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Offener Wettbewerb | 12/2022

Neues Theater Luzern (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Graber Pulver Architekten

Architektur

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Takt Baumanagement AG

sonstige Fachplanung

Muttoni & Fernández

Bauingenieurwesen

Gruenberg + Partner AG

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

Energieplanung

Theaterplanung GmbH

Sonstige

planbar ag | entwickelt und plant gastronomie

Sonstige

AFC Air Flow Consulting AG

Brandschutzplanung

EK Energiekonzepte AG

Bauphysik, BIM-Management

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Einordnung geschieht bei diesem Projekt nicht durch Unterordnung, sondern durch den selbstbewussten Auftritt des Theatergebäudes neben der Jesuitenkirche. Der Baukörper überragt die Bebauung an der Bahnhofstrasse und tritt mit dem Vordach bzw. den auskragenden Obergeschossen aus der Flucht der Nachbarbauten. Die Position gegenüber der Jesuitenkirche wurde in der 2. Stufe nochmals eingekürzt und die Dimension des Fussabdrucks reduziert. Die stark asymmetrische Lage wiederspricht aber nun dem selbstbewussten Habitus des Gebäudes.
Das architektonische Gesamtkonzept, ein Theater als komplexe, aber rational organisierte Organisation von unterschiedlichsten Räumen unter einem Hut bzw. mit einer semitransparenten Hülle zusammenzufassen, erinnert konzeptionell nicht zuletzt an das KKL Luzern, wo das Dach als gemeinsamer Nenner für die verschiedene Funktionen eingesetzt wird.
Hinsichtlich Positionierung und Dimension führt die Absicht einer möglichst respektvollen Gestaltung des räumlichen Verhältnisses zur benachbarten Jesuitenkirche und einer Berücksichtigung des Lichteinfalls in den Kirchenraum zu einem Volumen, das maximal viel Distanz zwischen der Kirche schaffen will und sich deshalb in die Höhe entwickelt. Der so entstehende Freiraum zwischen Kirche und Neubau ist mit Baumgruppen und Wasserstelle attraktiv und nutzbar gestaltet. Mit einer «zeltartigen» Form und schräggestellten Fassaden wird auf die grossen Dächer wichtiger, historischer Bauten in Luzern Bezug genommen. Gegenüber der Bahnhofstrasse springt das Gesamtvolumen gleich weit vor wie die Jesuitenkirche. Der Bau schafft mit dem Kleid/bzw. mit dem zurückspringenden Sockel im Erdgeschoss aber einen rundum überdachten Aussenraum. Der Bodenbelag rund um den Neubau mit seinen auskragenden Dächern bildet eine monumentale Stadtbühne. Diese tritt so markant in Erscheinung, dass sie robusten Stadtraum der angrenzenden Strassen und Gassen schwächt, statt ihn stimmig zu ergänzen.
Die Lage und Funktionalität der öffentlich zugänglichen Räume ist insbesondere im Erdgeschoss rational und gut. Die beiden Haupteingänge zum Theater orientieren sich zur Stadt/ Buobenmatt und zur Rathausbrücke/Bahnhofstrasse hin. Zur Reuss ist auch das Restaurant ausgerichtet sowie die Bar samt Showküche in Richtung des neuen Theaterplatzes neben der Jesuitenkirche.
Die Gestaltung und Aufenthaltsqualität der Innenräume im Erdgeschoss samt in Aussicht gestellter Flexibilität sind vielversprechend. Das u-förmige Theaterfoyer im 2. Obergeschossen mit Sicht auf die Reuss und die Stadt wirkt allerdings durch die Lage und Dimension der tragenden Kerne/der Fluchttreppen und Lifte kleinräumig und unübersichtlich.
Der Zuschauerraum (Rendering) nimmt das Thema des Faltenwurfs der Hülle nochmals auf – wobei hier vorteilhafterweise die Fassade der ersten Stufe referenziert wird.
Die Fassadenkonzeption und -materialisierung verspricht die Auflösung von scheinbar unvereinbaren Gegensätzen – zum einen die grossen Volumina eines neuen Theatergebäudes zu einem optisch verträglichen Ganzen zusammenzufassen und zum anderen, zwischen Jesuitenkirche und städtischer Bebauung positioniert, eine Sprache und einen Auftritt zu finden, die eigenständig und auch zeitgenössisch sind und dem Ort dennoch ihre Referenz erweist.
Die neue, noch etwas opulentere Gestaltung der Fassade in der zweiten Stufe, vermag jedoch weniger zu überzeugen, als die der ersten. Dazu trägt insbesondere die Ausbildung des Dachabschlusses noch zusätzlich bei.
Ein interessantes, gut durchgearbeitetes Projekt mit bemerkenswerten Qualitäten. Zu den Schwächen gehören der gewählte Ausdruck und die Funktionalität für den Theaterbetrieb als Folge der Lage der Hauptbühne im Obergeschoss.