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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Erweiterung Kindertagesstätte Pellingen

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Zink Architekten

Architektur

LUZ Landschaftsarchitektur Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ausgangslage
Die Kindertagesstätte Antoniuszwerge in Pellingen soll umgebaut und erweitert werden. Das für die Erweiterung zur Verfügung stehende Grundstück liegt im Zentrum von Pellingen und ist an eine Gesamtanlage aus öffentlichen Gebäuden angegliedert. Die bestehende Kita, welche ein Teil dieser Gesamtanlage ist, soll erhalten bleiben und in ein stimmiges Gesamtkonzept integriert werden. Die Erschließung der Kita erfolgt zukünftig über die Zuwegung zum Friedhof über die Friedhofsstraße.

Städtebau
Die Baumasse wird als länglicher Baukörper in Ost-, Westrichtung auf dem Grundstück platziert. Ein eingeschossiger Bereich im EG verbindet den Neubau mit dem Bestandsgebäude und bildet das großzügige und attraktive Foyer. Durch Form und Positionierung des Neubaus wird das Wettbewerbsgrundstück zoniert. In geradliniger Verlängerung der Grundstückszuwegung liegt der Eingangshof. Hier befindet sich der Haupteingang mit großzügigem Vordach und auch die Anlieferung für die Küche findet hier statt. Ebenfalls im östlichen Bereich des Grundstücks, dem Bewegungsraum vorgelagert, befindet sich eine Fläche, die für Veranstaltungen, Ballspiel und Fahrzeugnutzung vorgesehen ist. Im westlichen Teil des Grundstücks ist der gemeinschaftliche Spielgarten verortet. Dieser dient zum gemeinsamen Spielen mit Außenspielgeräten wie Rutsche, Schaukel und Sandkasten. Den Gruppen bzw. Ü3- und U3- Bereichen ist dann jeweils noch ein eigener separater Spielbereich vorgelagert. Dabei werden die topografischen Gegebenheiten genutzt, um die beiden Außenbereiche jeweils einer Ebene des Gebäudes zuzuordnen.

Gebäudeorganisation und -nutzung
Das Gebäude wird vom Eingangshof über den Haupteingang erschlossen. Das großzügige Vordach dient als Abstellfläche für Kinderwagen. Zudem besteht weiterhin die Möglichkeit den Kinderwagen im bestehenden Kinderwagenabstellraum unterzubringen. Das Foyer bildet ein großzügiges Entrée. Dem Eingangsbereich zugeordnet ist das Leitungszimmer. Zudem gibt es hier einen Elternwartebereich - ein zweiter separater Wartebereich ist bei der bestehenden Treppenanlage vorhanden.
Vom hellen Eingangsbereich aus gelangt der Besucher in die verschiedenen Funktionsbereiche. Direkt am Foyer liegen der Bewegungsraum und der Speiseraum. Diese können bei Bedarf zusammen mit dem Foyer zu einem großen Veranstaltungsbereich geschaltet werden. Auf der Eingangsebene befinden sich zudem die Kinderkrippengruppen. Über die attraktive einläufige Treppe oder den Aufzug gelangt man in den Bereich der Regelgruppen im OG. Der Personalbereich ist im OG des Bestandgebäudes verortet und besitzt eine überdachte Verbindung zum Neubau. Durch die Ausnutzung der topographischen Gegebenheiten im Bereich des vorgeschlagenen Erweiterungsbaus ist es von jedem Geschoss und jedem Aufenthaltsraum aus möglich, ebenerdig ins Freie zu gelangen. Bis auf einen Teilbereich der Personalräume ist die gesamte Kindertagesstätte barrierefrei erschlossen. Das Gebäude ist übersichtlich organisiert und klar strukturiert. Die attraktiven Erschließungszonen sind immer wieder mit Aufweitungen versehen. Sie dienen als zusätzliche Spiel- und Bewegungsflächen.

Ausdruck und Material
Das Gebäude wird als Massivbau errichtet. Das Tragwerk besteht aus Stahlbeton. Opake Fassadenteile erhalten eine mineralische Dämmung, werden verputz und beschichtet. Gruppenräume und andere Aufenthaltsräume erhalten großzügige Verglasung. Die großen Fensterflächen sorgen für gute Belichtung sowie ideal nutzbare und freundliche Räume. Alle Materialien werden so weit wie möglich naturbelassen verwendet. Die Werkstoffe sollen in ihrer Haptik erlebbar sein. Farbe dient zudem als architektonisches Gestaltungsmittel im Innenraum, um einzelne Bereiche besonders hervorzuheben. Das Zusammenspiel aus Beton, gestrichenen Flächen, Glas und Holz sorgt für ein interessantes und abwechslungsreiches Erscheinungsbild.

