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Nicht offener architektonischer Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 | 07/2016

Neubau Lernort für Zivilcourage und Widerstand

Modell

Modell

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

Rossmann + Partner Architekten mbB

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Das historisch bedeutsame Schloss Kislau, welches in seiner heutigen Gestalt um 1740 fertiggestellt wurde, befindet sich zwischen den beiden Orten Kronau und Bad Mingolsheim, umgeben von Wiesen und vereinzelter Gebäude verschiedenster Nutzung und Gestaltung. Mit dem Neubau des Lernort-Gebäudes wird dem Schloss ein neuer Baukörper vorgelagert. Dieser fügt sich mit seiner, dem Kontext angemessener Maßstäblichkeit und Gestaltung in das historische Ensemble ein, ohne sich jedoch anzugleichen. Die Gebäudekubatur reagiert differenziert auf die Umgebung: zum Feld hin abgesenkt, betont eine Überhöhung den Bezug zum Schloss. In Materialität und Farbigkeit werden Teilaspekte des Bestands aufgegriffen und zeitgemäß interpretiert.
Der Neubau hat als Lernort und Dokumentationszentrum die Aufgabe, Personen einzuladen und zu erreichen. Der großzügige Einschnitt im Eingangsbereich sowie die Freitreppe auf das Gebäude, die sich zum Kislauer Weg hin öffnen, und bereits von der Bahnlinie her erkannt werden, transportieren Öffentlichkeit. Auch der vorhandene Fußweg mit angeschlossener Brücke über das Grundstück, welcher die beiden Ortschaften verbindet, bleibt erhalten und wird integriert.
So entsteht der Lernort als offenes, dynamisches, Identität stiftendes Gebäude, welches durch seine einfache Geometrie und seiner prägnante Materialität besticht.

Erschließung und Nutzung
Zum Kislauer Weg hin wird mit dem Anheben des Geländes auf das Straßenniveau eine Zugangsschwelle abgebaut. Es entsteht ein großzügiger öffentlicher Ankunftsbereich, der über die Freitreppe bis auf das Gebäude und über den Einschnitt in das Foyer fließt.
Während die vertikal angeordnete dunkel lasierte Holzlamellenschalung die Prägnanz des Baukörpers unterstreicht, tritt im Eingangsbereich hierzu kontrastierend die helle glatte Oberflächengestaltung des Innenraums nach außen. Mit weiß lasierten Dreischichtplatten wird das taktil warme Material Holz, das eine große Behaglichkeit erzeugt, beibehalten und begleitet den Besucher in den Innenraum.
Im Foyer mit Blick durch die Übereckverglasung in Richtung des ehemals als KZ genutzten Schloss Kislau werden erste Inhalte vermittelt, man hat Zugang zu Garderobe und WC. Über die dunkle Zeitschleuse gelangt der Besucher in den höchsten Bereich des hellen Ausstellungsraums, der sich als dynamischer stützenfreier Raum um das Forum legt. Die Themenfelder sind in loser chronologischer Anordnung dem Raum folgend im Uhrzeigersinn angeordnet, ein Zugang zum Forum ist aus verschiedenen Richtungen möglich. Über zwei großzügige Fenster, die bei Bedarf einen flexiblen transluzenten Blendschutz erhalten, sind Außenbezüge in Richtung Süd- und Nord-West möglich. Das Forum selbst ist über ein großes Nord-Oberlicht, das den Sichtbezug zur Dachterrasse herstellt, belichtet. Von hieraus gelangt man wahlweise über das Foyer auf den Vorplatz, oder aber über die zentrale Treppe/ Aufzug in das Obergeschoss, in welchem sich der Multifunktionsraum sowie Verwaltung und Bibliothek befinden. Oben angekommen eröffnet sich der (Rück-)Blick in den Ausstellungsbereich und auf die, dem Multifunktionsraum vorgelagerte Terrasse, über welche man die Dachlandschaft betritt. Diese läd zum Verweilen ein und bietet im Gegensatz zum eher introvertierten Innenraum einen Rundumblick in die Landschaft und vom höchsten Punkt eine gute Übersicht auf das Schloss Kislau. Wählt man nicht den Rückweg durch das Gebäude gelangt man über die großzügige Freitreppe auf den Vorplatz und kann sich von dort in den ‚Freibereich‘ oder aber auf den Außenparcours begeben.
Die vielseitigen Möglichkeiten das Gebäude zu be- und durchwandern, laden die Besucher, aber auch Passanten zur Auseinandersetzung mit dem Ort und den darin präsentierten Inhalten ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf setzt einen polygonen Solitär, der mit angemessener Maßstäblichkeit auf sein Umfeld antwortet. Die Dachform nimmt mit ihrem Hochpunkt Bezug zur Sichtachse zum Schloss auf und neigt sich zum Feld und Kraichbach. Der Eingang öffnet sich großzügig über einen Einschnitt mit seinem Vorbereich zum Kislauer Weg und führt in das Foyer.
Das Foyer selbst nimmt die Sichtbeziehung zum Schloss auf und leitet in die Zeitschleuse. Der Übergang von dem engen dunklen Raum der Zeitschleuse in den hohen lichten Raum des Geschichtsparcours ist bewusst inszeniert. Der Geschichtsparcours liegt in einem flexibel nutzbaren Raum und umschließt in seiner Mitte das Forum. Dieses ist als quadratischer Raum in seiner Ausrichtung nicht festgelegt, öffnet sich an drei Seiten und bildet seine Mitte mit asymmetrischen Sitzelementen. Das Forum markiert auch im Innenraum den Übergang zum Galeriebereich des zweigeschossigen Raumes.
Im Obergeschoss ist es möglich über den Treppen- und Erschließungsbereich Einblick in den Geschichtsparcours zu nehmen, bevor man den Multifunktionsraum im Nordwesten erreicht. Die vorgelagerte Dachterrasse erhöht die Attraktivität dieses Raumes und öffnet sich zum Kraichbach. Das Obergeschoss nimmt auch die Verwaltungs- und Funktionsräume an seiner Ostseite auf.
Der Entwurf gewinnt durch seine prägnante städtebauliche Form und die gelungene Umsetzung des Vermittlungskonzepts, das sich der Lernort Kislau zum Ziel gesetzt hat.
Perspektive

Perspektive

Prinzipskizze

Prinzipskizze

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt