modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Schulhaus Dietlimoos

Teilnahme

Roswitha BĂŒsser

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ACS-Partner AG

Bauingenieurwesen

HolzbaubĂŒro Reusser GmbH

Bauingenieurwesen

Basler & Hofmann AG

Bauingenieurwesen

Holliger Consult GmbH

sonstige Fachplanung

ErlÀuterungstext

Typologie

Die Nutzungsverteilung innerhalb des GebĂ€udes bestimmt den Aufbau des Volumens. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichsten Bereiche, fĂŒr externe Besucher gut zugĂ€nglich. Auch der Kindergarten mit seinem eigenen Eingang und starken Bezug zum Aussenraum ist hier angesiedelt. Im ersten Obergeschoss, sozusagen auf Augenhöhe zu den benachbarten Bauten, beginnt die „eigentliche“ Schule. Über den Zugang zum Pausenplatz ist auch die ausserschulische Betreuung, mit eigener Terrasse versehen, erschlossen. Im zweiten Obergeschoss befinden sich vorwiegend Schulzimmer und GruppenrĂ€ume. Mit zunehmender Höhe nimmt der Bezug zum Aussenraum ab, dafĂŒr erhöht sich die Orientierung nach innen. Von extrovertiert zu introvertiert.
Die geschossweise Organisation der Schule bedeutet, dass die Treppenanlage als verbindendes Element dient. Die quadratische Grundrissform bewirkt eine minimale Anzahl vertikaler Verbindungen und eine grosse Überschaubarkeit des Schulbetriebes ohne lange Korridore, wie sie uns fĂŒr Kinder in diesem Alter angemessen scheint. Als Ausdruck der Schulgemeinschaft bietet der skulptural ausgebildete Innenbereich mit Treppe und NebenrĂ€umen identitĂ€tsstiftendes Potential. Mit seinen Nischen und Durchblicken stellt er die nötigen RĂŒckzugs- und Arbeitsbereiche der SchĂŒler zur VerfĂŒgung.
Jedes der drei Geschosse hat seinen ganz eigenen Charakter und seine spezifischen Möglichkeiten. Im Grundzug sind sie jedoch alle gleich aufgebaut und damit flexibel nutzbar. Zusammen bilden sie einen Àusserst kompakten Baukörper.

Struktur

Die Struktur des Baukörpers folgt der Logik der Nutzungsverteilung und/ oder umgekehrt. Das GebĂ€ude ist nach einem Raster von ca. 2.5 x 2.5 m ausgelegt und in einer Mischbauweise aus Holz- und Massivbetonbau konzipiert. Das Untergeschoss, das Erdgeschoss inklusive Decke sowie der innere Kern sind in Beton ausgebildet. Die um den Kern liegenden flexiblen RaumkrĂ€nze der beiden Obergeschosse werden sozusagen “aussen angedockt” und sind in Holz bzw. Holzverbundbau (Decke ĂŒber 1. OG) ausgelegt.
Das ganze GebĂ€ude ist mit kastenförmigen Glasfaserzement-Elementen verkleidet, die die Struktur des Hauses gegen aussen abbilden. Den natĂŒrlichen Gesetzen der Lastabtragung (oder auch des Wachstums) entsprechend verjĂŒngen sich die Elemente gegen oben und werden immer feingliedriger. Die im Sockel quasi flĂ€chenbĂŒndigen FĂŒllungen treten mit zunehmender Höhe weiter zurĂŒck, sodass die Struktur des GebĂ€udes im wörtlichen Sinn herauswĂ€chst und eine Art Astwerk bildet.
WĂ€nde, RĂ€ume und Treppen und StĂŒtzen definieren den inneren, massiven Bereich. Bei der zweiten StĂŒtzenreihe befindet sich der Übergang zur Leichtbauweise. Verschiedene Ausfachungstypen werden vorfabriziert und können jederzeit verĂ€ndert werden.
Die gewĂ€hlte Kombination von Massivbauweise und Holzelementbauweise reagiert spezifisch auf die Nutzungsanforderungen des GebĂ€udes. Neben dem Umstand, dass die Bauzeit durch den Einsatz von vorfabrizierten Elementen verkĂŒrzt werden kann, darf der ökologische Aspekt herausgehoben werden. Der Ă€usserst kompakte Baukörper bewirkt zudem, den Material- und damit den Energieverbrauch so minimal wie möglich zu halten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper wird maximal an die Ă€ussere Peripherie im Nordwesten des Baufeldes gesetzt und nimmt leicht abgedreht zum bestehenden Cluster die Geometrie des Quartierhains auf. Die vorgegebene Baulinie im Norden wird ĂŒberschritten. Die Eckposition am Parkweg zum Quartierhain markiert ein dreigeschossiges, quadratisches Volumen, das sich im SĂŒden und Osten ĂŒber ein herausgeschobenes Sockelgeschoss mit Terrasse in Beziehung zur Sockelthematik des ZIS Erweiterungsbaus setzt. Die Proportion des Volumens mit dem zweiseitigen Sockelvorsprung kann nicht ĂŒberzeugen. Die stĂ€dtebauliche Setzung scheint in Bezug auf die unmittelbare NĂ€he zu den zukĂŒnftigen Bauvolumen gegenĂŒber des Parkweges nicht zwingend, der SolitĂ€rbaustein mit seiner vierseitigen Adressierung erzeugt an dieser Stelle eine innerstĂ€dtische Dichte, die der Situation nicht angemessen scheint. Die Ambivalenz zwischen Quartierzugehörigkeit und Lesbarkeit zum Cluster ist nicht klar.

