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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2006

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Südlicher und Östlicher Altstadtrand

Lageplan

Lageplan

2. Preis

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hans-Hermann Krafft

Architektur

Erläuterungstext



„Warum den dort hinaus? Wir gehen auf´s Jägerhaus ,
wir aber wollen nach der Mühle wandern-
ich rat euch nach dem Wasserhof zu gehen,
ich gehe nach den Stadt zurück,
wir finden ihn bei jenen Pappeln stehn.“
Vom Eis befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnunglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in raue Berge zurück,-
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben,
doch an Blumen fehlts im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehr dich um , von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen .
Aus dem hohlen finstern Tor
dringt eine buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heut so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden,
aus niedrigen Häusern dumpfen Gemächern,
aus Handwerks-und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern ,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht s
ind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Wiesen zerschlägt-

-ich höre schon des Dorfes Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet Groß und Klein;
hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein.-
(frei nach Johann Wolfgang v Goethe, Faust, der Osterspaziergang)

Vor der historischen Innenstadt Güstrows kann man sich an einigen Orten um mehrere Jahrhunderte zurückversetzt fühlen. Man spürt den Verlauf der Verteidigungsanlagen im Westen. Leider nicht so gebaut, wie es möglich wäre und man blickt über die Weite des ursprünglichen Feuchtgrünlandes, die die auf Höhenrücken gebaute Stadt im Südwesten, Südosten und im Norden noch in weiten Teilen umgibt.
Ein eindrucksvolles, leider nicht mehr ganz so klares Vorfeld, vor den Mauern der Stadt.
Man kann sich vorstellen, wie sich die Marktleute, Bauern und Reisenden vor den Toren der Stadt sammelten, bis es morgens aufgesperrt wurde.
Feste und Reiterspiele wurden vor der Stadt abgehalten, denn hier gab es Platz.
Wie die meisten Menschen, wünschen wir uns diese Orte vor der Stadt, die uns ein Lebensgefühl vermitteln, wie es im „Osterspaziergang“ beschrieben wird.
Die Bilder mögen romantisch und verklärt sein, doch ihnen liegt ein Raumgefühl und eine Naturerfahrung zugrunde, deren Gültigkeit zeitlos und von hohem Wert ist.

Um diesen besonderen Charakter der Schichten, wie den der höher liegenden Stadt, den trockeneren Gartenbereichen vor der Stadtmauer im Süd-Westen und den feuchten Bereichen zwischen den Dämmen zu erhalten, bzw. noch deutlicher erlebbar werden zu lassen, bedarf es eigentlich sehr weniger, gezielter Maßnahmen. Manches muss nur einfach aufgeräumt und geklärt werden.
Anderes kann mit heutigen Mitteln erklärt und verdeutlicht werden.

