dämmbeton. Als robustes, einfaches Material bietet er ideale Voraussetzungen für frostfrei temperierte Garagenbauwerke: im Sommer kühl, im Winter warm, unempfindlich gegenüber Feuchtigkeitseinwirkung und mechanische Beanspruchungen, ideal für nachträglichen Innenausbau.
Höher temperierte Bereiche (Umkleiden, Büros, Jugendraum u.a.) erhalten zusätzlich eine mineralische Innendämmung mit Verputz.

FREIANLAGEN
Die Baukörper werden extern, also außerhalb des zusammenhängenden Stadtorganismus in das freie Feld eingeordnet. Funktion und Baukörper sind solitär, aber gleichzeitig der Stadt verhaftet.
In der Feldflur sind beide ein Fremdkörper - die Landschaft braucht keine Feuerwehr.
Insofern sollte das Solitäre, Fremde auch mit der Freiraumgestaltung aufgenommen werden. Das heißt keine Anpassung durch naturnahe Eingrünung mit Feldgehölzen (grüne Wüste), sondern Betonung des abstrakten Implementierten.
Reihen gleichartiger Bäume und Heckenscheiben nehmen die Linearität des Gebäudes und der geplanten Erweiterung auf und bilden gleichzeitig fließende Räume mit wechselnden Ein- und Ausblicken. Kontrapunkt bilden Solitärbäume mit schwarzrotem Laub an den diagonalen Ecken des Grundstücks. Bäume, Schnitthecken, Rasen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt eine Z-förmige Anordnung auf dem Baufeld. Durch die auf den ersten Blick ungewöhnliche Herangehensweise an die gestellte Bauaufgabe wird das Grundstück in geschickter Weise aufgeteilt. Zur Schildenstraße präsentiert sich ein angemessen großer Vorbereich. Dort werden die Stellplätze für die Kameraden nachgewiesen. Teilweise ist er auch als Grünfläche angelegt. Die diagonale Anordnung der Fahrzeughalle bezogen auf die Grundstücksgrenze schafft zwei hinreichend groß dimensionierte Hofbereiche. Hervorzuheben ist die gute Wahrnehmbarkeit und Präsenz des Neubaus von der Straße aus.

Der ein- und zweigeschossige Baukörper fügt sich gut in der hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Umgebung ein. Die gewählten Materialien für die Fassaden aus Holz und Sichtbeton sind nicht feuerwehrtypisch. Bei näherer Betrachtung wird das Spiel aus den vertikalen Holzlamellen für den besonderen Gebäudeteil mit dem Schulungs- und Historikraum und der ebenso vertikal gegliederten Sichtbetonfassade verständlich. Dadurch verkörpert sich die Nutzung nach außen.
Der Ablauf im Einsatzfall ist gut gelöst. Der Haupteingang, der auch als Alarmeingang funktioniert, liegt zentral zur Schildenstraße ausgerichtet. Über die Umkleideräume gelangt man direkt in die Fahrzeughalle und erreicht damit schnell die Einsatzfahrzeuge. Einfahrt und Alarmausfahrt sind voneinander getrennt.

Im Obergeschoss befinden sich der Jugendraum und die Büros mit einem Innenhof, ein Aufzug ist nicht notwendig. Gewöhnungsbedürftig ist die bodentiefe Belichtung der Räume im Obergeschoss, die - mit Blick auf die Straßenfassade - nur mit der Aufnahme der Höhe des eingeschossigen Bauteils zu erklären ist. Vom Obergeschoss ist der Einblick in die Fahrzeughalle möglich. Eventuell ist ein zweiter baulicher Rettungsweg notwendig. Die Funktionsweise der vorgeschlagenen Deckenheizung, die gleichzeitig als Fußbodenheizung im Obergeschoss funktionieren soll, ist zu überprüfen.

Die Einsatzzentrale an der Gebäudespitze wird nur bei längeren Einsätzen besetzt und ist damit richtig angeordnet. Insgesamt leistet der Verfasser einen wertvollen Beitrag, der aufgrund seiner unkonventionellen Herangehensweise und detaillierten Ausarbeitung seine Potenziale ausspielt.
NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA

NEUMANN ARCHITEKTEN BDA