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Begrenzt offener, einstufiger Realisierungswettbewerb | 01/2007

Neubau des Bürgerzentrums am Stanglmeier-Gelände

4. Preis

adam architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das Bürgerzentrum liegt im Kern von Plattling und ist aus allen Himmelsrichtungen an das Wegenetz angeschlossen. Vom Preysing - über den Markt – und Festspielplatz wird das Foyer erreicht, das sich auch zur anderen Seite hin, zu einem grünen, Baum bestandenen, Platz öffnet.

Eine Folge von offenen, überdachten, umschlossenen und mit einem Blätterdach überwachsenen, öffentlichen Räumen entsteht. Diese sind über Wege und Passagen mit dem südlichen Stadtraum verbunden und mit Straßen und Wegen durch den Stadtpark an den nördlichen Teil der Stadt angehängt.
Ein ausladendes Vordach empfängt den Besucher, gewährt dem Markt an regnerischen Tagen Schutz und bietet auch für die Festspiele einen schützenden Rahmen. Mit einer maßvollen und behutsamen Bebauung werden Baulücken geschlossen und die Form des historischen Rings, der ehemaligen Befestigungsanlagen um den Stadtkern wieder gestärkt. Die Einmündung der Preysingstraße in den Preysingplatz wird nach Norden verlegt. Die Sterngasse wird im Nordwesten des Bürgerzentrums an die Jahngasse angeschlossen, ist nur von Norden nach Süden zu befahren, wird auf Bürgersteigniveau angehoben und ist nur in Schrittgeschwindigkeit zu befahren. In ihrem nördlichen Teil, zum Preysingplatz hin, wird sie zum Fußgänger- und Radfahrerweg. Parkplätze verteilen sich auf dem Gesamtgelände und liegen entlang der Zufahrtswege. Tiefgarage und Anlieferungszone werden von Süden angefahren.
Bäume auf dem Jahnplatz werden erhalten. Er wird jedoch zur Stärkung der Form des historischen Befestigungsrings mit vier Stadtvillen bebaut. Der Kinderspielplatz wird in den neuen Stadtpark verlegt. Im Gegensatz zum streng geometrisch geordneten „grünen Platz“ ist der Stadtpark freier gestaltet.

Das Foyer ist sowohl vom Marktplatz im Osten als auch vom „Grünen Platz“ im Westen zu erreichen. Der Saal öffnet sich parallel zum Foyer zu den gleichen Seiten und ist vom Foyer aus in seiner gesamten Breite erschlossen. Tagungsräume im EG, Verwaltung im 1. OG und die Musikschule im 2. OG sind zum Stadtpark hin orientiert. Die Musikschule ist zu den anderen Räumen hin akustisch abgeschirmt. Küche, Künstlergarderoben und Lagerräume liegen auf der Südseite, von wo sie erschlossen werden.
Der ovale Wartebereich des Bürgerbüros im 1. OG schiebt sich in den Luftraum des Foyers und kann während Abendveranstalt-ungen im Saal als „Pausenlounge“ genutzt werden.
Der Saal ist in einen größeren und einen kleineren Saal unterteilbar. Ein an mehreren Stellen zu öffnender Paravent vor Küche und Lagerraum blendet unerwünschte Bewegungen „hinter den Kulissen“ aus und ermöglicht Künstlern und Bedienungs-personal den Zugang zum Saal an den gewünschten Öffnungen.
Ein vielseitig nutzbarer Regie- und Beleuchtungssteg im 2. OG liegt an der Trennungslinie zwischen kleinem und großem Saal und verknüpft die Erschließungszone der Musikschule mit der Saal-galerie zu einem Rundweg.
Der kompakte Baukörper minimiert Hüllflächen und ist einfach konstruiert. Die Konstruktion besteht aus tragenden Säulen, Wandscheiben und Flachdecken in Stahlbeton. Bei Saal und Foyer sind größere Spannweiten nicht zu vermeiden und werden durch ein regelmäßiges Unterzugsraster überspannt. Glasflächen sind so groß wie erforderlich, im Saal können erforderliche Verdunklungseinrichtungen an den Fassaden vorgesehen werden. Außenwände werden zur Minimierung von Energieverlusten mit einem 12 cm starken VollwärmeschutzVerbundsystem gegen Auskühlung und Überhitzung gedämmt. Die große Dachfläche erlaubt die Anordnung ausreichender Flächen von Solarkollektoren um damit die Warmwasseraufbereitung für das neue Bürgerzentrum und das bestehende Rathausgebäude zu unterstützen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein klares und eindeutiges Konzept aus. Es entstehen eindeutig definierte öffentliche Freiräume mit eigenem Charakter, die sehr gut auf die jeweilige Situation reagieren. Gemeinsam mit dem durchgesteckten Foyer entsteht eine attraktive Verbindung zwischen Marktplatz und Sterngasse. Die gut nutzbare zusammenhängende Grünfläche entspricht dem Wunsch des Auslobers nach einem kleinen Stadtpark. Sie stellt ein gutes Angebot für die umgebene Bebauung und eine gute Ergänzung zum neuen Platzbereich dar. Die Fortführung der Stadtstruktur führt zu einer sinnvollen räumlichen Zonierung, der es jedoch durch die vorgeschlagenen Stadthäuser an der Jahngasse an Prägnanz mangelt. Deutlich aufgewertet wird die Wohn- und Aufenthaltsqualität im Bereich der Sterngasse. Die im Hinterhof nördlich der Preysingstraße vorgeschlagene konzentrierte Parkierung erscheint problematisch.

Die Bedürfnisse der Festspiele sind erfüllt. Der durchgehend einer Dreigeschossigkeit entsprechende geschlossene Vierkanter des Bürgerhauses (Traufhöhe 9.30 m) ist zwar städtebaulich gut situiert, hat aber eine gegenüber der Kirche und der Maßstäblichkeit des Ensembles zu beherrschende Dominanz.

Die Beziehung zwischen Foyer und Saal stellt einen interessanten Beitrag dar.
Die inneren Nutzungen sind klar zoniert, weisen aber erhebliche funktionelle Mängel auf. So kann das Catering nur den Saal bedienen, nicht aber das Foyer und die Tagungsräume. Der Bezug der Tagungsräume zum Foyer ist durch die WC-Blöcke gestört, die Räume werden dadurch für Ausstellungen zu einem toten Nutzungsbereich. Das Bürgerbüro liegt im Obergeschoss. Der Bühnenzugang ist wegen seiner Winkeligkeit problematisch.
Die innenräumlichen Qualitäten leben von den großzügigen Raumhöhen, die im Saal aber von der Brücke beeinträchtigt werden.
Die Gestaltung der Fassaden ist sehr zurückhaltend, abgesehen von der Ostseite, die sich in einer großzügigen Geste zum Festplatz öffnet. Die volle Verglasung des Saales an dieser Stelle ist funktional nicht zweckmäßig. Die Konstruktion ist nicht deutlich nachgewiesen, scheint aber mit relativ geringem Aufwand realisierbar.
Der Erschließungsaufwand für die Neben- und Büroräume ist wegen großzügiger Verkehrsflächen relativ hoch.
Die Planungsrichtwerte liegen etwas über dem Durchschnitt.