Award / Auszeichnung | 12/2021
competitionline campus 2022
©Josephin Brewitt / Gabriyel Dari / Lorenz Sedlmayr
Anerkennung Studierendenarbeiten - Namib Desert Cloud
Preisgeld: 250 EUR
Student*in Architektur
Student*in Architektur
Student*in Architektur
Erläuterungstext
Die Namib Desert Cloud ist eine Wolke inmitten der Wüste, die das Leben und Überleben im Einklang mit der Natur, Kultur und Tradition der Topnaar Community ermöglicht.
Warum ist das Projekt besonders einzigartig?
Form follows relation - Ein Entwurf, der mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet, innovativ, ohne Kultur und Tradition zu überschreiben. Wir bezeichnen das als „relational architecture“ zwischen Mensch, Natur und dem alltäglichen Leben, die das Überleben an diesem extremen Ort ermöglichen könnte.
Projektbeschreibung:
Heute und in Zukunft werden diejenigen, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben, am stärksten davon betroffen sein. Zugleich haben die Menschen in diesen Regionen ein seit Generationen überdauerndes Wissen zum Leben und Bauen im Einklang mit der Natur entwickelt.
Das Lebensumfeld der Topnaar Community ist das Kuiseb-Delta am Fuße der Namib-Wüste, wo sich Flora und Fauna seit mehr als 80 Millionen Jahren an das aride Klima angepasst haben. Ein extremes Lebensumfeld, das jedoch wie vielerorts mit dem zu erwartenden Temperaturanstieg aus dem Gleichgewicht geraten wird.
Der Lebensalltag, sowie Kultur und Traditionen der Topnaar sind eng mit ihrem Tagesablauf verknüpft, der sich so stetig bewegt wie der Schatten der Sonne am Tag. Das Projekt knüpft an dieses Leben an - ergänzt, anstatt neu zu schreiben und versucht so einen auch in Zukunft resilienten Lebensraum zu gestalten.
Die Bodenressourcen rund um den Kuiseb bestehen hauptsächlich aus Sand und Lehm, die also allgegenwärtig und reichlich vorhanden sind. Das Projekt nutzt diese natürliche Ressource in Form von Sandsackwänden, die buchstäblich aus dem Boden wachsen und alle Elemente und Funktionen des täglichen Lebens in sich vereinen. Sie bestehen aus bereitgestellten Säcken, die mit dem Sand gefüllt und dann mit dem Lehm verputzt werden. Diese massiven Wandstrukturen kühlen zusätzlich den Innenraum und den Platz einer Hütte.
Die neu eingeführte Dachstruktur dient dazu in der Wüste Wasser zu sammeln, Schatten zu spenden und den Außenraum zu gliedern. Eine „Wolke“, die nach dem Vorbild der endemischen Pflanzen- und Tierwelt über den regelmäßigen starken Küstennebel Feuchtigkeit sammelt. Im textilen Netz kondensieren die Wassertropfen und laufen dann über Rinnen entlang von gleichmäßig angeordneten Pfeilern in dezentrale Wassertanks.
Beide Strukturen – Dach wie Wand - sind kontinuierlich erweiterbar: Angefangen als Intervention einzelner Gehöfte, zielt das Projekt darauf aus zu einem Dorf der Gemeinschaft zusammen zu wachsen. Das Herzstück dieses Zusammenhalts ist eine Gartenschule, in der traditionelles Wissen und Innovationen neuer Wissenschaften aufeinandertreffen. Sie wirkt als Impulsgeber und bietet Raum, in der Topnaar Community Gartenbau- und Wassergewinnungsmethoden zu etablieren und weiterzuentwickeln, um eine ausreichende Nahrungsmittelversorgung zu ermöglichen.
Beurteilung durch das Preisgericht
“Die Arbeit ist nicht besonders laut, aber ich finde sie extrem stark”, lobt Fahim Mohammadi. “Die Studierenden schaffen ein räumliches Gefüge, das sich in vielen Ebenen behutsam und eingehend mit dem Kontext befasst.” Man habe die Nutzer*innen in ihren Abläufen beobachtet und die ortseigenen Systeme sowie lokale Traditionen respektvoll in eine moderne Form übersetzt. “Die Autor*innen haben einen Entwurf entwickelt, der jenseits von Formalismen und Technologien auskommt. Sie arbeiten mit wenig Lärm und erzeugen dabei ein sympathisches Ergebnis.”
Landschaftsarchitektin Inga Hahn gefällt an der Arbeit besonders, dass der Entwurf “die Elemente Wasser, Erde und Luft aufgreift und sie in eine architektonisch ansprechende Form bringt.” Einziger Kritikpunkt der Jury: In der Umsetzung verliere das Projekt ein wenig den Realitätsbezug. Für die Menschen vor Ort sei es häufig schwer, sich neuen Technologien und Innovationen zu öffnen und das gewohnte Terrain zu verlassen, gibt Nicolai Blank zu bedenken, der selbst einige Jahre in Namibia gelebt hat und die Verhältnisse vor Ort kennt. Dennoch habe sich die Arbeit mit ihrem besonderen Charakter und der spürbaren Wertschätzung des Genius Loci eine Anerkennung verdient.
©Josephin Brewitt / Gabriyel Dari / Lorenz Sedlmayr
community garden
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homestead outside
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community outside
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floorplan community
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concept steps
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floorplan homestead existing structure
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floorplan homestead everyday life
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floorplan homestead +cloud
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floorplan homestead +protecting wall
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context