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Offener Wettbewerb | 05/2015

Neubau Tagesbetreuung Sömmerliwiese

BALU

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 24.000 CHF

Weyell Zipse Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Balu verzaubert... Was steckt hinter diesem Zauber?
Einer Insel ähnlich wird das Gebäude von der Sömmerliwiese umspült. Es orientiert sich nicht an bestehenden Häuserfluchten, sondern will sich als autarkes Haus im Park verstanden wissen. Unterstützt wird dieser Eindruck einerseits durch den Sockel, der das Volumen quasi über der Wiese schweben lässt, und andererseits durch die Fassade, die auf alle Seiten hin gleich behandelt wird. Das Preisgericht bezweifelt, ob das Konzept des Hauses im Park auf dem schmalen Baufeld am Rande der Sömmerliwiese städtebaulich die richtige Antwort ist. Etwas hilflos wirken auch die Hecke entlang der Parzellengrenze, die Distanz zur Nachbarschaft schaffen soll, sowie die Platzierung des Geräteraums und der daran anknüpfende Abschluss des Aussenspielraums.
Das filigrane, ausladende Dach strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Es fällt leicht, zu glauben, dass sich darunter eine Tagesbetreuung verbirgt. Trotz des grossen Volumens und dessen eigenständiger Typologie wirkt der Neubau nicht fremd an diesem Ort. Die Verfassenden machen sich nämlich ein Prinzip zu Nutze, das sie bei den mehrgeschossigen, städtischen Wohnhäusern im Quartier Lachen vorgefunden haben. Sie bilden das obere Geschoss als Dach aus, sodass das Gebäude auf den ersten Blick nur eingeschossig in Erscheinung tritt.
Ein runder, gepflästerten Vorplatz, der die bestehende Platane geschickt miteinbindet, bildet den Auftakt zum Neubau. Daneben sind entlang der Schönaustrasse die Velo- und Autoabstellplätze aufgereiht. Vom Vorplatz führt ein Steg auf die Veranda, die über Sitzstufen sowie punktuell über Rampen mit der Sömmerliwiese verbunden ist. Das Konzept, das Gebäude von der Quartierwiese her zu erschliessen, lobt das Preisgericht als intelligente Art der Anbindung an den wertvollen Grünraum.
An der Küche vorbei gelangen die Kinder in einen zweigeschossigen Windfang und von da in ihre Horteinheit. Der Windfang ist deutlich zu klein bemessen und würde zur Mittagszeit zum Nadelöhr. Um die Wege der Kinder und der Mahlzeitenlieferungen zu entflechten, würde ausserdem eine zentralere Lage der Küche bevorzugt.
Die Struktur des Gebäudes ist modular aufgebaut, das Raumprogramm entsprechend einfach und effizient organisiert. Die Gliederung der äusseren Hülle widerspiegelt sich im Innern in zwei gegensätzlichen Welten: das Erdgeschoss geht – obschon durch das umlaufende, geneigte Vordach geschützt – nahtlos in die Sömmerliwiese über, während das Dachgeschoss, in Anlehnung an Lukarnen, nur punktuelle Ausblicke in die Landschaft gewährt. Ein zentraler Lichthof, der zugleich als Garderobe und Verteiler dient, verbindet die beiden Welten in der Vertikalen. Führt man sich die 90 Kinder vor Augen, die zur Mittagszeit beinahe gleichzeitig eintreffen und in den Garderoben herumwuseln, ist zu erahnen, dass dieser Raum bezüglich Akustik zur besonderen Herausforderung wird. Rund um das Herzstück des Gebäudes sind je Geschoss jeweils die Betreuungsräume einer Horteinheit angeordnet. Die Horteinheiten wirken überschaubar und familiär. Es drängt sich jedoch die Frage auf, ob sich die Einheiten in Analogie zum äusseren Erscheinungsbild nicht über zwei Geschosse entwickeln müssten.
Mit Ausnahme der Hülle sind auch Konstruktion und Materialisierung des Gebäudes einfach gehalten. Die feingliedrige, metallene Dachhaut mag auf den ersten Blick verführen. Die Vorstellung einer derart grossen, reflektierenden Fläche weckt jedoch Bedenken. Auch dürfte die Umsetzung relativ kostspielig sein.
Die Etappierung erfolgt additiv. Die erste Etappe kommt nahe der Schönaustrasse zu stehen. An Fassade und Dach bleiben die beiden Etappen ablesbar. Das Nebeneinander der beiden Häuser wurde vom Preisgericht kritisch hinterfragt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich um einen auf verschiedenen Ebenen sehr sorgfältig ausgearbeiteten Vorschlag handelt. Jedoch wurde bezweifelt, ob der Zauber einer Überarbeitung standhalten würde.