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Gutachterverfahren | 09/2013

Umbau der Kirche Berschweiler

1. Rang

Heinrich Lessing Architekten

Architektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Die gestellte Aufgabe steht im Zusammenhang mit einer Wende der Kirchennutzung. Sehr hochwertige Räume, wie die Evangelische Kirche in Berschweiler werden im Laufe einer Woche nur sehr gering genutzt. Für die Gemeindearbeit werden gleichzeitig andere Räumlichkeiten unterhalten oder angemietet. Den ohnehin zur Verfügung stehenden hochwertigen Kirchenraum auch für alle anfallenden Nutzungen über den Gottesdienst hinaus zu verwenden ist nicht nur effi zient sondern gibt dem zur Verfügung stehenden Raum einen zusätzlichen Sinn, der in einem unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Zweckbestimmung steht. Der Kirchenraum für alle Phasen des Lebens und der Gemeindearbeit.
Die Anforderungen an den Raum sind sehr hoch. Er soll einer Reihe von Nutzungen dienen und dabei angemessener Rahmen mit guten Proportionen, größtmöglicher Flexibilität, gutem Tagesund Kunstlicht und gutem Material sein. Darüber hinaus soll das räumliche Konzept diesen Anspruch für mehrere Jahrzehnte – vielleicht ein Jahrhundert – verwirklichen.
Vor diesem Hintergrund muss festgestellt werden, dass sich die Erwartungen an den Raum mit der bestehenden Empore, ihrer Raumhöhe, den verdeckten Fenstern und den sechs Stützen in Raummitte nicht befriedigend realisieren lassen. Allein die Aufhängung einer verfahrbaren Mobiltrennwand mit Glaselementen wäre mit der bestehenden Empore aus statischen Gründen nicht möglich. Wir schlagen deshalb vor, die bestehende Empore unter Beibehaltung der Kirchenbauform – Saalkirche mit Empore – durch eine neue zu ersetzen. Dabei entsteht ein hochwertiger Raum, der, gut belichtet, gut proportioniert, eine angenehme Atmosphäre verspricht und im Einklang mit dem übrigen Kirchenraum steht.

GEMEINDERAUM
Die neue Empore steht mit drei Beinen, was auch symbolisch betrachtet werden kann, auf dem bestehenden Kirchenboden. Die reduzierte Empore gibt dabei die vier, jetzt verdeckten Fenster, vollständig zur Belichtung des neuen Gemeinderaumes und der Empore frei. Innerhalb der drei Beine werden Schränke für Materialien, die Glastrennwandelemente und eine, mit Falttüren verschließbare, zweiteilige Küchenzeile untergebracht. Der bestehende Bodenbelag bleibt erhalten, Wände und Decke der Empore werden mit Holzbekleidung versehen. Der freie Raum erlaubt eine Fülle von Möblierungs- und Nutzungsvarianten. Der Gemeinderaum kann vom restlichen Kirchenraum mit einer verfahrbaren Mobiltrennwand mit Glaselementen thermisch und akustisch getrennt werden. Das Schalldämmmaß der Mobilwand beträgt 50 db und erlaubt, entsprechend den Anforderungen, beispielsweise einen Gottesdienst im Kirchenschiff bei gleichzeitiger Kinderbetreuung im Gemeinderaum.

EMPORE
Die Orgel, deren Unterkante mit einem Unterbau ca. 40cm über dem ursprünglichen Bodenbelag der jetzigen Empore steht, verbleibt in ihrer jetzigen Position. Zum Schutz vor Staub und Beschädigungen während der Bauzeit wird allerdings empfohlen die Orgel während der Bauzeit auszulagern und auf der neuen Empore in gleicher Position wieder einzubauen. Der Raum vor der Orgel wird durch den neuen Emporenabschluß etwas größer. Hier sind die überschüssigen Bänke aus dem Kirchschiff vorgesehen. Der heute kaum nutzbare hintere Bereich der Empore wird zu Gunsten der Belichtung geöffnet. Die Lichtöffnungen in der Empore werden bis zur Decke verglast. Fenster innerhalb dieser Verglasungen erlauben eine akustische Verbindung mit dem Gemeinderaum.