Beginnt man den Spaziergang am Gleviner Tor, von der Plauer Straße kommend, wie wohl die meisten Besucher, ist man beeindruckt, von dem Schloß und dem in den Raum ragenden, imposanten „Heckengang“ des Schloßgartens.
Hier fehlt an der Ostseite der Plauer Straße die zu den Wiesen abfallende Dammböschung und der ursprünglich direkt angrenzende Nebelarm. Busparkplatz und unterirdische Schmutzwasserspeicher verhindern ein erforderliches Abgraben.
Ein großes Wasserbecken mit schräger Ebene als „Schilffeld“ zitiert das Thema des Landschaftscharakters. Das Schilf lässt die Weite der östlichen Wiesen erahnen.
Wind und Licht streifen hindurch. Das Plätschern der Fontainen aus metallenen Schilfstäben, vermischt sich mit dem Alltagslärm.
Hier war die Grenze zwischen der befestigten Stadt im Westen und dem sumpfigen Vorland der Oststadt. Hier führt der Weg nach Westen zu der Wallpromenade, am Schlossgarten entlang und nach Osten, auf dem zukünftig stärker in den Gleviner Platz wirkenden Weg an der Bleiche entlang des Grabens an der südöstlichen Weidewiese.
Die Birken des Weges An der Bleiche werden bis zur Plauer Straße fortgeführt. Mit dem wieder hergestellten, ursprünglichen Nebelarm wird entsprechend der Konzeption, das Prinzip der vom Wasser begleiteten Dammwege wirkungsvoll fortgesetzt.
Die Bäume der Südostachse an der Weidewiese werden bis zum Gleviner Platz geführt.
Parallel zur Bachstraße bietet ein naturnaher Weg auf der Wiesenseite eine bessere Verbindung zum Gleviner Platz.
Die Stellplätze am Gleviner Platz werden zu einem von bestehenden Baumsolitären überstellten Schilfgarten neu gestaltet, der mit und ohne Autos wirken kann und den freien Blick auf die Grünanlagen so wenig wie möglich beeinträchtigt.
Der Weg an der Bleiche wird, als von Birken gesäumte „Promenade“, auch für Radfahrer als „Teil des inneren Erschliessungsringes“ bis zum Mühlenplatz fortgeführt. Auf dem Weg dorthin entsteht durch die vorgeschlagenen Verlegung des Festplatzes, auf die Fläche östlich des Weges „Am Filter“ und durch den mittlerweile vorgenommenen Abriss der Brauerei die Chance einen mit wenigen, prägnanten Baumsolitären akzentuierten großzügigen und durchgängigen Grünraum vor der Stadtmauer bis zum Mühlentor zu führen.
Der überwiegende Teil der Fläche bleibt frei.
Ein weiterer neuer Weg führt entlang der Stadtmauer. Er bietet sonnige Aufenthaltsbereiche und Spielangebote, nicht nur für Kinder. Wie z.b. in dem Heckengarten oder Begehbaren Wassergarten und der „Insel“ unter einer Baumgruppe. Der Heckengarten zitiert die historisch dort einmal vorhandenen Gärten.
Am Mühlenplatz endet der Weg am ehm. Stadttor auf einer Terrasse vor dem erhaltenen Pförtnerhaus der Brauerei. Cafepavillion, Ausstellungsraum und Außenterrasse mit Bestuhlung und Skulpturen geben diesem Parkeingang eine besondere Atmosphäre.
Die weiter östlich verlaufende „Alle der schiefen Bäume“ entlang der Straße „Am Filter“ verbindet den Mühlenplatz über die Alle entlang der Weidenwiese mit dem Gleviner Tor, als äußeren Parkring. Die heutige Skaterfläche wird zu einer Veranstaltungsfläche als multifunktionale Aktionsfläche für Skater, Akrobaten und Feste.
Der neue Festplatz wird zum Park geöffnet, um als belebter und erlebbarer Teil der Gesamtanlage auch Spaziergänger und Mitmacher zu locken.
Lange einfache Bänke und die Ergänzung der bestehenden Bäume zur dritten Baumreihe der werten diesen Teil entscheidend auf.
Der Platz am Mühlentor wird durch die Parkplatzgestaltung mit einzelnen Bäumen, Hecken und der Klärung des Raumes durch behutsamem Umgang mit dem bestehenden Baumbestand deutlicher als Parkeingang hervorgehoben.

Westlich des Gleviner Platzes bündeln sich die drei östlichen „Alleen“ am Neuwieder Weg zu einer Promenade am Schlossgarten. Hier wird vor der Krankenhausfassade eine das Gebäude betonende Baumpflanzung vorgeschlagen und langfristig sollte der Weg zwischen der Lindenallee und der Asphaltstraße zur einheitlich gestalteten, verkehrsberuhigten Fläche werden.
An der Strasse Am Schlossberg beginnt, heute kaum erkennbar die Wallpromenade An der Schanze.
Das beeindruckende Bild der Orientierung des Schlossgartens zu der weiten Feuchtwiesenfläche im Westen wird durch die neue, sehr schmale, lineare Parkplatz-gestaltung entlang der durch Komplettierung der Promenadenbäume, Grandbelag, Asphaltfahrspur und Radweg verlängerten Wallpromenade bis zur Straße am Schlossberg deutlich erlebbar, insbesondere vom Neuwieder Weg kommend eindrucksvoll sichtbar.
Die bestehenden Baumreihen an der Strasse Am Schlossberg werden entfernt, wenn möglich umgepflanzt, da sie diesen wunderschönen Blick verstellen.
Die umgestaltete Stellplatzfläche ist von Schilff umgeben. Von Wegen umgeben wird sie als Aussichtsterrasse genutzt werden können. Sie ist ein notwendiger Bestandteil der
Wallpromenade An der Schanze. Diese wird „aufgeräumt, wenn möglich sollte in Teilen das Wasser wieder stärker Promenade herangeführt werden, um den Dammcharakter der historischen Verteidigungsanlage deutlich spürbarer werden zu lassen. Die vorhandenen Zonierung in zwei Wege wird zugunsten einer sehr großzügigen Promenade mit wassergebundener Decke und wenn möglich gleichfarbiger asphaltierter Fahrspur für Radfahrer ausgebildet.
Als Pendant zur Ostseite und um das System der Rundwege zu vervollständigen wird ein Weg entlang der Stadtkante vor der Stadtmauer und entlang des Wasserlaufes im Norden vorgesehen. Vor der höher liegenden Fläche an der Stadtmauer befinden sich noch Teile der historischen Gärten. Der leicht verwunschene Charakter ist ein besonderes Erlebnis. Sonnenbeschienen werden sehr zurückhaltende, schmale Parkwege vorgeschlagen. Sollten es die Besitzverhältnisse in Teilbereichen nicht ermöglichen diese wichtige Wegeverbindung zu realisieren, werden in den entsprechenden Teilbereichen Stege am Schilf vorgesehen.
Eine leichte Holzbrücke verbindet am Zusammenfluss der beiden Wasserarme die Promenade mit dem nördlichen Uferweg. Damit wird die Gesamtlänge der Promenade von ca. sechshundert Metern halbiert und es entsteht ein kürzerer Rundgang. Das innere Erschliessungssystem der Parkanlage ist damit komplettiert.
Insbesondere die Übergänge zur Liebnitz und in den weiteren südlichen Landschaftsraum sind im Hinblick auf die Barriere der Liebnitzstrasse zu verbessern.
Durch Abgraben bzw. Anhebung des Wasserspiegels sollte der südöstliche Wiesenraum zur Feuchtwiese entwickelt werden.
Angedacht ist die relativ einfach herzustellende Möglichkeit einer Regulierung des Wasserspiegels je nach Bedarf. Die bisher biotopfreie Weidenwiese könnte zur „Spielwiese“ werden. Sei es als Eisfläche
Im Winter, zur BUGA 2009, als Überschwemmungswiese mit Flachwasserkänen, was auch für die westliche Fläche in kleinen Teilbereichen, unter Berücksichtigung der geschützten Schilfbereiche, wünschenswert wäre, sei es eine Überschwemmungswiese zum Spazierengehen auf dem Dämmen und temporären Holzdeck.
Von der Liebnitzstrasse gut sichtbar wäre dieser Bereich eine Attraktion für Güstrow.
Grundsätzlich wäre die Möglichkeit einer Anhebung des Grundwasserstandes zu diskutieren.
Auch die Schaffung neuer „Blänken“ hätten für den Naturschutz eine große Bedeutung und sind mit in die zukünftigen Planungen einzubeziehen.

