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Einladungswettbewerb | 05/2018

Außenanlagen des Nahversorgungszentrums Utfort in Moers

ein 3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Danielzik Leuchter + Partner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der neue LEBENSMITTELpunkt für Moers-Utfort

Die Außenanlagen um das geplante Nahversorgungszentrum in Utfort sind durch die Anordnung der geplanten Gebäude in sehr unterschiedliche Teilbereiche gegliedert. Im Norden befindet sich eine große Aufforstungsfläche sowie der Bereich unter der Hochspannungsleitung mit angrenzendem Versickerungsbecken der Stadt Moers. Der südöstliche Teil hingegen ist als Park angelegt und dient als Aufenthalts- und Bewegungsraum für Anwohner, Mitarbeiter und Kunden des Einkaufszentrums. Hierbei steht besonders die Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter und Kunden, aber auch die Nutzbarkeit für die Anwohner durch gute Verknüpfungen an die Umgebung im Fokus.
Die Wettbewerbsausschreibung sieht eine umfassende Gestaltung aller Bereiche mit bestmöglicher Integration in die Umgebung vor, sodass aus ökologischen Ausgleichsflächen, Versickerungsanlagen und kleinteiligen Gehölzflächen ein attraktiver Park für alle Nutzergruppen entsteht.

GESTALTUNGSIDEE UND LEITGEDANKE
Das zentrale Thema der weitläufigen Freiflächen um das neue Nahversorgungszentrum ist der sinnvolle, nachvollziehbare und attraktive Umgang mit dem Regenwasser der versiegelten Flächen. Es geht nicht nur um die schadensfreie Ableitung und Versickerung des Wassers, sondern um die attraktive Integration dieses Elements in den Freiraum. Besonders die dauerbespannte, dem Außenbereich der Kantine vorgelagerte Wasserfläche steht hier im Fokus. Stege und kleine, begehbare Einstau-Mauern steigern die Erlebnismöglichkeiten im nahen Arbeitsumfeld. Ein Rundweg um die Wasserfläche ermöglicht die kleine Mittagsrunde und die Anwohner der Umgebung können diesen offen zugänglichen Freiraumbereich in Ihre Spazierrouten einbeziehen. Das Thema Wasser mit der entsprechenden Geländemodellierung und standortgerechten Bepflanzungen ist innerhalb der Gesamtfreifläche allgegenwärtig und wird deutlich ablesbar. Wiederkehrende Pflanzstrukturen sollen diesen Aspekt unterstützen.
Der zentrale Leitgedanke der Gestaltung heißt: „Entwickeln eines Mehrwerts für alle!“ Alle Nutzergruppen – vom Anwohner über den Kunden und Mitarbeiter bis zur EDEKA Duisburg EG – sollen von der neuen Freianlage profitieren.
Dabei folgt alles einer übergeordneten Gestaltungsidee. Hier trifft Natürlichkeit auf moderne Formensprache. Dabei wird deutlich, dass diese beiden Punkte nicht immer mit harten Kontrasten aufeinandertreffen müssen, sondern auch harmonisch ineinander spielen können. Wiederkehrende Elemente und Materialien sorgen dafür, dass die Parkteile zu einer geschlossenen Einheit werden.
Prägendstes Element ist dabei der möglichst einfache, sinnvolle Umgang mit dem Regenwasser der Dachflächen und sonstigen Oberflächen, welches sich überall auf dem Gelände in dauerhafter oder temporärer Form wiederfindet.

Raumkonzept - TRENNEN UND VERBINDEN
Die Gesamtfläche wird durch Gebäude und Zuwegungen in Teilräume mit sehr unterschiedlichem Charakter gegliedert: Die Waldfläche im Norden ist geprägt durch die Laubgehölze, die durch Stämme und Kronendach eine hohe Dichte erzeugen. Die südlichen Flächen sind daher als Gegenpol möglichst offen und weitläufig mit guten Blickbeziehungen angelegt. Die Teilräume fließen offen ineinander. Sie werden sanft durch die Topografie, die Anordnung kleiner Gehölzgruppen und Oberflächentexturen definiert.
Da die Anschlüsse der Hauptwege unmittelbar an die umliegenden Straßen anbinden, ist eine optimale Anbindung der Parkanlage gewährleistet. Besonders hervorzuheben ist die Verbindung zum Trampelpfad am Friedhof, nordwestlich des Planungsgebietes. Mit einem Ausbau des Trampelpfads entstehen hier attraktive Spazierrouten für Mensch und Hund. Wichtig ist zudem die direkte Verbindung aus dem südlich gelegenen Wohngebiet an der Wittfeldstraße zum Nahversorgungszentrum, sodass dieses von den Anwohnern bequem zu Fuß erreicht werden kann. Für sozialen Abstand sorgen die ergänzend gepflanzten Strauchgehölzflächen zu den südlich gelegenen Privatgrundstücken. Sie bestehen aus niedrigen, aber nicht überblickbaren Gehölzen, sodass die Gärten nicht eingesehen werden können, gleichzeitig aber der Weitblick aus diesen erhalten bleibt. Als Strauchdecke sollen vorwiegend Vogelschutzgehölze verwendet werden. Diese zeichnen sich durch besonders hohe Dichte und meist Dornenbesatz aus. Das sorgt als Mehrwert dafür, dass die Flächen nicht als illegale Mülldeponien genutzt werden. Die Wegebereiche bleiben offen und einsehbar, um Angsträume zu vermeiden.

