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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2013

Sanierung und Modernisierung St. Jakobshalle

2. Rang

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Architektur

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Pro Engineering AG

Bauingenieurwesen

Waldhauser Haustechnik AG

Tragwerksplanung

Schmutz + Partner AG

Bauingenieurwesen

AFC Air Flow Consulting AG

Architektur

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Akustikplanung

Axet GmbH

sonstige Fachplanung

Christoph Schläppi

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Chancen und Ziele
Die Sanierung der St.Jakobshalle bietet die Chance zur Aufwertung des Bestandes in mehreren wesentlichen Belangen: bezüglich Betrieb, Architektur und Atmosphäre, in der weiträumigen Erscheinung, in der städtebaulichen Konsistenz des Stadtteils St.Jakob, der Aufenthaltsqualität, namentlich bei grossen Publikumsaufmärschen, schliesslich als Imageträger eines international bekannten Veranstaltungsortes. Damit sind auch die Hauptziele des hier vorgestellten Projekts umrissen.

Idee
Rings um die wahrzeichenhafte Struktur des Hallenbaus wird ein neuer Sockelbau gelegt. Mit seiner klaren Schichtung und einfachen Volumetrie bildet er eine flexibel nutzbare, gut verständliche und damit funktionale Grossform. Indem er einen klaren Horizont unter dem Hallenbau konstituiert, setzt der Sockelbau die Plastizität und Qualität der bestehenden Halle städtebaulich in Szene. Die Halle als hervorragende Architektur wird erhalten. Das vertraute Bild der Anlage wird geklärt und spannender inszeniert. Besondere technische und betriebliche Anforderungen werden vom neuen Sockelbau abgedeckt.

Städtebau und Öffentlichkeit
Der Haupteingang und somit die neue Adresse wird unmittelbar an der Haltestelle St.Jakob angeordnet. Ein grosszügiges Vordach zeichnet den Ort aus und schafft ein kraftvolles städtebauliches Gegenüber zum St.Jakobs-Park. Die überdachte Fläche ist gleichzeitig Teil des städtischen Aussenraums und der St.Jakobshalle. Als Treffpunkt und Versammlungsort steht sie der Öffentlichkeit unabhängig vom Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Schon vor dem Betreten des Gebäudes erleben BesucherInnen Veranstaltungsatmosphäre. Haupteingang und Foyer stehen über eine grossflächige Glaswand ebenerdig in unmittelbarem Bezug zur Stadtebene. Im Innern führt eine Monumentaltreppe zur Foyerebene hinauf.
An der Brüglingerstrasse fasst der Sockelbau den Strassenraum, indem er das Alignement präzise begrenzt. Das Gebäude tritt hier als ruhige Gesamtform in Erscheinung. Über dem geschlossenen Sockel öffnet sich eine Glasfront, die als Schaufenster den oberen Foyer- und Mehrzweckbereich mit der städtischen Öffentlichkeit verknüpft. Mit der festlichen Beleuchtung des Foyers überträgt sich die Atmosphäre von Grossanlässen auf die Umgebung im städtischen Massstab.
Ein grosses Vordach zeichnet auch den rückseitigen Publikumszugang vom Platanenparking her aus. Dieses überdeckt und schützt jedoch nicht einen Platz, sondern eine monumentale Freitreppe, die zum Eingang auf der Verteiler- und Foyerebene hinauf führt. Damit hebt sich der zweite Eingang gestalterisch vom Haupteingang ab und vermeidet im Hinblick auf Orientierung und Hierarchie eine Konkurrenz zu diesem.

Eine dynamische Grossform im Zentrum
Als eindrücklicher Ingenieurbau wird die Halle mit dem markanten Hängedach als Träger von Identität und Erinnerung aufgewertet. Ihre bestehende architektonische Erscheinung wird aussen wie innen soweit möglich geschont. Die Materialiät der Betonfassaden wird belassen. Die ruhige Horizontalität des neuen Sockelbaus lässt die bewegte, plastische Volumetrie der Halle in einer neuen Qualität zur Geltung kommen: Die Grossform wird inszeniert und dynamisiert.