Zu den Bauabschnitten und dem BUGA-Projekt sollten punktuelle Maßnahmen an verschiedenen Schwerpunkten (Pückler), je nach Lage der Haushaltsmittel, umgesetzt werden:
Die Eingangssituation am Gleviner Platz mit dem Wasser-Schilfbecken, die neuere Bebauung mit der „brandwandartigen „ Südseite und die Verbesserung des Weges An der Bleiche, die Festplatzverlegung und Umgestaltung der Wiese in einem ersten Bauabschnitt, zur Wiesenfläche mit einem temporären Garten, der neue Weg im Westen entlang der Stadtmauer und des Wasserarmes und der Promenaden- bereich direkt am westlichen Stellplatz.
Einzelne Maßnahmen wie ein informatives Leitsystem (hist. Lehrpfad), ein Skulpturenprojekt (Stadt Barlachs), können auch nicht fertig gestellte Bereiche aufwerten und erklären.
Einzelne Objekte An der Schanze wie z.b. die Ausguckobjekte oder die neue Holzbrücke und Infotafeln die die Stadt erklären.
Die Umgestaltung der Fusswege am Gleviner Platz und der Strasse Am Schlossberg wurden begonnen und sollten auch entlang des Neuwieder Weges vorgenommen werden.
Ein temporäres Cafe An der Schanze im Bereich der Kleingärten mit Aussenbestuhlung wären ebenfalls wünschenswert.
Zusammenfassend sind als Steigerung der jetzigen Qualittät der Eingangsbereich Gleviner Platz, die Stellplätze und der neue Weg im Westen entlang der Stadtmauer und des Wasserlaufs als BUGA Projekte vorzusehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit entwickelt in logischer Konsequenz eine städtebauliche- räumliche Idee auf der Grundlage der vorhandenen Situation und besticht dabei durch einfache gestalterische Mittel.
Die notwendigen Funktionen der Erschließung des Gebietes sowie die Unterbringung des ruhenden Verkehrs werden beispielhaft an den bereits vorhandenen und bewährten Standorten „An der Schanze“ und „Gleviner Platz“ eingeordnet. Gleichzeitig bieten die Verfasser im Sinne der Nachhaltigkeit die Idee der Umgestaltung der beiden Parkplätze als BUGA-Projekt an, die auch nach Beendigung dieser unvermindert weiter genutzt werden können. Die Konzentration von Aktivitätsräumen zugunsten der Wiederbelebung der ehemaligen Niederungen ist ein weiterer Vorzug dieser Gestaltungsidee – Verbindung des Schönen mit dem Nützlichen.
Lageplan

Lageplan

Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 2

Perspektive 2

Perspektive 2

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Gelviner Platz

Gelviner Platz

Gelviner Platz

Gelviner Platz

Perspektive 3

Perspektive 3

Perspektive 3

Perspektive 3

Perspektive 4

Perspektive 4

Perspektive 4

Perspektive 4