DENKMALPFLEGERISCHES KONZEPT
Die einschiffi ge Kirchenbauform – Saalkirche mit Empore bleibt erhalten. Die Wirkung der Saalkirche, im ursprünglichen Sinn ein nicht durch Stützen unterteilter Saal, wird durch das Freistellen der Fenster verstärkt. Gleichzeitig wird die grundsätzliche, durch die Empore bedingte, Raumgliederung erhalten. Die Parkposition der mobilen Glaswandelemente ist so angeordnet, das die schräg sitzenden Konsolen unterhalb der bestehenden Empore erhalten werden.

BAUABSCHNITTE
Die Herstellung des neuen Gemeinderaumes erfolgt in einem Bauabschnitt. Der altarseitige Bereich des Kirchraumes wird dabei mit einer Staubschutzwand von dem Bereich, in dem die Umbauarbeiten stattfinden, durch eine Staubschutzwand getrennt. Damit kann die Kirche unabhängig von der Baustelle mit reduziertem Raumvolumen genutzt werden. Die Andienung der Baustelle kann weitestgehend über den Turmzugang erfolgen. In einem zweiten Bauabschnitt wird der Außenbereich hergestellt.

AUSSENBEREICH
Den barrierefreien Zugang schlagen wir vor weitestgehend über die bestehende Wegeführung als zweiläufi ge Rampe (Neigung 4%) im Außenbereich herzustellen. Dazu wird der Zugang in Richtung Kriegerdenkmal zu einer Rampe umgebaut und ein zweiter Rampenlauf von dort zurück zum Eingangspodest des Haupteinganges geführt. Die Treppe vor dem Haupteingang der Kirche wird versetzt, das Eingangspodest auf das Niveau des Innenraumes angehoben und entsprechend vergrößert.

ENERGETISCHES KONZEPT
Der neue Gemeinderaum kann durch die Glaselemente vom übrigen Kirchraum getrennt und unabhängig beheizt werden. Die Verglasung der Lichtöffnungen auf der Emporen-Ebene schließt den Gemeinderaum nach oben ab. Der Gemeinderaum kann damit im Winter unabhängig vom übrigen Kirchenraum beheizt werden. Während die Temperatur der Kirche auf 12° heruntergefahren wird, kann der Gemeinderaum ein auf ca. 20° beheizter Raum bleiben. Beheizt wird der Gemeinderaum mit konventionellen Heizkörpern, unterstützt von einer Wandheizung, die wir auch für den übrigen Kirchenraum vorschlagen würden. Während die Wandheizung eine Grundtemperierung ermöglicht unterstützen die konventionellen Heizkörper eine kurze Aufwärmphase. Das Heizungskonzept muss allerdings zusammen mit der Beheizung der gesamten Kirche, abhängig von dem zur Verfügung stehenden Energieträger erstellt werden. Die Beibehaltung der bestehenden Elektroheizung erscheint uns dabei nicht sinnvoll.

MATERIAL
Als natürlicher Kontrast zur Raumschale des Saales schlagen wir vor, Wand und Decke der Empore mit Holzpanelen zu bekleiden. Der Einsatz von Material wird darüber hinaus auf Glas und Stahl reduziert. Der bestehende Steinboden im Mittelgang und die Holzböden im Bankbereich bleiben erhalten.

WC / TECHNIK / LAGER
In der ehemaligen Sakristei sind die WC-Anlagen untergebracht. Ein WC ist barrierefreundlich angelegt, Das Zweite mit WC, Urinal und Vorraum. Der Technikraum ist vom Flur der jetzigen Sakristei aus zugänglich, hier ist außerdem ein Teil des Stuhllagers untergebracht. Tisch- und ein weiteres Stuhllager befinden sich jeweils zu beiden Seiten der Verwahrungen für die Glaselementwände.