Shari Kleinlugtenbelt, 29

Shari Kleinlugtenbelt

Shari Kleinlugtenbelt

„Ich habe meinen Bachelor an der Fachhochschule München gemacht und arbeite jetzt als Bauleiterin bei Gassmann + Grossmann Baumanagement GmbH in München, in der Leistungsphase 8, ich bin also hauptsächlich auf der Baustelle.

Junge Studenten sollten sich bewusst sein, dass man mit diesem Studium nicht nur Gebäude entwerfen kann. Man kann auch als Grafiker für Computerspiele arbeiten. Es gibt viele Möglichkeiten. Ich wollte auf jeden Fall lieber raus, als den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Ich wollte den Fertigungsprozess mitbekommen und mit Menschen zu tun haben.

Dass die Baustelle für mich genau das Richtige ist, habe ich aber erst spät gemerkt. Im Studium habe ich viel ausprobiert. Dann habe ich einem Familienmitglied geholfen, Gewerberäume zu einer Wohnung umzubauen, und da die Bauleitung übernommen, das war genau mein Ding.

Generell denke ich, dass jeder Student ein Praktikum auf dem Bau, bei einem Zimmermann oder Maurer machen sollte, da die letzten Leistungsphasen im Studium zu kurz kommen. Und auch später zeichnen Architekten ihre Details und können sich oftmals nicht vorstellen, wie sie auf der Baustelle umgesetzt werden sollen. Wer weiß, wie es in der Ausführung aussieht, plant auch besser.“

 

Ferdinand Schosser, 26

Ferdinand Schosser

Ferdinand Schosser

„Ich habe meinen Bachelor und Master an der Ostbayrischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg gemacht und arbeite seit einem Jahr bei ZOOMARCHITEKTEN in Berlin.

Studienanfängern würde ich aus heutiger Perspektive raten, sich Zeit zu nehmen. Ich wollte damals schnell fertig werden und habe nach dem Bachelor gleich mit dem Master weitergemacht. Im Nachhinein denke ich, dass ich die Zeit dazwischen anders hätte nutzen sollen. So eine Gelegenheit bekommt man kein zweites Mal. Man könnte zum Beispiel ein halbes oder ganzes Jahr in einem großen Büro arbeiten und von guten Architekten lernen.
Praktika bringen einem auch schon im Studium viele Vorteile, man lernt neue Arbeitsweisen kennen und studiert dann viel strukturierter weiter. Das fängt beim Zeitmanagement an und geht bis zur Kommunikation mit den Kommilitonen. Es ist auch leichter, als Praktikant in ein bekanntes großes Büro zu kommen als nach dem Studium. Da hat man es als Berufseinsteiger ohne die passenden Referenzen wesentlich schwerer.

Wenn man einmal angefangen hat zu arbeiten, ist es auch kaum noch möglich, sich ein paar Monate Zeit für eine größere Reise zu nehmen. Das sollte man auf jeden Fall noch während des Studiums machen.“

 

Tuo Li, 28

Tuo Li

Tuo Li

„Ich arbeite freiberuflich im co-kreativen Netzwerk Julia Erdmann Socialtecture (JES) in Hamburg. Mein Fokus liegt auf Modellbau und Visualisierung, dabei entwickele ich mich ständig Richtung digitales Bauen weiter: 360-Grad-Renderings, Drohnenfotografie, 3D-Scans, virtuelle und erweiterte Realität.

In diese Nische bin ich gekommen, weil ich schon während meines Bachelors an der HafenCity Universität Hamburg in ganz verschiedenen Bereichen als Praktikant und Werkstudent gearbeitet habe. Das Studium war für mich vor allem eine Findungsphase. Ich war in Behörden, städtischen Unternehmen und Start-ups. Ich halte es für sehr wichtig, dass man schon während des Studiums Berufserfahrung sammelt, um herauszufinden, in welche konkrete Richtung man später gehen möchte. Gerade mit einem Architekturstudium hat man viele verschiedene Möglichkeiten. Die meisten studieren erst fertig und fangen dann an zu arbeiten. Wenn man dann merkt, dass die gewählte Richtung doch nicht das Richtige ist, wird es viel schwieriger, sich noch einmal umzuorientieren.“

 

Emanuel Schöbe, 30

Emanuel Schöbe

Emanuel Schöbe

„Ich habe meinen Bachelor an der Universität Stuttgart und meinen Master an der TU München gemacht. Seit anderthalb Jahren arbeite ich jetzt bei Allmann Sattler Wappner Architekten in München. Hier habe ich auch schon davor als Praktikant und Werkstudent gearbeitet.

