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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 05/2018

Neubau Zentrum Tödi in Horgen

Vrenelisgärtli

2. Preis

Preisgeld: 44.000 CHF

Niedermann Sigg Schwendener Architekten

Architektur

ADP Architektur Design Planung AG

Architektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Freiraum
Der Projektvorschlag schafft mit acht auf volumetrisch ähnlichen Einheiten basierenden Baukörpern eine überzeugende Gesamtanlage mit hoher Identität und ortsbaulichem Geschick über beide Parzellen hinweg. In der oberen Parzelle verbinden sich jeweils zwei bis drei Einheiten zu grösseren Gebäudeschlangen, welche als präzis gesetzte Akzente in der Siedlung stellenweise bis zu 24m hoch werden. An den Siedlungsrändern reduzieren sich die Höhen und schaffen so einen Übergang zu den niedrigeren Nachbarbauten. Die sorgfältig austarierte Höhennivellierung erzeugt eine Silhouettenbildung mit einer hohen Verträglichkeit in der Fernwirkung sowie für die nächste Nachbarschaft. Die sanft modulierten Volumen passen sich selbstverständlich in die gebaute Umgebung und den Landschaftsraum ein.

Es entsteht ein länglicher mäandrierender Aussenraum, welcher von den vier Gebäudeschlangen locker gefasst wird. Der hofartige Siedlungsraum wird allseitig von den öffentlichen und gemeinschaftlichen Erdgeschossnutzungen und den übersichtlichen und grosszügigen Hauseingängen bespielt. Das Konzept einer dicht genutzten und belebten Mitte überzeugt.

Die Lage von Restaurant und Terrasse ermöglicht den Bezug zum Hofraum wie auch zum See und zur Aussicht. Die Platzierung von Kita/Mittagstisch mit direkt angrenzendem Aussenraum am Eingang der Siedlung ist schlüssig angelegt. So gut der Siedlungsraum in seiner Gestaltung und Belebung überzeugt, schafft er doch in seiner hofartigen Geschlossenheit einen eher introvertierten Charakter Seite 20 der Siedlung nach aussen und koppelt sich vom offenen Landschaftsraum des Hanges ab.

Auf der unteren Parzelle sind vier Einzelvolumen als Pärchen entlang der Tödistrasse gruppiert. Die Häuser sind jeweils separat erschlossen und bieten so keine Begegnungs- oder Spielräume und in dem Sinne gemeinschaftlichen Siedlungsraum an. Der Zusammenhang zur oberen Parzelle erfolgt somit ausschliesslich über die Volumetrie und den architektonischen Ausdruck.

Wohnungen
Die Wohnungen sind an den Köpfen jeweils über Eck, in der Mitte liegend als Durchwohnen mit Ost-West-Orientierung konzipiert, abwechslungsweise mit einer Loggia zur Aussicht oder hangseitig zur Abendsonne hin. Das Abknicken der Fassade ermöglicht den Wohnungen eine erweiterte Ausrichtung und vielfältige Ausblicke. Dies entschärft die weniger attraktive Ausrichtung einiger Wohnungen, welche fast ausschliesslich hangseitig und zum Nachbarbau hin orientiert sind. Die Wohnungen sind sehr gebrauchsfreudig organisiert und werden alle über eine zentrale Wohndiele mit Platz für Garderobe und Schränke erschlossen. Konsequent gehen von hier auch die Individualräume ab, was eine sehr kompakte Erschliessung innerhalb der Wohnung ermöglicht und den offenen Wohn- /Essraum höchst flexibel nutzen lässt. Die sehr wohnliche, lebensnahe Ausgestaltung der Grundrisse verspricht eine hohe Wohnqualität.

Pflegezentrum
Das Pflegezentrum wird in der gleichen Formensprache ausgebildet und auf diese Weise selbstverständlich in die Siedlung eingebunden. Es bildet den Abschluss des Ensembles am nordwestlichen Rand der Parzelle. Am Ende des mäandrierenden Siedlungsraumes liegt der Hauptzugang des Pflegezentrums. Die Aufweitung und Öffnung des Hofraumes schafft hier eine klare Adresse für das Gebäude und einen gut funktionierenden Vorplatz inklusive Taxivorfahrt und seitlicher Anlieferung. Der Demenzgarten ist optimal platziert, die Wohngruppe für demente Bewohner wirkt abwechslungsreich und bietet verschiedene interessante Ausblicke. Die geschossweise Unterteilung in zwei Halbstationen ist jedoch schwierig umzusetzen. Die Korridore sind attraktiv angelegt mit räumlichen Aufweitungen und Aufenthaltszonen und vielfältigen Bezügen in die Landschaft. Anzumerken ist, dass auch bei diesem Projekt ein Grossteil der Zimmer nicht zum See und zur Aussicht hin orientiert sind, sondern mehrheitlich zum Hang nach Nordwesten/Westen und zum Siedlungsraum.

Ausdruck / Konstruktion
Die lackierte Holzschalung als Verkleidung der Fassade wird durch die horizontale Gliederung der Deckengesimse und die vertikale Einteilung durch die Lisenen nobilitiert. Das Zusammenspiel der einzelnen Fassadenelemente sowie den Loggien erzeugt ein lebendiges Relief und eine Massstäblichkeit. Die Fassadengestaltung führt insgesamt zu einem atmosphärischen und eleganten Erscheinungsbild. Die Baubarkeit der inneren Struktur als Holzbau wird jedoch angezweifelt, was gleichzeitig das äussere Erscheinungsbild in Frage stellt.

Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit
Die mehrheitlich dreispännig organisierten Volumen bewegen sich im Bereich der mittleren Kompaktheit. Das Projekt weist im Vergleich die tiefste Anzahl Wohnungen auf. Der Fensteranteil ist hoch. Die eingezogenen Loggien, welche nicht immer durchgehend sind, erhöhen die Fassadenabwicklung. Eine rationelle Grundstruktur für den Holzbau ist nicht angelegt. Das stark verwinkelte Volumen lässt mehrheitlich keine Standardisierung und Wiederholung der Bauelemente zu und fordert individuelle Lösungen an vielen Stellen.

Fazit
Die sorgfältige ortsbauliche Einbettung überzeugt in hohem Masse. Die Verträglichkeit und Massstäblichkeit der Überbauung im Kontext schlägt sich im grossen Fussabdruck der Bebauung und der räumlichen Dichte des Aussenraums zu Buche. Kritisch betrachtet wird auch die anspruchsvolle Grundstruktur der Bauten, welche in der geforderten nachhaltigen Bauweise in Holz nicht umsetzbar ist. Die niedrige Wohnungsanzahl und die unflexible Grundrissanlage lassen wenig Spielraum und Optimierungspotential zu. Der Projektvorschlag lebt von seiner Massstäblichkeit, der hohen Qualität der Wohnungen und nicht zuletzt von der starken Identität der Siedlung durch die Volumensprache und den Ausdruck als städtebauliche Einheit.