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Verhandlungsverfahren | 12/2008

Bewerbungsverfahren Neugestaltung des Oberbilker Markts

Zuschlag

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Burkhard Wand Lichtplanung

Lichtplanung

Oliver Gather

Kunst

Erläuterungstext

Der Oberbilker Markt, ehemals attraktiver Mittelpunkt des Arbeiterviertels Oberbilk, wird heute seiner Funktion als Aushängeschild, Kommunikations- und Veranstaltungsort des Stadtteils nur noch eingeschränkt gerecht. Das heutige Erscheinungsbild ist geprägt von funktionalen Gesichtspunkten und den dominierenden, den Platz zerschneidenden Verkehrsachsen.

Der Entwurf baut auf den vorgefundenen stadträumlichen und geschichtlichen Qualitäten des Ortes auf und markiert den Platzraum des Oberbilker Marktes neu. Ein durchgängiger, anthrazitfarbener Pflasterteppich soll sich mittelfristig über die Straßenachsen hinweg ziehen und einen ruhigen Hintergrund für den heterogenen Stadtraum bilden. Ein Raster aus Lichtstelen betont insbesondere bei Nacht den stadträumlichen Zusammenhang und macht den Platz schon von weitem wahrnehmbar.

Die zentrale Platzfläche des Oberbilker Marktes wird in ihren zwei unterschiedlichen Qualitäten, der den Straßen zugewandten städtischen Seite und dem von Bäumen geprägten „grünen“ Platzteil gestärkt. Hierzu wird der Wochenmarkt auf den städtischen Platzteil verlegt, was die Frequentierung begünstigt und neue „Laufkundschaft“ anspricht. Eine Neuordnung der temporären, nach Marktschluss abzubauenden Stände erlaubt bei Bedarf eine Erweiterung des Marktes. Das vorhandene Naturkleinsteinpflaster wird ergänzt und ebenfalls im verkehrsberuhigten Bereich der Eisenstraße (nördlich der Bauminsel) verlegt, so dass es zum prägenden Pflasterbelag wird. Gesägte oder gestockte Oberflächen sorgen für eine gute Begehbarkeit. Abgesehen von zurückhaltend gestalteten vertikalen Elementen wie Poller, Lichtstelen und Fahrradständern sowie den zeitweise den Platz belebenden Marktständen bleibt der städtische Platzteil von Einbauten weitestgehend frei und ermöglicht Blicke in die Tiefe des Raumes. Die zurückhaltende Gestaltung im vorderen Bereich stellt die Raumwirkung des vorhandene Baumdachs als Torsituation für den Stadtteil heraus. Die Untersichtigkeit wird durch das Aufasten der vorhandenen Platanen (herabhängendes Feinholz) verbessert.

Als Kontrast zum von Fußgängerströmen und Markttreiben geprägten städtischen Platzteil werden auf dem grünen Platzteil die vorhandenen Qualitäten für Aufenthalt, Kommunikation und Spiel gestärkt.
Der Baumplatz wird mit einer Einfassung aus z.B. geschliffenen hellen Betonwerksteinplatten neu gerahmt und mit einer wassergebundenen Wegedecke versehen. Holzpodeste laden zum Sitzen unter Bäumen ein. Anknüpfend an die Geschichte Oberbilks als Standort für Stahlproduktion und -verarbeitung, die Waggonfabrik und den Verlauf der Köln-Mindener-Eisenbahn bietet eine abstrahierte Eisenbahnskulptur auf Schienen Möglichkeiten zum Spielen und Sitzen.

Der zur Zeit vermietete Pavillon bleibt im ersten Bauabschnitt bestehen. In einem zweiten Bauabschnitt wird er ersetzt durch eine neue, transparente Architektur. Der neue Pavillon orientiert er sich an städtebaulichen Linien und wird zum siginfikanten Zeichen für den Oberbilker Markt. Überdacht wird der Pavillon von einer markanten Lichtdecke aus transluzentem weißen Kunststoff. Das Dach formt sich aus den Bewegungen und Richtungen der städtischen Struktur. Während der Baukörper eher zurückhaltend wirkt, schiebt das Dach in Richtung Marktplatz hinaus und sucht die Aufmerksamkeit der Passanten sowie die Verbindung zum Gegenüber. Von schlanken Stützen getragen, vermittelt es Leichtigkeit und schafft bei Dunkelheit eine spannende Lichtsituation. Die Schatten des Platanenblattwerks sind durch das Dach sichtbar und steigern zusätzlich das Aufenthaltserlebnis. Der Pavillon umfasst drei Holzboxen. Sie sind mit Funktionseinheiten ausgestattet und beinhalten sanitäre und technische Anlagen sowie eine Küche. Ebenso bieten sie Platz für Bestuhlung und Mobiliar. Bei weiterem Platzbedarf ist optional die Nutzung des Untergeschosses denkbar. Die Boxen werden über eine Glasfassade zusammengehalten und addieren sich so zum Pavillon. Der transparente Charakter der Glasfassade lässt einen intensiven Dialog von Pavillon und Marktplatz entstehen. Schiebetüren erlauben es, den Pavillon großflächig zu öffnen und verstärken so die Verschmelzung von Baukörper und öffentlichem Raum.

Das Beleuchtungskonzept folgt dem Entwurf der Architekten und wird auf die unterschiedlichen Qualitäten des Platzes abgestimmt. Die Lichtstelen auf den verkehrszugewandten Seiten verteilen ein flächig-weiches, neutralweißes Grundlicht. Im Bereich der Bauminsel kontrastiert das warmweiße Licht abgependelter Leuchten stimmungsvoll mit der Beleuchtung des vorderen Platzes und schafft einen attraktiven Aufenthaltsort. Es nimmt die Lichtstimmung des Daches auf und zieht es in die Tiefe des Raumes fort.

Mit „Zettelkasten“ erhält der Oberbilker Makt eine künstlerische Gestaltung, die in permanentem, persönlichen Dialog mit den Benutzern des Platzes steht. Das künstlerische Konzept verzichtet auf eine spektakuläre Signalwirkung für vorbeiziehende Verkehrsströme. Umso mehr wird die Arbeit identifikatorisch auf diejenigen wirken, die den Platz regelmäßig nutzen und die 20 etwa DIN A4 großen, prägnanten Bodenarbeiten sowie ihren aktiven, sich verändernden Charakter entdecken.