Abschnitt I - FLIEßENDE RÄUME
Hier findet sich der auffälligste Teil der Gestaltung mit Wasser. Der im Süden befindliche Teich mit einer Fläche von 3000m² bietet verschiedenste Uferausformungen und somit auch unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten. Im Nordosten ziehen Betonfertigteilelemente eine klare Kante, welche als Sitzelemente einen direkten Zugang und Kontakt zum Wasser ermöglichen. Noch näher kommt man dem Wasser nur über eines der beiden Holzdecks, die über der Wasseroberfläche schweben. Röhricht-und Blütenzonen sorgen für die Klärung des Wassers.
Der Teich, der auch das Niederschlagswasser der Dächer der Verwaltung und des ‚trinkgut‘ Marktes aufnimmt, läuft bei Starkregenereignissen in eine Versickerungsmulde über. Dieser Überlauf wird hier besonders inszeniert, indem in die östliche Betonkante Vertiefungen eingeschnitten werden, wodurch das Wasser kontrolliert überlaufen kann. Linienförmig angeordnete Gräserabschnitte begleiten das Wasser bis zur Versickerungsmulde östlich des Parkhauses. Die Mulde liegt deutlich in das Gelände eingesenkt. Eine kleine Betonwand und Wasserbausteine nehmen den Charakter des ersten Abschnitts auf, sodass eine fließende Durchgängigkeit entsteht.

Abschnitt II - DEN BLICK LENKEN
(nördlicher Bereich, am Versickerungsbecken)
Eine blütenreiche Wildblumenwiese (wiederkehrendes Element) wirkt in diesem Flächenabschnitt als attraktiver Blickfang und lenkt den Betrachter von der darüber verlaufenden Hochspannungsleitung ab. Das Versickerungsbecken der Stadt wird in die Gesamtgestaltung integriert und in Abstimmung mit der Stadt entsprechend der anderen Versickerungsbecken zu einem attraktiven Landschaftsbestandteil ausgebildet. Gehölze umspielen die Fassade des E-Centers, ohne sie ganz zu verdecken. So kann auch der von Norden über die Rheinberger Straße kommende Kunde das Nahversorgungszentrum sofort erkennen.

Abschnitt III – TEMPORÄRE GESTALTUNG
(künftige Baufläche im Süden vor der Kantine)
Der dritte Planungsabschnitt soll in etwa 10 Jahren Platz für den zweiten Bauabschnitt der Verwaltung bieten. Deshalb müssen alle auf der Fläche verwendeten Elemente möglichst einfach rückbaubar sein.
Eine Wildblumenwiese markiert den Standort des zukünftigen Gebäudes. Sie ist durch ihren Artenreichtum nicht nur schön anzusehen, sondern bietet für die Mitarbeiter auf der Terrasse einen unverstellten Blick in Richtung Wasserfläche. So entsteht besonders bei dem Blick von der Kantinenterrasse ein Gefühl der Großzügigkeit. Gleichzeitig ist die Wiese Lebensraum für zahlreiche Insekten. Eine gerade Mähkante zu den umgebenden Rasenflächen sorgt für ein gepflegtes Bild. Innerhalb der Wiese finden sich Bankplätze, die in geometrisch geschnittene Strauchgehölzblöcke gefasst sind. Diese erzeugen einen spannenden Kontrast zur freien Wiesenfläche.
Wege aus wassergebundener Decke führen von der Terrasse weiter zur Wasserfläche. Dass Wasser eine zentrale Rolle in der Gestaltung spielt, wird hier abermals sichtbar. Entlang einer Wegekante aus Natursteinblöcken führen offene Entwässerungsrinnen das Regenwasser von Verwaltung und ‚trinkgut‘ Markt zum Teich.

