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Sonstiges Vergabeverfahren | 01/2011

Projektstudie zur Neugestaltung der Außenanlagen Bundesverfassungsgericht Karlsruhe

Teilnahme

club L94

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

EINLEITUNG
Das GebĂ€udeensemble des Bundesverfassungsgerichtes ist 1969 vom Architekten Prof. Baumgarten in unmittelbarer NĂ€he des imposanten Karlsruher Schlosses geplant worden. Das GebĂ€ude wird in das parkartige Umfeld des Botanischen Gartens eingebettet und die Baumasse aus Respekt vor dem Schloss und dem Schlosspark auf mehrere, nahezu quadratische Pavillons verteilt. Diese sind ĂŒber einen glĂ€sernen Steg miteinander verbunden. Trotz der spĂ€ten Bauzeit von 1969 sprechen die GebĂ€ude die klare Architektursprache der jungen Moderne. Wenige, hochwertige Materialien und vor allem eine grĂ¶ĂŸtmögliche Transparenz sind Ausdruck des DemokratieverstĂ€ndnisses der jungen Republik. Durch einfache, symbolische Gesten hat Prof. Baumgarten zudem die einzelnen GebĂ€ude ihren Nutzungen entsprechend differenziert. Die VerwaltungsgebĂ€ude wurden „bodenstĂ€ndig“ angelegt, wohingegen das RichtergebĂ€ude als Symbol der UnabhĂ€ngigkeit „schwebend“ geplant wurde. Das SitzungssaalgebĂ€ude ist das höchste und gleichzeitig das öffentlichste GebĂ€ude des Ensembles. Dem SitzungssaalgebĂ€ude kommt die grĂ¶ĂŸte Außenwirkung zu und es ist der reprĂ€sentativste Bau des Ensembles. Zusammen mit dem RichtergebĂ€ude bildet es das Entree des Bundesverfassungsgerichts.

KONZEPT
Bei der Gestaltung der Außenanlagen des Bundesverfassungsgerichtes fĂŒhlen wir uns dem Ort, der Bedeutung des GebĂ€udes und der Architektursprache der jungen Moderne verpflichtet. Die QualitĂ€t des Ortes bedarf nur wenige gezielte Eingriffe und ErgĂ€nzungen, um ein Gesamtensemble aus Architektur und Landschaftsarchitektur mit differenzierten FreirĂ€umen zu schaffen. Unser Ziel ist es, die zwei vorhandenen Freiraumtypologien Park und Garten zu stĂ€rken bzw. zu ergĂ€nzen sowie den Platz als dritten Freiraumtypus neu zu schaffen. Die Gestaltung eines neuen Vorplatzes ist eine Hommage an die Architektursprache des Bundesverfassungsgerichtes vom Architekten Prof. Baumgarten. Durch die ausschließliche und konsequente Verwendung der vorhandenen Materialien aus der Fassade wird die Architektursprache der GebĂ€ude auf den Freiraum ĂŒbertragen, die Außenanlagen weitergebaut und das Gesamtensemble aus GebĂ€ude und Freiraum vervollstĂ€ndigt.

ENTWURF
Freiraumtypologie Park
Das Motiv der Pavillons im Park wird gestĂ€rkt. Dabei wird das vorherrschende Bild des botanischen Gartens mit z. T. exotischen SolitĂ€rbĂ€umen auf großzĂŒgigen RasenflĂ€chen aufgenommen. SichteinschrĂ€nkende StrĂ€ucher und Strauchgruppen werden entfernt.

Freiraumtypologie Garten
Der bestehende Steingarten wird durch zwei neue GĂ€rten ergĂ€nzt. In Anlehnung an die ordnenden Aufgaben des Bundesverfassungsgerichtes entstehen der „Garten des Chaos“ nördlich des SitzungssaalgebĂ€udes und der „Garten der Ordnung“ im Hof des RichtergebĂ€udes. Der „Garten des Chaos“ ist ein ungestalteter Garten in dem wilde, ursprĂŒngliche, bodennahe Pflanzen wie Farne und Moose wachsen, Äste, Steine und Nebel bilden ein reizvolles, bizarres Gartenbild. Aufgrund der geringen GartengrĂ¶ĂŸe wird auf die Pflanzung von BĂ€umen und StrĂ€uchern verzichtet.
Der „Garten der Ordnung“ hingegen besteht aus linear geschnittenen HeckenbĂ€ndern, Rhododendren und GartengrĂ€sern in Reihen. Er ist Ausdruck einer geordneten, gestalteten Natur.
Der vorhandene Steingarten wird aufgrund seiner kontemplativen Wirkung als „Garten der Ausgeglichenheit“ in das Gartenensemble integriert.