Energie / Wirtschaftlichkeit
Ein kompakter Baukörper, zusammen mit einer hochgedämmten und winddichten Hülle [Blower-Door-Nachweis], sind die Grundlage für ein energetisch nachhaltiges und wirtschaftliches Gebäude. Die klare Gebäudestruktur lässt eine gute Lastabtragung erwarten. Die Erweiterung erhält eine kontrollierte zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Zudem ist eine individuelle Fensterlüftung möglich. Die verglasten Bereiche erhalten außenliegende Textilrollos als Sonnenschutz und Blendschutz. Durch eine rationelle Bauweise und dem Einsatz langlebiger Materialien in solider Verarbeitung entsteht eine behagliche und kindgerechte Umgebung.

Bauablauf
Das Konzept für den Betrieb der „Kindertagesstätte Antoniuszwerge“ während der Bauphase ist exakt wie in der Auslobung beschrieben umsetzbar. Die in der Anlage 09 detailliert aufgeführten Phasen sind mit dem vorgeschlagenen Entwurf vollumfänglich realisierbar.

Freianlage
Die Freianlagen sind in vier Bereiche zoniert.
Entlang der Nord- und Südfassade des Neubaus sind jeweils durchgehend lange Terrassen vorgesehen. An die Terrassen schließen Sandspielflächen den jeweiligen Gruppenräumen zugeordnet in organischer Form an, ausgestattet mit altersgerechten Spielgeräten.
Im östlichen Bereich des Wettbewerbsgebiets ist der eher aktiv genutzte Bereich zu finden.
Der Bewegungsraum wird in den Freianlagen fortgeführt: Eine größere befestigte Fläche aus Platten- oder Pflasterbelag als Verlängerung der Terrasse bietet die Möglichkeit für Bewegung und Ballspiel und kann auch für Veranstaltungen genutzt werden.
Im Westen des Neubaus werden die Außenspielflächen in die bestehende Topographie integriert.
Über eine Rutsche wird der Höhenunterschied vom Niveau des Kindergartens zur Kita überwunden, organische Spielinseln fügen sich in die Außenflächen ein und bieten die Möglichkeit für altersübergreifendes Spielen und Austausch über die Gruppen hinweg.
Für die geplanten Rundwege, die als Verbindung zwischen den verschiedenen Zonen der Außenspielflächen dienen, ist die Verwendung von hellem Asphalt als dauerhafte, gut berollbare Oberfläche vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

In gelungener Form wird ein länglicher Baukörper in Ost-West Richtung vorgeschlagen, bei dem das abfallende Gelände durch das Gebäude an sich abgefangen wird. Dadurch entsteht die Möglichkeit, eine im Schnitt betrachtet Zförmige Grundstruktur zu entwickeln. Diese erlaubt es die Krippe nach Norden zu orientieren und hier wie bei den drei zur Südseite ausgerichteten Gruppenräumen jeweils ebenerdig ins Freie zu gelangen. Über den großzügigen Eingangshof wird das offene und helle Foyer erschlossen, geschützt von einem Vordach, welches einen Schutz für abgestellte Kinderwagen bilden kann. Das Leitungszimmer wird in einer angebundenen Nische am Foyer untergebracht und ist wenig großzügig bemessen und belichtet. Bewegungsraum, Foyer und Mensa können auf einfachem Wege zusammengekoppelt werden. Die zugeordnete Nutzung der Nebenräume zur Küche sollte nochmals überdacht werden. Bei den Krippenräumen ist die Raumtiefe nicht unproblematisch. Die Belichtung sowie die Positionierung der Ruheräume sollten ebenfalls nochmal überprüft werden. Die Belichtung der Erschließungsflure im Hauptbaukörper soll über Oberlichtlinsen im überdachten Bereich sichergestellt werden, was nicht ausreichend erscheint. Die KiTa Gruppenräume sind überzeugend gelöst, insbesondere auch wegen der klaren Erschließung, der Südorientierung und der unmittelbaren Anbindung an die Außenanlagen. Der Personalbereich ist im Altbaubereich untergebracht und scheint funktional, auch wenn die Lage der WC Anlagen gewöhnungsbedürftig ist. Die Freianlagen sind gut zoniert und bilden vier Bereiche, die es ermöglichen sollten in separaten Spielgruppen zu arbeiten. Der bedeutende Höhenunterschied zwischen Kindergarten und KiTa soll durch eine Rutsche überwunden werden. Insgesamt handelt es sich um einen Entwurf mit einer überzeugenden Grundstruktur, die ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb bildet. Bestand und Neubau werden relativ unabhängig voneinander entwickelt. Das „Erschließungs- Z“ ist sehr überzeugend. Sollten Verbesserungen bei der Belichtungssituation in der Krippe gelingen und eine eindeutige Zuordnung der Nebenräume im Altbau erreicht werden, ist ein sehr gutes Gesamtergebnis zu erwarten. Dies betrifft die funktionale Lösung, den gestalterischen Ansatz und die zu erwartende Wirtschaftlichkeit des gewählten Entwurfs.