Was das Studium angeht, würde ich jedem einen Hochschulwechsel empfehlen. Das ist ja einer der wenigen Vorteile am Bachelor/Master-System: Man kann noch mal an einer anderen Schule lernen, vielleicht auch in eine andere Stadt gehen. Auch den Wechsel von Fachhochschule zu Universität oder umgekehrt oder von einer künstlerisch zu einer technisch orientierten Hochschule halte ich für sinnvoll. Auf diese Weise kann man architektonische Haltungen vergleichen, hinterfragen und festigen.

In Stuttgart konnte man beispielweise am Lehrstuhl A mit dem Lehrstuhl B zusammen einen Entwurf machen und so ein Projekt ein Semester lang aus zwei Perspektiven betrachten. In München herrschte eher Konkurrenz zwischen den Lehrstühlen, da gab es so etwas nicht. Aber erst durch den Wechsel habe ich die Situation in Stuttgart zu schätzen gelernt. Generell würde ich auch raten, immer viel zu diskutieren, viel Zeit in der Uni und mit Kommilitonen zu verbringen. In den ersten Semestern saßen wir oft noch bis spät in der Uni zusammen und haben über alles Mögliche diskutiert.

Auch den Konkurrenzkampf unter den Kommilitonen, der natürlich stressig sein kann, sollte man nicht nur als etwas Negatives sehen. Heutzutage läuft alles über Wettbewerb, da ist es gut, dass man schon als Student an kompetitive Situationen herangeführt wird.“

 

Maike Bodenbender, 28

Maike Bodenbender

Maike Bodenbender

„Ich habe meinen Bachelor an der Bauhaus-Universität in Weimar gemacht und bin dann für den Master an die TU Braunschweig gewechselt. Jetzt arbeite ich seit zwei Monaten bei Grüntuch Ernst Architekten in Berlin.

Das Studium ist die Zeit, um herauszufinden, was einem gefällt und liegt. Das kann man durch das Kursangebot gut machen und durch Praktika erweitern.

Dabei sollte man auf jeden Fall experimentell bleiben. Es wird einem immer gesagt, dass das Portfolio wichtig ist, weil man sich damit später bewirbt. Ich glaube, ich habe mir das ein bisschen zu sehr zu Herzen genommen. Rückblickend würde ich eher raten, sich davon zu lösen und Sachen auszuprobieren, die einem Spaß machen und auf die man Lust hat. Ich habe beispielsweise verschiedene Kurse in Richtung Design und Grafik gemacht, weil mich das schon immer interessiert hat. Rückblickend hätte ich aber auch gerne Angebote zur Materiallehre und Konstruktion wahrgenommen. Denn das Spannende an dem Berufsfeld ist, dass es so vielfältig ist. Wir landen schließlich nicht alle in einem klassischen Architekturbüro. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, und das Studium ist dazu da, um sie kennenzulernen.“

 

Sebastian Walter, 28

Sebastian Walter

Sebastian Walter

„Ich habe meinen Bachelor und Master an der TH Nürnberg Georg Simon Ohm gemacht. Seit Anfang des Jahres arbeite ich bei HENN Architekten in Berlin.

Aus meiner Studienzeit habe ich gelernt, dass man sich auch mal etwas trauen sollte. Das kann ruhig auch schiefgehen. Scheitern wird immer als etwas ausschließlich Negatives gesehen, dabei lernt man dabei am meisten. Wenn alles glatt geht, macht man einfach immer weiter wie bisher. Erst wenn man auf ein Problem stößt und sich fragen muss, wie man es lösen kann, gewinnt man wirklich neues Wissen hinzu.

Ich habe in meinem Studium oft den sicheren Weg genommen und manche ausgefallenen Entwurfsideen früh wieder verworfen, weil ich dachte, dass dabei Probleme auftreten könnten. Gerade im Studium sollte man aber die Zeit nutzen, Dinge auszuprobieren, sich selbst ein Stück weit vertrauen und auch in Kauf nehmen, dass es vielleicht nicht klappt.

Außerdem würde ich jedem Studienanfänger raten, sich früh mit dem Thema digitales Entwerfen auseinanderzusetzen. Das kommt meiner Meinung nach im Studium zu kurz. In unserem Beruf arbeitet man immer mehr mit BIM. Mit einem besseren Basiswissen über die Arbeitsweise wäre mir mein Berufseinstieg leichter gefallen.“