Freiraumtypologie Platz
Der neue reprĂ€sentative Vorplatz des Bundesverfassungsgerichtes wird aus den vorhandenen Materialien der GebĂ€ude generiert. Durch die Verwendung dieser Materialien wird die grĂ¶ĂŸtmögliche Einheit zwischen dem denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€udeensemble und dem Vorplatz erzeugt. Der Platz wirkt dadurch wie von Prof. Baumgarten „weiter gebaut“.
Die sogenannte „Welle“ aus Basaltmosaikpflaster um das SitzungssaalgebĂ€ude dient als Materialvorgabe fĂŒr den Platzbelag. Dadurch wĂ€chst das GebĂ€ude aus dem teppichartigen Platzbelag heraus und wird in seiner Bedeutung fĂŒr das Gesamtensemble gestĂ€rkt. Der Platz nimmt durch seine Formgebung die HaupteingĂ€nge in das SitzungssaalgebĂ€ude und das RichtergebĂ€ude auf. Der östliche Teil des Platzes dient als reprĂ€sentative Vorfahrt, der westliche Teil als AufstellflĂ€che fĂŒr die Übertragungswagen, sowie fĂŒr Feuerwehr, Anlieferung und MĂŒllfahrzeuge. Die Befahrbarkeit des Platzes wird fĂŒr die Belastungsklasse SLW 30 ausgelegt.
Der Platz erhĂ€lt eine rahmende BordĂŒre aus den vorhandenen Natursteinplatten des Eingangsbereiches des RichtergebĂ€udes und des Sitzungssaals. Diese bildet den Abschluss zu den angrenzenden RasenflĂ€chen bzw. der Straße.
Die umfangreichen Einbauten aus Holz, wie z. B. die Untersicht des RichtergebĂ€udes und die Fensterrahmen stehen Pate fĂŒr das einzige „Möbel“ auf dem Platz. Eine lange Bank aus geschichteten Holzbohlen bildet zusammen mit drei Fahnenmasten, dem Briekasten und dem Schild des Bundesverfassungsgerichtes den östlichen Raumabschluss des Platzes. Sie lĂ€dt zum kurzweiligen verweilen in der Sonne ein, ist Treffpunkt und Ort der Kommunikation.
Die Fassadenelemente aus Aluminiumguss stehen Pate fĂŒr die Brunnenskulptur im Zentrum der neuen PlatzflĂ€che. 19 quadratische Stehlen aus Aluminiumguss bilden den „Brunnen der 19 Grundrechte“ und symbolisieren damit die permanente Aufgabe des Bundesverfassungsgerichtes als HĂŒter des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Aus den SĂ€ulen sprudelndes Wasser belebt den Platz und verleiht der Skulptur einen eigenstĂ€ndigen Charakter. Der Brunnen erhĂ€lt eine unterirdische Brunnenkammer und eine Pumpentechnik, durch die dieser permanent betrieben werden kann.

StellplÀtze
Die geforderten 21 StellplĂ€tze im Bereich der GebĂ€udeeingĂ€nge werden in GĂ€nze unter dem aufgestĂ€nderten RichtergebĂ€ude angeordnet und neu organisiert. Um den Vorplatz so reprĂ€sentativ wie möglich zu gestalten und von Zufahrtsfunktionen zu befreien, wird die Zufahrt zum Parkplatz in Richtung Verwaltungsbau verschoben. Ein zurĂŒckhaltender aber hochwertiger Belag aus Betonplatten könnte die Zufahrt sowohl als auch den Stellplatzbereich als funktionale FlĂ€che kennzeichnen. In unmittelbarer NĂ€he des Nebeneingangs unter dem RichtergebĂ€ude und dem neuen Zugang zur Bundespolizei werden BĂŒgel fĂŒr 50 FahrrĂ€der aufgestellt.