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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Neubau Kantonsspital Baden (KSB)

Teilnahme

steigerconcept AG

Architektur, sonstige Fachplanung

Ingenta AG ingenieure + planer

Bauingenieurwesen

Meierhans + Partner AG

TGA-Fachplanung

BÖSCH sanitäringenieure AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Meierhans + Partner AG

TGA-Fachplanung

BDS Security Design AG

Brandschutzplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Confirm AG

sonstige Fachplanung

BNP Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

steger design & modellbau

Modellbau

Unique Vision Studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Patient im Zentrum der Klinik

Niemand geht gerne ins Spital, ein Klinikaufenthalt ist fast nie ein erfreuliches Ereignis, denn er ist nicht selten mit Schmerzen, mit Unsicherheiten und oft auch mit Angst verbunden. Als Patient verliert der Mensch teilweise auch seine Autonomie, er ist fremdbestimmt durch die Krankheit beziehungsweise durch die Erfordernisse seiner Therapie, durch Ärzte und Pflegepersonal. Obwohl solche Einschränkungen selbstverständlich zur Heilung beitragen sollen, bedeuten sie eine erhebliche temporäre Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Um den Patienten den Aufenthalt trotzdem so angenehm wie möglich zu gestalten, wurden in den letzten Jahren vom KSB wie von den meisten Spitälern grosse Anstrengungen unternommen. Weitergehende Verbesserungen für den Patienten scheitern jedoch oft an den architektonischen Bedingungen des Spitalgebäudes. Deshalb müssen bei der Planung eines neuen Spitals der Patient und seine Bedürfnisse ins Zentrum gestellt werden.


Die Entflechtung der Wege

In unserem Projekt haben wir konsequent die Wege der verschiedenen Benutzer verkürzt, aber auch getrennt und entflochten. Der Arzt gelangt auf direktem Weg zum Patienten, statt dass dieser umständlich zu ihm finden muss; das Facility Management sowie das fahrerlose Transportsystem haben ihre eigenen Zugänge und das Pflegepersonal und die Besucher ebenso. Dadurch werden einerseits die Abläufe optimiert, andererseits aber auch die Diskretion, die Privatsphäre und das Wohlbefinden der Patienten entscheidend gesteigert. Allerdings mussten wir dabei beachten, dass es ganz verschiedene Gruppen von Spitalbenutzern und Patienten gibt: stationäre und ambulante, ganz junge und sehr alte, solche mit akuten bis lebensbedrohlichen medizinischen Problemen und solche, welche das KSB für einen elektiven Eingriff ausgewählt haben. Wenn wir also den Patienten ins Zentrum stellen, so bedeutet dies konsequenterweise, dass das Spital dezentral aufgebaut sein muss. Dies wird ermöglicht durch den modularen Aufbau aus einzelnen Modulen. Zudem können dadurch viele weite horizontale Wege über lange Korridore durch kurze vertikale Strecken per Lift ersetzt werden.
Dass sich Gänge in einem Spital trotzdem nicht gänzlich vermeiden lassen, liegt auf der Hand. Doch in unserem Projekt sind sie nicht blosse Verbindungswege, sondern funktionale Räume mit architektonischer Qualität.


Ohne Flexibilität keine Nachhaltigkeit

Nicht nur die Ansprüche der Patienten sind gestiegen und steigen weiter, auch Medi¬zin, Lehre und Pflege sind einem steten Wandel unterworfen. Weil die Richtung dieser Veränderungen höchstens teilweise absehbar ist, muss eine nachhaltige Spitalplanung grösstmögliche Flexibilität in jeglicher Hinsicht anstreben. Erreicht wird die überzeugende Flexibilität unseres Projektes primär durch seinen kon¬sequent modularen Aufbau. Die einzelnen Module sind Kuben von überschaubarer Grösse, sie sind weitgehend autonom konzipiert und mit Ausnahme ihrer Stützen ab¬solut befreit von strukturellen Elementen. Dies erlaubt es, bei der Gestaltung der ein¬zelnen Grundrisse den Fokus ganz auf die Optimierung der jeweiligen Arbeitsprozesse zu legen. Zudem kann dadurch jeder Kubus jederzeit an neue Bedürfnisse angepasst werden, fast ohne Baulärm oder andere störende Emissionen.
Die Module des Neubaus ergeben mit dem fast fertiggestellten KUBUS Gebäude eine harmo-nische formale Einheit. Dank ihrer unterschiedlichen Höhen bilden sie zusammen mit dem angrenzenden Wald sowie der natürlichen und gebauten Hügellandschaft ein zurückhaltendes, aber trotzdem eigenständiges städtebauliches Ensemble.


