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Einladungswettbewerb | 06/2014

Naturparkhaus Mardorf

3. Preis

Preisgeld: 3.600 EUR

Martin A. Müller BDA - mm architekten

Architektur

GMW-Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Idee ist es, das Haus mit der Natur verwachsen zu lassen. Die Hülle des Gebäudes wird mit wildem Wein berankt. Dieser Prozess dauert Jahre, in denen das stetige Wachstum in der Natur beobachtet werden kann. Neben dem Wachstum über Jahre zeigt sich auch der Wechsel der Jahreszeiten im sich verändernden Farbspiel der „grünen Hülle“.

Zum Uferweg und dem Wasser steht das Naturparkhaus erhöht. Ein Bohlenweg führt auf eine vorgelagerte Terrasse. Die „Natur“ wird geschützt. Die Bäume bilden transparente Schirme. Der Raum zum See wird erweitert. Der Ausstellungsraum im Erdgeschoss öffnet sich attraktiv zur Wasserseite.

Der Baukörper interpretiert das Thema „Dach“, das Naturparkhaus erhält eine unverwechselbare Silhouette und Dachform. Das Naturparkhaus wird vom Uferweg und vom D.K.V.‐Weg erschlossen. Von diesem erfolgt der Zugang für Menschen mit Rollstuhl. Ein Weg vom Uferweg zum Nordeingang ermöglicht auch den behindertengerechten Zugang vom Uferweg. Der natürliche Höhenunterschied wird genutzt: Die nordseitigen Räume liegen jeweils ½ Geschoss niedriger als die südlich angeordneten Räume.

Materialität:
Als Fassadenverkleidung werden Streckmetallbleche aus Cortenstahl vorgesehen. Auch dieses Material wandelt sich unter dem Einfluss der Natur. Im Erdgeschoss sind passend zum Ausstellungsthema Mooreichendielen verlegt.

Die Begrünung wird bei den Öffnungen durch „Corten‐Zargen“ begrenzt. Die Dreispitz‐Jungfernrebe oder auch „Wilder Wein“ (Parthenocissus tricuspidata) ist ein raschwüchsiger Selbstklimmer mit Haftscheibenranken. Sie wächst 12 bis 15 (20) m hoch, ihre Blätter sind sommergrün und zeigen ein sehr attraktives Farbspiel im Jahreswechsel: im Austrieb gold‐gelb bis bronzefarben, im Sommer leuchtend bis sattgrün, glänzend, die leuchtende Herbstfärbung variiert von goldorange über scharlachrot bis dunkelkarmin. Die Bodenansprüche sind relativ gering,
sie gedeiht auch auf sandigen Böden, verträgt Sonne und Schatten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gewürdigt wird der Ansatz, das Gebäude mit der Natur zusammenwachsen zu lassen. Das Gebäude fügt sich mit seiner Höhenlage und Kubatur gut in die Umgebung ein, es zeigt sich jedoch ein gestalterischer Widerspruch zwischen Ober- und Untergeschoss. Die horizontale Gliederung des Baukörpers - Glas und Transparenz im Erdgeschoss, Metall und Geschlossenheit im Obergeschoss - überzeugt so nicht; das Obergeschoss wirkt vergleichsweise massiv. Anerkennung findet der Ausdruck der Giebelständigkeit nach Süden. Diese Klarheit verliert sich jedoch zu den anderen Seiten.

Der nach drei Seiten komplett verglaste Ausstellungsraum wird bezüglich der beabsichtigten Nutzung kritisch gesehen. Die großen Fensterflächen stellen möglicherweise zu hohe Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und die Belichtungsbedingungen.
Auch die dem Geländeverlauf folgende Treppenanlage überzeugt nicht. Der barrierefreie Zugang zum Gebäude wird lediglich über den umwegig erreichbaren hinteren Eingang ermöglicht. Die Zugänglichkeit der öffentlichen WCs ist umständlich und vom Hauptweg aus nicht erkennbar.

Die Organisation der Nutzflächen ist klar und überzeugend. Wiewohl die innere Ablesbarkeit der Dachfaltung im 1.OG erkennbar und erfahrbar gemacht wird, werden damit funktionale Schwächen erkauft, da die Trennwände nicht raumhoch geführt werden (Schallproblematik). Der Aufwand für die Herstellung einer wärmebrückenarmen Konstruktion scheint erheblich.

Insgesamt eine Arbeit, die einen guten Beitrag zur Aufgabenstellung leistet, indem der Versuch unternommen wird, auf die Topographie einzugehen, Architektur und Natur zusammenzuführen und durch Materialität und Begrünung der geschlossenen Fassadenteile den Bezug zu dem, von Vegetation geprägten Umfeld, herzustellen.