modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Kunst-am-Bau-Wettbewerb / Erweiterungsbau Bundesministerium für Arbeit und Soziales - Neubau Wilhelmstraße 50

copyright: inges idee

copyright: inges idee

LEERRAUM

Engere Wahl

inges idee

Kunst

Erläuterungstext

LEERRAUM


Voraussetzung:
Die bauliche Erweiterungsmaßnahme ist dem erhöhten Personal- und Raumbedarf des Ministeriums geschuldet. Besonders hervorzuheben sind die alternierend versetzten zweigeschossigen Lufträume, welche die bürointerne Kommunikation fördern sollen und deren Wände den Standort der Kunst am Bau Maßnahme ausbilden. Ziel des Kunst am Bau Wettbewerbs ist es, einen überzeugenden künstlerischen Entwurf für die Aufenthalts- und Wartebereiche in dem Neubau zu erhalten, der die Struktur und die Funktionen dieser Bereiche berücksichtigt und einen Mehrwert für die Kommunikation- und Raumqualität darstellt.

Entwurf
Sämtliche Wände werden als ein zusammenhängendes Ganzes verstanden und mit einem übergreifenden Motiv bespielt. Ausgangspunkt des Entwurfs bildet das Wortpaar „Arbeit und Soziales“, welches sich, in Silben unterteilt, senkrecht über alle sechs Wände zieht. Dabei entstehen auf jeder Wand Wortfragmente, die sich jedoch, in der Gesamtheit betrachtet, zur amtlichen Bezeichnung des Ministeriums zusammenfügen lassen. Die einzelnen Buchstaben manifestieren sich als typographischer Leerraum einer, von unzähligen Figuren locker auf der Wand verteilten Menge. Die verwendeten Figuren bestehen zum großen Teil aus handelsüblichen Maßstabsfiguren wie sie für Architektur- und Modellbau verwendet werden; erweitert wird das Spektrum durch einen kleineren Anteil Spiel – und Fantasy-Figuren in ähnlichem Maßstab. Diese an individuelle Geschichten und Emotionen gekoppelte Figuren verleihen dem Bild eine zusätzliche Dimension, die über eine reine Repräsentation einer möglichen Gesellschaft durch Maßstabsfiguren hinausreicht; die exotisch und surreal aufgeladene Geschöpfe bereichern den „real-statistischen“ Überhang in der Menge der Figuren. Es entsteht das Bild einer heterogenen Menge, die um die Leerstellen der einzelnen Buchstaben verteilt sind, und diesen freigelassenen Raum wie eine Bühne betrachten.

Die Aufgabenfelder des Ministeriums umfassen zentrale Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Diese stellen sich auf ministerialer Ebene naturgemäß abstrakt dar und werden in den Begriffen „Arbeit und Soziales“ gefasst. Der enorme Bedeutungsumfang dieser Begriffe steht den konkreten Auswirkungen politischer Beschlüsse auf das einzelne Individuum gegenüber. Die Grundidee des Entwurfs besteht darin, den (zu verhandelnden) Inhalt der Wörter „Arbeit und Soziales“ erst durch die umstehenden, die Gesellschaft repräsentierenden Figuren, als Gestaltungsmöglichkeit sichtbar zu machen, und diese somit als konkrete Bedingung des politischen Handeln zu visualisieren. Dabei ist einerseits ein abstrahierender Blick notwendig, der eine Lesbarkeit erst ermöglicht, andererseits eine Betrachtung aus nächster Nähe, um die Vielschichtigkeit der aufgebotenen Figuren zu entschlüsseln. Letztlich bedarf es sämtlicher Räume um die einzelnen Silben zu den Kernbegriffen dieses Ministeriums zusammenzufügen, eine im Sinne der gewünschten Förderung der Bürokommunikation zuträglichen Nebenwirkung. Der Wechsel zwischen Makro- und Mikroperspektive, eine im politischen Handeln verankerte Notwendigkeit, erzeugt hier ein permanentes visuelles Spannungsverhältnis. Die Kombination aus Abstraktion und anschaulichem Detailreichtum, aus lesbarer Typografie und visueller Dichte erscheint an dem Standort eines Warte- und Aufenthaltsbereichs besonders sinnvoll.

Die Dialektik übergreifender politischer Prozesse und konkreter Auswirkung auf das Individuum wird auf den sechs Wänden zu einer vielschichtigen Installation zusammengeführt, in der sich die Leerstellen der Buchstaben als zu füllende Gestaltungsräume denken lassen. Erst durch die Vielzahl und Heterogenität der Figuren werden die Begriffe fass- und lesbar, erhalten sie eine Kontur, und verweisen auf ein Grundelement des politischen Handelns und Lebens – das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gewürdigt wird die Originalität der Idee, interessant ist der Spannungsbogen von Fern- und Nahwirkung. Im Detail wird durch die Vielfalt der Figuren auf die gesellschaftliche Vielfalt angespielt, durch Verdichten und Öffnen werden Strukturen und Dynamik verdeutlicht. Die Arbeit ist bezüglich der Realisierung gut durchdacht. Die durch Leerräume sichtbar werdenden Buchstaben, die sich über die einzelnen Wandflächen zu Wörtern fügen, sind im Zusammenhang nicht lesbar. Die Abbildung des derzeitigen Namens des Ministeriums wurde kritisch gesehen und kontrovers diskutiert.
copyright: inges idee

copyright: inges idee

copyright: inges idee

copyright: inges idee