Umgebung

Der neue Spitalkomplex wird in eine Hügellandschaft eingebettet. Die Gebäudemodule und Hügel verzahnen sich zu einer Landschaft, einer massstäblich korrespondierenden Einheit.
Die Hügellandschaft nimmt Bezug auf den Garten, der sich heute südlich des Spitals befindet. Die Hügel werden aus dem Aushub des Neubaus geformt. Es entsteht eine bewegte Landschaft mit Höhen und Tiefen. Der Kontrast zwischen Überblick haben und Verschwinden, zwischen Offen- und Geschlossenheit wird zum Erlebnis. Ein Pfad macht das Terrain mit den Hügeln und Tälern abseits der Hauptwege erlebbar.
Aus dem umfassenden Wald lösen sich Baumreihen, die in geraden Linien über das gesamte Planungsgebiet laufen und die Gliederung der Architektur - deren Rhythmus – unterstreichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser stellen den Patienten ins Zentrum der Klinik, resp. richten ihre primären Entwurfsziele an ihm aus: Behaglichkeit, überschaubare Grösse, strikte Entflechtung der Wege sind wichtige Leitgedanken, wie auch die weitsichtigen Aspekte bezüglich Nutzungsveränderungen oder Instandsetzungszyklen. In Reaktion auf diese wichtigen Anliegen wählen die Projektverfasser eine modulare Grundstruktur. Mit direktem Bezug zum „Kubus“, ein Annexbau, der aktuell zur bestehenden Spitalstruktur fertiggestellt wird, wird eine Gebäudestruktur von acht – im Footprint gleichgrossen – quadratischen Kuben vorgeschlagen. Diese Gebäudeteile weisen eine Ausdehnung von 37.5 x 37.5 m und eine interessante Tragstruktur mit nur vier innenliegenden Stützen und tragenden Elementen in der Fassade auf. Weil sämtliche vertikalen Elemente wie Installationsschächte und Vertikalerschliessungen ausserhalb dieser Module angeordnet werden sollen, entstehen unterschiedlich und flexibel bespielbare Geschossflächen.
Der Entwurf sieht zudem vor, diese Module durch eingeschobene Zwischenstücke konsequent und deutlich voneinander zu trennen. Diese Zwischenelemente beinhalten die erforderlichen unterschiedlichen Transportsysteme, Treppenanlagen, Installationszonen und Lichthöfe. Gemeinsam mit dem bald fertiggestellten „Kubus“ entsteht insgesamt eine gegliederte Grundfigur, deren Setzung und Verortung im Kontext topographisch und räumlich stimmig ist.
Das Beurteilungsgremium ist überzeugt, dass die strikte Unterscheidung von Funktionsflächen (Module) und Erschliessungs-, Ver- und Entsorgungsflächen (Zwischenelemente) die Platzierung der Funktionseinheiten stark beeinträchtigt. Auch kann die geforderte Flexibilität kaum sichergestellt werden. Reicht die Grundfläche eines Moduls für die Positionierung aller Räume einer Funktionseinheit nicht aus, müssen Betriebsbereiche vertikal gestapelt oder -durch ein eingeschobenes Zwischenelement getrennt- organisiert werden.
Das gewählte Prinzip und der Verzicht auf eine Hierarchisierung der Erschliessungsstrukturen erschwert die Orientierung im Gebäude stark. Zudem bezweifelt das Beurteilungsgremium die räumliche Qualität und schlussendlich auch Akzeptanz der Zwischenelemente, resp. jener Raumschichten, die auf solche Lichthöfe orientiert sind. Die Dimensionierung dieser Höfe und die Organisation der internen Erschliessungen führen oft zu sehr direkter Einsicht.
Die Struktur des Entwurfs und die einhergehende Verortung der Funktionsbereiche in die Module erschwert die abteilungsübergreifende Vernetzung des Spitalbetriebs. Die Patientenprozesse sind dadurch nicht ohne Reibungsverluste umsetzbar. Die Entscheidung zur Gestaltung mehrerer Module ohne direkteren Verbindung untereinander führt zu einer strikten räumlichen Trennung der Funktionsbereiche. Darüber hinaus lässt die gewählte Struktur Flexibilität und Erweiterbarkeit einzelner Funktionsbereiche nur bedingt zu.
Grundsätzlich sind die prozessualen Anforderungen umsetzbar. Jedoch zeigt der Entwurf Schwächen hinsichtlich der teils nicht nachvollziehbaren Verortung der Funktionsbereiche und ihrer jeweiligen Binnenstruktur, die nur mit großem planerischem Aufwand behoben werden können. Aufgrund der Struktur und der Verortung der Funktionsbereiche in die Module sind Prozessverzögerungen durch zu lange Wege darüber hinaus nicht gänzlich zu beheben.
In den Versorgungsprozessen werden Ebenen- und zum Teil Modulwechsel erforderlich, eine direkte Fallwagenversorgung des Zentral-OPs beispielsweise ist unter diesen Umständen nicht umsetzbar. Die Anbindung des „Kubus“ ist gewährleistet, die Funktionen sind jedoch nicht ins Gesamtkonzept integriert.
Die Anforderungen des Raumprogramms wurden weitgehend erfüllt, die Flächen jedoch überschritten. Insgesamt sind die zu planenden Funktionsstellen abgebildet, die Binnenstruktur zeigt jedoch Abweichungen hinsichtlich der Räume und Flächen. Das vorliegende Projekt weist somit im Quervergleich die grössten Kennzahlen auf: Geschossfläche, Volumen, Fassadenfläche. Der Quotient von Nutz- und Geschossflächen ist deutlich über 2.1, ohne dass ein markanter architektonischer, räumlicher Mehrwert resultiert.
Das Team von steigerconcept hat sein Grundkonzept sehr sorgfältig, aber auch zu konsequent durchgearbeitet. Nur an einer einzigen Stelle, im nördlichsten Bereich des neuen Spitals zeigen die Verfasser ansatzweise auf, welches Potential in dieser modularen Konzeption auch noch stecken könnte.
Patientenzimmer

Patientenzimmer

Situationsplan

Situationsplan

Grundriss Eingangsgeschoss

Grundriss Eingangsgeschoss

Grundriss Pflegebereich, Bettenstationen

Grundriss Pflegebereich, Bettenstationen

Fassade Ost

Fassade Ost

Querschnitt

Querschnitt