Mehr Nachhaltigkeit!
Die EDEKA eG präsentiert sich durch die Kooperation mit dem WWF und große Werbekampagnen mit dem Pandabären als Unternehmen mit ökologischen Zielen. Dabei stehen neun Themenschwerpunkte im Vordergrund, bei denen global großer Handlungsbedarf besteht.
1. „Wir setzen uns nachhaltig für Fischbestände ein.“
2. „Zum Schutz der Wälder: Holz, Papier und Tissue im Blick.“
3. „Wir setzten uns für zertifiziert nachhaltigeres Palmöl ein.“
4. „Für zertifiziert verantwortungsvolleres Soja.“
5. „Zum Klimaschutz: für einen kleineren Treibhausgas-Fußabdruck.“
6. „Kostbares Gut: So schützen wir die knappe Ressource Süßwasser.“
7. „Verantwortungsvoller Verpackt: Produkt- und Transportverpackungen.“
8. „Optimiertes Beschaffungsmanagement: Für nachhaltigere Lieferketten.“
9. „Mehr Bio für nachhaltigeren Genuss und Umweltschutz.“
Quelle: https://www.edeka.de/nachhaltigkeit/unsere-wwf-partnerschaft/themenschwerpunkte/wwf_pandahaus_themenscherpunkte.jsp
Um diese Punkte mit mehr Informationen und Hintergrund in die Freianlage zu transportieren, werden an Repräsentationselementen Metallmarken angebracht. Sichtbar, aber nicht aufdringlich. So werden diese wichtigen Themen greifbar und mittels eines QR-Codes multimedial vernetzt. Dieser führt auf die Unternehmenswebsite, auf der Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Themenbereichen präsentiert und interaktiv Raum für Anregungen und Diskussion geboten werden kann.
Verwendung von Klimabäumen
Auf der gesamten Fläche sollen vorwiegend heimische Gehölze der Klimabaumliste verwendet werden. Diese Bäume müssen auch bei zukünftigen Klimaveränderungen wie zunehmender Trockenheit, Hitze aber auch extremer Kälte und intensiven Regenphasen gut gedeihen. Zu den als geeignete Gehölze identifizierten, gehören zum Beispiel: Acer campestre in Sorten, Carpinus betulus, Prunus avium und Quercus robur ‚Fastigiata‘.
Umgang mit den Erdmassen
Durch die Bebauung des Grundstücks und das Erfordernis mit dem anfallenden Regenwasser mittels Mulden und Ableitungssysteme umzugehen, kommt es insgesamt zu Materialüberschüssen. Der Oberboden der aktuell als Acker genutzten Fläche kann sicher als Wertstoff verkauft werden. Der vermutlich unbelastete Unterboden kann ebenfalls anderweitig verwendet oder innerhalb der Fläche untergebracht werden. Den neu aufzupflanzenden Waldbereich gegenüber den umgebenden Flächen etwas anzuheben, wäre eine Möglichkeit. Die Wegeanschlüsse und Flächenübergänge wären entsprechend barrierefrei anzupassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wird getragen vom Gedanken, einen „neuen Lebensmittelpunkt für Moers Utfort“ zu schaffen. Die Freiraumgestaltung wird intensiv mit einem Bildungsauftrag zu Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Verantwortung bei der Verpackungs- und Nah-rungsmittelindustrie verknüpft. Diese Grundidee überlagert die Freiraumplanung in übertrie-bener Weise und führt zum Teil zu einer thematischen Überinstrumentierung der Fläche.
Die Einstiege in die Wegeverbindungen in der Grünfläche von der Rheinberger Straße aus sind zu schwach ausgebildet, der Weg zum Treppenhaus des Parkhauses endet dort unglück-lich und hinterlässt ratlose Spaziergänger. Die Lärmschutzwand ist als terrassiertes Land-schaftsbauwerk gut integriert.
Die südlichen Nachbarn sind durch dichte Strauchbepflanzungen im Wechsel mit Durchbli-cken gut geschützt, zwischen dem Wasser und den Privatgärten wird nur der Weg ohne zu-sätzliche Aufenthaltsplätze geführt, um den Ufersaum ruhig zu halten.
Auch bei der Realisierung des 2. Bauabschnittes könnten die Terrasse und das kleines Wasser-becken erhalten bleiben. Der nördlich angrenzende Uferbereich ist zur geplanten Straße hin allerdings ungeschützt. Sichtbeziehungen zum Gebäude wurden nicht herausgearbeitet.
Der alte Röhrenweg wurde aufgegeben. Stattdessen wird eine neue, geschwungene Wege-führung vorgeschlagen, die allerdings für die Fahrradfahrer nicht zweckmäßig ist. Im nördli-chen Teil ist die Wegeführung auf einen querenden „Waldweg“ reduziert. Auf den Einstieg in die Grünfläche vom Parkplatz aus ist gestalterisch nicht reagiert worden. Der Wald im Norden ist zu dicht bepflanzt. Bis auf wenige, dafür aufwendig eingefasste Bankstandorte, sind ent-lang der Wege keine weiteren Aufenthaltsqualitäten geschaffen worden.
Die naturnahe Gestaltung des Sees wird positiv gesehen, da dadurch eine übermäßige öf-fentliche Nutzung reduziert wird. Ebenso zeichnet sich der Entwurf durch die Integration einer bandförmigen Versickerungsmulde in den Freiraum aus.
Insgesamt werden zwar die Forderungen und Vorgaben – auch in Bezug auf die Herstellungs-kosten - grundsätzlich eingehalten, entfalten aber keine inspirierende Wirkung. Der Bildungs-, ja Erziehungsanspruch der Verfasser führt eher zu einem „Themenpark“ als zu einer angemes-senen Freiraumgestaltung.