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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Erweiterung Pflegeheim der Region Rorschach (PeLago)

3. Rang / 3. Preis

Armin Benz Martin Engeler

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzeptionelle Lösung, Ortsbauliche Idee
Dieser Projektvorschlag baut das bestehende Pflegeheim in westlicher Richtung weiter und lĂ€sst den Komplex grundrisslich in einen Stern mĂŒnden. Ausgerichtet auf Zufahrt und Parkierung, befindet sich hier folgerichtig der Haupteingang mit Vorfahrt. Ebenso dockt an diesem Kopf die relativ kurze, gedeckte Wegverbindung von den Alterswohnungen an. Auf den ersten Blick irritiert die symbolische Form des Sternes, die sich jedoch weniger aus einer aussenrĂ€umlichen Idee begrĂŒndet, als vielmehr aus einer vielschichtigen, hierarchischen Konzeption der inneren Organisation ableitet.

Wohn-/LebensqualitÀt
Die Eingangssituation wirkt freundlich. Um die grosszĂŒgige Eingangshalle gruppieren sich sĂ€mtliche fĂŒr den Besucher und Bewohner wesentlichen Nutzungen, dies fĂŒhrt zu einer guten Übersichtlichkeit. Hier bildet ein ĂŒber alle Geschosse gehender Lichthof mit einlĂ€ufiger Treppen - anlage den Kern. Daraus resultiert ebenfalls eine gute Orientierung. Der ansprechende Lichthof dĂŒrfte allerdings, entgegen dem Projektbeschrieb der Verfasser, nicht ausreichend hell sein. In die Zirkulationszone der Demenzabteilung dĂŒrfte zu wenig Tageslicht gelangen. SĂ€mtliche neuen Pflegezimmer haben eine gute Ausrichtung. Sie erinnern an kleine Wohnungen. Differenziert ausgebildeter Zugang mit Nische und Vitrine, grosszĂŒgiges EntrĂ©e, zwei Schrankfronten. Weiter entwickelt sich der Zimmergrundriss in eine gemeinsame helle Wohnzone und mĂŒndet in zwei einander gegenĂŒberliegenden privaten Schlafnischen mit je einem eigenen Fenster . Hier könnte durch Abtrennung mit einem Vorhang die PrivatsphĂ€re maximal möglich gewahrt werden. Der geschickte Richtungswechsel in der Erschliessung der Zonen verbraucht zulasten der Zimmergrössen leider verhĂ€ltnismĂ€ssig viel VerkehrsflĂ€che.

FunktionalitÀt
Die Tiefgarage und der Zugang zu den Alterswohnungen ist auf den PlĂ€nen angedeutet, genauere Aussagen fehlen. Das Parkdeck hĂ€lt den Strassenabstand entlang der westlichen Parzellengrenze nicht ein. AbstellplĂ€tze fĂŒr zweirĂ€drige Fahrzeuge werden beim Haupteingang vermisst.

Die BewegungsrĂ€ume sind interessant, abwechslungsreich und grundsĂ€tzlich grosszĂŒgig. In den Regelgeschossen ermöglichen die sich zwischen je zwei Zimmerpaaren aufgespannten teils abtrennbaren Aufenthaltsnischen abwechslungsreiche Ausblicke und der ĂŒber alle Geschosse reichende vertikale Lichtkern Durchblicke und Blickkontakte. Die Stationszimmers sind zentral gelegen, dennoch fehlt die Überblickbarkeit des erweiterten Aufenthaltsbereiches. Der Essbereich lĂ€sst sich bei Bedarf nur schwer unterteilen. Eine Abtrennung in zwei Wohngruppen ist grundsĂ€tzlich möglich, fĂŒhrt jedoch zu unerwĂŒnschten Sackgassen. Einzelne LagerrĂ€ume sind zu klein oder bezĂŒglich ihrer Lage im Grundriss nicht ideal zugeordnet. SĂ€mtliche neuen Zimmer haben eine ĂŒberdurchschnittliche Tageslichtausleuchtung dank geringer Raumtiefe und viel FensterflĂ€chen. Die interessanten und innovativen Zimmergrundrisse erlauben gleichwertige und vielfĂ€ltige BettenstellplĂ€tze.

Architektonischer Ausdruck und rÀumliche Gestaltung
Die Fassaden werden auf eine sympathische Art, dem Bestand nachempfunden weitergestaltet: massives, verputztes Mauerwerk mit Lochfassade, wodurch eine Einheit entsteht und die IdentitĂ€t der Anlage bestehen bleibt. Die Erscheinung im Ortsbild mit den mehrfach abgewinkelten Fassaden ist ungewöhnlich. Die Sternform wĂŒrde jedoch hauptsĂ€chlich aus der Vogelperspektive wahrgenommen und durch den FussgĂ€nger kaum so deutlich erlebt.

Aussenraumgestaltung
Die Anbindung der Demenzabteilung an den Dementengarten funktioniert nicht. Es fehlt der Sichtkontakt aus dem Wohnbereich fĂŒr die Bewohnende und Betreuende. Eine lange und steile Rampe macht den Zugang wenig attraktiv und fĂŒr die Bewohnenden nicht ohne Begleitung begehbar.

Wirtschaftlichkeit
Es handelt sich um eine verhĂ€ltnismĂ€ssig kompakte Erweiterung. Die teils umfassenden Eingriffe in den Bestand, einige Zimmer werden abgebrochen und mĂŒssen in der Erweiterung ersetzt werden, und der Lichthof verteuern den Anbau. Ebenso die langen Nahtstellen, welche zudem auch den Bauablauf komplex gestalten. Das Attikageschoss tangiert sowohl das neue Flachdach wie auch das Dach des Altbaus. Das Dachgeschoss vermag nicht zu ĂŒberzeugen, der Mehrzweckraum ist zu klein und die Chance die attraktive Seesicht in die RĂ€ume miteinzubeziehen wurde verpasst.

Gesamtbeurteilung
Der Projektvorschlag „Regards“ leistet einen wichtigen Beitrag mit den innovativen Zimmergrundrissen. Dem französichen Wort „Regards“, was soviel bedeutet wie Blicke, wird zum konzeptionellen Schwerpunkt, der sich an der Ă€usseren Erscheinung, in den Erschliessungsbereichen, den Erweiterungen der Stationen bis in die QualitĂ€t der Zimmergrundrisse und der Zuordnung je eines Fensters zu den einzelnen Pflegebetten sowie des gemeinsamen „Aufenthaltszone“ konsequent und qualitĂ€tvoll weitergespielt. GegenĂŒber diesen konzeptionellen QualitĂ€ten stehen hohe Erstellungskosten und eine schwierige Bauabwicklung.