Sockelbau und Schichtung
Der neue Sockelbau wird wie ein Kragen um, beispielsweise wie ein Präsentierteller unter den Bestand gelegt. Er schliesst auch die rückwärtigen Hallen und Gebäudeteile ein. Die Logik des neuen Sockelbaus ist mit der vertrauten Logik der bestehenden Anlage verwandt, Schwachpunkte sind jedoch eliminiert. Die Statik des Sockelbaus basiert auf einem Stützenraster von 16.0 auf 12.5m.

Stadtebene
Das Publikum wird auf der Stadtebene abgeholt, bevor es über grosszügige Treppenanlagen ins Foyergeschoss hinauf gelangt. Die dynamische Grossform der Halle ist in den Eingangsbereichen und Foyers besonders präsent: Eindrückliche Treppenkaskaden, überhohe Räume, spannende Durchblicke, unerwartete Lichtführung machen die Kühnheit der Konstruktion spürbar und entwickeln einen Sog vom Foyerbereich zur zentralen Halle hin. Besonderen Reiz bietet die Inszenierung der überhängenden Tribünenuntersichten.
Auf der Stadtebene ist auch die neu konzipierte und situierte Lastwagendurchfahrt durch die Halle angeordnet. Sie ermöglichen eine effiziente Bedienung der Anlage ohne Wendemanöver. Damit wird die Handhabung von schwerem Gerät erleichtert und die Effizienz von Umbauten gesteigert. An der Brüglingerstrasse ist eine private Vorfahrt für Limousinen und Taxis angeordnet. Sie erschliesst die Künstlergarderoben und ist normalerweise zur Strasse hin über ein Schiebetor geschlossen. Sie wird privat gestaltet und festlich veredelt. Über eine an der südseitigen Rückwand angeordnete Lichtkammer wird sie mit hochwertigem Zenitallicht versorgt.

Foyer und Verteilebene
Das 1.Obergeschoss dient wie bisher als Foyer und Verteilebene, auf der sich Events und Anlässe ungestört entfalten können. Diese Ebene erstreckt sich rund um die Halle. In die Nischen, welche vom Tragwerk der Halle gebildet werden, sind Verpflegungsstände und Schalter integriert. Die Peripherie wird von Räumen frei gehalten, denn das Gebäude soll einsehbar, transparent, kommunikativ werden, die Sichtbezüge zum städtischen Raum pflegen. Besonders ausgeprägt ist dies an der Westseite der Fall, wo das grosse Foyer allerdings auch mit Faltwänden zu drei Mehrzwecksälen unterteilt werden kann. Dieser Bereich wird mit grossen Oblichtern ausgezeichnet. Zwei seitliche Kerne stellen die Vertikalerschliessung sicher und führen zu den Sanitärbereichen im Erdgeschoss. Die Foyerebene kann unabhängig von Events in der Halle genutzt werden.

Technikgeschoss
Zuoberst im Sockelbau wird ein niedriges, begehbares Technikgeschoss eingerichtet. Es nimmt Monoblocs und Haustechnik auf. Es wird partiell mit Oblichtern durchbrochen. An der Ostseite der Halle, direkt über dem Business-Club, liegt auf dieser Ebene zusätzlich die VIP-Lounge. Als prägendes horizontales Element leistet das Technikgeschoss einen wesentlichen Beitrag zur Ausgewogenheit der architektonischen Gesamtform.

Organisatorisches
Die Kassen liegen an der nordwestlichen Gebäudeecken zur Brüglingerstrasse in einer kleinen abgetieften Vorzone. Die Drehkreuze liegen auf der Ebene der Glasfassaden. Vor und nach den Drehkreuzen sind ausreichende Abstände zur Dosierung und Sicherheits-überprüfung des Publikums vorhanden. Die Drehkreuze an der Nordseite liegen auf der Stadtebene, auf der Südseite auf der Foyerebene. Die vorgeschlagene Anordnung stellt kurze Fluchtwege sicher.
Die Zugänge zur VIP-Lounge und zum Businessclub sind direkt vom VIP-Parking an der Ostseite her erschlossen. In diesem Bereich sind auch Hauptküche und Zentrallager angeordnet. Die zwei kleinen Hallen werden saniert. Ihrer bestehenden Volumetrie werden unter anderem Schichten für die Entfluchtung mit Treppenanlagen hinzugefügt.

