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Nicht offener architektonischer Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 | 07/2016

Neubau Lernort für Zivilcourage und Widerstand

2. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

gassmann-architekten

Architektur

Erläuterungstext

Konzept l Städtebau
Der Ort wird wesentlich geprägt durch die Achse des Kislauer Weges mit dem sehr markanten Schlossgebäude und dem großen Tor am Ende der Straße. Der Erhalt der „Aura“ dieser Achse ist wichtiges Ziel des konzeptionellen Ansatzes. Aus diesem Grund wird der Baukörper aus der Flucht der Straße ausreichend weit zurückgesetzt. Gleichzeitig unterstreicht die aus der Flucht gerückte Stellung des Baukörpers die Nichtzugehörigkeit zu den landwirtschaftlichen Nebengebäuden in der Verlängerung des Kislauer Weges, obwohl sich der architektonische Ausdruck des neuen Gebäudes in seiner ruralen Erscheinung durchaus darauf bezieht.
Ein architektonisch „sehr lautes“ Gebäude als Solitär erscheint uns an dieser Stelle nicht angebracht, eher Zurückhaltung ohne auf Eigenständigkeit zu verzichten ist das Ziel.

Gebäude
Die wichtigen Funktionsräume (Ausstellungsbereich und Mehrzweckraum) sind nach Westen zu dem weitläufigen Landschaftsbereich mit dem Kraichbach im Vordergrund orientiert. Eine bewegliche Lamellenfassade dient als Filter, Sonnenschutz, Verdunklung und Einbruchschutz. Die andienenden Räume orientieren sich alle zur „öffentlichen“ Seite des Gebäudes. Mittelpunkt des Gebäudes ist der helle Zentralbereich mit Foyer und Forum. Das Obergeschoss mit den Büros und der Bibliothek ist über das gemeinsame Innenvolumen mit diesem Bereich räumlich verbunden. Dem Forum ist ein Innenhof als „introvertiertes“ Außenforum vorgelagert. Der überdachte Eingangsbereich wird aus dem Großvolumen des Baukörpers „ausgeschnitten“ und durch eine andere Materialität dezent betont. Eine „brückenartige “ Vorzone bezieht die vorhande Topografie in das Entwurfskonzept mit ein.
Das Gebäudekonzept lässt sich auch für außen und innen mit unterschiedlichen Begriffspaaren erläutern:
dunkel
hell
hart
weich
ruppig
sanft
rau
glatt

Konstruktion l Materialität l Technik
Das Gebäude ist eine Holzkonstruktion aus Massivholzwänden mit einer gedämmten Vorsatzschale aus sägerauen, am besten gebrauchte, Baudielen, die einen dunklen Anstrich erhalten. Die inneren Wandoberflächen sind in glattem, weis lasiertem Holz in Sichtqualität gedacht. Ebenso die Decken aus Holzkastenelementen ( z.B. Lignotrend, Lignatur o.ä.). Eine Geothermieanlage kombiniert mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für ein zeitgemäßes Energiekonzept.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen ruhigen, unaufgeregten Baukörper vor, dessen einfache Form sich angemessen in den baulichen Kontext einfügt.
Zugang, Orientierung und Ausrichtung des Lernorts sind sinnfällig platziert. Die gut organisierte Grundrissstruktur überzeugt in ihrer Klarheit.
Die hohe räumliche Qualität des Eingangsbereichs mit Lobby und Forum im Übergang zum geschützten Innenhof wird ausdrücklich wertgeschätzt, obwohl der Vorgabe der Auslobung, das Forum mittig im Geschichtsparcours anzuordnen, nicht entsprochen wird. Ziel wäre, unter Erhalt der transparenten Mittelzone, das eigentliche Forum zentral im Geschichtsparcours im Bereich des Oberlichts anzuordnen. Folglich könnte der zu knapp bemessene Garderobenbereich auch der Lobby zugeordnet werden.
Materialität und Konstruktion erscheinen angemessen, jedoch wird der rurale Fassadenbezug kritisch hinterfragt. Ein helleres, freundlicheres Erscheinungsbild entspräche mehr dem Selbstverständnis des Lernorts. Der Schriftzug auf den Fassadenlamellen erscheint zu plakativ.
Der im Obergeschoss über das Baufeld auskragende Gebäudeteil muss baurechtlich überprüft werden.
Die Gestaltung der Freiräume ist sehr schematisch dargestellt. Eine sowohl formale wie außenräumliche Qualität, die dem Gebäude Entsprechung zollt, wird vermisst.
Die Arbeit zeigt insgesamt eine klare architektonische Haltung und stellt einen wertvollen Beitrag für die gestellte Aufgabe dar.