Materialisierung
Das Dach des Hallenbaus wird gedämmt, ansonsten wird die bestehende rohe Betonmaterialität belassen. Im Sockelbau dominiert Glas. Der Sockelbereich wird mit vorfabrizierten, vertikal gerippten Betonelementen aus Faserzement ausgeführt. Das Technikgeschoss ist mit farblos anodisiertem Aluminium in schwerelos schimmernder Materialität bekleidet. Bodenbeläge werden in Hartbeton ausgeführt. An den Decken ist Holz in einer graphisch verarbeiteten, aber warmen Materialität vorgesehen. Die Holzdecken kombinieren technische Vielseitigkeit mit festlicher Atmosphäre und Wohnlichkeit.

Aussenräume
An der Seite zum St.Jakobspark zwischen Haupteingang und Osthalle wird ein Wäldchen gepflanzt, in dem die Abstellplätze für die Fahrräder angeordnet werden. Das südseitige Parking mit den bemerkenswerten Platanen bleibt unverändert. Die Tennisplätze auf der Ostseite werden zu einem VIP-Parkplatz umgewidmet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erweiterung des wahrzeichenhaften Baus der St. Jakobshalle erbringt städtebaulichen und architektonischen Mehrwert von bemerkenswerter Qualität und schafft eine neue, prägnante und überzeugende Gesamtarchitektur. Wie ein Kragen wird ein neuer Sockelbau um die bestehende Anlage gelegt. Mit seiner klaren Schichtung und einfachen Volumetrie bildet er eine flexibel nutzbare, gut verständliche und damit städtebaulich starke Grossform. Alle neuen betrieblichen und technischen Anforderungen werden vom Sockelbau übernommen. Indem er einen klaren, umfassenden Horizont unter und um den Hallenbau aufspannt, in den auch die Nord- und Südhallen integriert sind, wird zudem die Plastizität und die charakteristische Architektur der bestehenden Hallen nicht nur erhalten, sondern in ihrer Prägnanz sogar verstärkt.

Der Haupteingang und somit die neue Adresse wird unmittelbar an der Haltestelle St. Jakob angeordnet. Ein grosszügiges Vordach zeichnet den Ort aus und schafft ein kraftvolles städtebauliches Gegenüber zum St. Jakob-Park. Die überdachte Fläche ist gleichzeitig sowohl Teil des städtischen Aussenraums als auch der St. Jakobshalle. Haupteingang und Foyer stehen über eine grossflächige Glaswand ebenerdig in unmittelbarem Bezug zur Stadtebene. Im Innern führt eine Monumentaltreppe zur Foyerebene hinauf.
Ein grosses Vordach zeichnet auch den rückwärtigen, sekundären Zugang vom Parking her aus, das einen offenen Treppenaufgang zur Foyerebene schützt.

Zur Brüglingerstrasse hin zeigt sich das Foyer auf dem Sockelplateau als ruhige Front, bei Grossanlässen überträgt sich die festliche Stimmung in den städtischen Raum. Die als Toreinfahrt in den Sockel eingelassene VIP-Vorfahrt ist allerdings überdimensioniert und liegt dort viel zu exponiert (Künstler und Spieler bevorzugen aus Sicherheitsgründen einen Zugang im nicht-öffentlichen Bereich). Zudem wurden die dort bestehenden Kanalisationsleitungen nicht beachtet, eine Verlegung wäre sehr kostenintensiv.

Das Publikum wird auf der Stadtebene abgeholt, bevor es über grosszügige Treppenanlagen ins Foyergeschoss hinauf gelangt. Die dynamische Grossform der Halle ist in den Eingangsbereichen und Foyers besonders präsent. Eindrückliche Treppenkaskaden, überhohe Räume, spannende Durchblicke, unerwartete Lichtführungen machen die Kühnheit der Konstruktion spürbar und entwickeln eine Sogwirkung vom Foyerbereich zur zentralen Halle hin. Besonderen Reiz bietet die Inszenierung der überhängenden Tribünenuntersichten.
Auf Stadtniveau liegt auch die neu platzierte Lastwagendurchfahrt, die bis auf die Schleppkurve bei der Einfahrt einwandfrei funktioniert.
Das Foyer dient wie bisher als Verteilebene, seine Peripherie wird von Räumen freigehalten, sodass die Präsenz von Anlässen ungehindert in den Stadtraum ausstrahlen kann. Zwischen den beiden Annexhallen liegt das gut proportionierte VIP-Restaurant, darüber sind die VIP-Logen als Hochsitz über der grossen Halle angelegt. Auf Erdgeschossniveau befindet sich die Hauptküche mit direkter Aussenanlieferung.
Diese Konstellation behindert allerdings eine durchgängige, vom Restaurant unabhängige Ringerschliessung um die grosse Halle, was sowohl das ungestörte Einrichten der diversen Hallen (Logistik/Erreichbarkeit) als auch die gleichzeitige Nutzung durch Mehrfachanlässe einschränkt oder gar verhindert. Die geforderten separaten Erschliessungen sind bei beiden Annexhallen nicht vorhanden, eine Optimierung in dieser Hinsicht erscheint nicht absehbar.

Ebenfalls problematisch ist die Anordnung der drei Mehrzwecksäle im Gebäudekopf an der Brüglingerstrasse. Im Nutzungszustand mit geschlossenen Schiebewänden verhindern sie die notwendige Ringzirkulation um die grosse Halle, was nicht akzeptabel ist. Abhilfe kann hier nur eine Verschiebung aller oder einzelner Mehrzwecksäle bringen, z. B . in die Dachkonstruktion darüber oder grundsätzlich seitlich zum Foyer vor die Halle Nord, was allerdings die Schaffung von Mehrvolumen und damit Folge- und Zusatzkosten nach sich ziehen würde.

Obwohl die Eingriffstiefe in den Bestand sehr hoch ist, können daraus keine funktionalen Vorteile geschöpft werden: Es werden beispielsweise bestehende WC-Anlagen entfernt, die vor kurzem für ca. CHF 2 Mio. neu gebaut wurden, ohne dass dafür die notwendige Ringerschliessung für die Halle hätte geschaffen werden können.

Gut gelöst hingegen ist der ringförmige Dachhohlraum, der für die Installation der Gebäudezentralen und die Ringverteilung der Haustechnik zur Verfügung steht. Auch das Konzept der Flucht- und Rettungswege funktioniert auf allen Ebenen gut. Bauphysikalische und energetische Sanierungsmassnahmen erfolgen gezielt: Der überstehende Anteil der Hallenfassade wird als « Beton-brut-Fassade » belassen und nicht gedämmt, die grosse Dachfläche hingegen schon.
Der neue Sockelbau wird nach den geltenden Normen ausgeführt, mit Dreifachverglasung und hinterlüfteter Dämmung. Seine Fassaden sind mit präfabrizierten Betonelementen mit feiner Vertikalstruktur, die Stirn des Vordachs bzw. des darin verborgenen Technikgeschosses mit strukturierten Aluminiumplatten verkleidet, woraus insgesamt eine überzeugende, kraftvolle Gesamterscheinung resultiert.

Fazit
Das Projekt Crystal Palace darf punkto Städtebau und Architektur als bemerkenswerter und subtiler Vorschlag gewertet werden. Leider weist es gravierende funktionale Mängel auf, die nur schwer behoben werden können. Dabei dürfte das Erscheinungsbild im Wesentlichen negativ beeinflusst werden.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Querschnitt

Querschnitt