Die geforderten Platzfiguren sind grundsĂ€tzlich gut arrangiert, der Pausenplatz ist gleichzeitig Allwetterplatz und am richtigen Ort. Die geometrische Verschiebung aus dem System des Clusters wirkt sich negativ auf die freirĂ€umliche Ordnung der ZwischenrĂ€ume aus. Die Adressierung des Baukörpers erfolgt vierseitig, der Kindergarten wird vom Parkweg aus erschlossen und gegen SĂŒden ĂŒber einen Ausgang mit attraktiven FreirĂ€umen bespielt, der Haupteingang befindet sich folgerichtig ĂŒber Eck mit Bezug zum Quartierplatz, der Pausenplatz wird ĂŒber eine Schleuse gegen Osten erreicht. Die Vernetzung zum Quartier ist gut gelöst, ebenso wird eine DurchlĂ€ssigkeit und Nutzbarkeit der FreirĂ€ume fĂŒr die Öffentlichkeit erreicht. Die Durcharbeitung des Freiraumes weist im Bereich des Kindergartens Potential auf, insgesamt findet rĂ€umlich jedoch keine ĂŒberzeugende Einbindung der PlatzrĂ€ume in das Thema des Schulumfeldes und zum benachbarten Quartierhain statt, die Raumordnung wirkt etwas zufĂ€llig.

Der Haupteingang mit der gedeckten Eingangshalle wirkt auf Grund seiner Proportion eher gedrĂŒckt. Die internen Verbindungen der EingĂ€nge werden positiv wahrgenommen, allerdings wird die Möglichkeit, interessante SichtbezĂŒge zu schaffen zu wenig ausgeschöpft. Auch wird der GelĂ€ndeversatz der Umgebung, innerhalb des GebĂ€udes wenig ĂŒberzeugend, mit zwei Rampen gelöst.

Die eigentlichen HauptrĂ€ume wie Schul- und UnterrichtsrĂ€ume gruppieren sich in jedem Geschoss um eine grosse mittlere Raumzone, welche die Erschliessung, NeberĂ€ume und ein Teil der GruppenrĂ€ume aufnimmt. Der quadratische Schulbautyp stösst bei dieser Grösse an Grenzen: das GebĂ€ude weist im Vergleich zu den anderen Projekt viel mehr GeschossflĂ€che aus – ohne jedoch GrosszĂŒgigkeit zu vermitteln. Die schöne und grosszĂŒgige Treppenanlage in der Mitte des GebĂ€udes kommt leider nicht in jedem Geschoss gleich gut zur Geltung. Die Erschliessungszone wird durch viele NebenrĂ€ume gegliedert. Leider entstehen dadurch immer wieder unattraktive RĂ€ume in Form von Korridoren oder unĂŒbersichtlichen Nischen.

Im Erdgeschoss befinden sich im SĂŒden die vier attraktive KindergĂ€rten mit separatem ebenerdigen Zugang. Sie sind nur mit einer Treppe vom Erschliessungsraum der Schule her erreichbar, was fĂŒr eine lĂ€ngerfristige FlexibilitĂ€t einen Nachteil darstellt. Singsaal, Bibliothek und Foyer bilden zusammen eine schöne und einladende Eingangssituation, die jedoch etwas knapp bemessen ist. Interessant erscheint die Anordnung der Tagesstrukturen im 1. Obergeschoss mit dem anmutigen Aussenraum auf der Terrasse und dem separaten Zugang. Entlang der Zimmerschicht wird mit StĂŒtzen eine Zone formuliert, die der statischen Logik folgt, jedoch rĂ€umliche Klarheit vermissen lĂ€sst. Das gut belichtete 2. Obergeschoss wird nur noch ĂŒber die beiden Fluchttreppen erschlossen. Die grosse Treppenanlage wird hier zu Gunsten von zusĂ€tzlichen Aufenthaltszonen und einem grossen Oberlicht aufgegeben. ErschliessungsflĂ€che und Treppen wirken eng. Kaum vorstellbar, dass sich durch diese Zone ca. 280 Kinder bewegen sollen. Insgesamt gestaltet sich die Verteilung der HauptrĂ€ume sinnvoll. Die Möglichkeit, den Ă€usseren Raumkranz flexibel zu unterteilen wird sehr geschĂ€tzt. Die Fluchtwege sind absolut korrekt ausgewiesen, jedoch etwas kompliziert angelegt und mĂŒssen mit vielen BranschutztĂŒren abgesichert werden.

Die Mischkonstruktion aus Beton und Holz wird positiv bewertet. Entlang der Zimmerschicht im 1. Obergeschoss wird mit StĂŒtzen eine Zone formuliert, die der statischen Logik folgt, jedoch rĂ€umliche Klarheit vermissen lĂ€sst. Die Fassade thematisiert die strukturelle Bauweise und ist wohl proportioniert.

Dreigeschossiger Bau mit betonierten Flachdecken im Erdgeschoss und betoniertem Erschliessungskern in den Obergeschossen. Die Decken der umlaufenden oberen Raumschichten sind in Holzbeton-Verbund respektive im Dachgeschoss als Massivholzplatte mit rund 7,5 m Spannweite geplant. Die vertikale statische Struktur ist logisch und auf wirtschaftlichen Spannweiten aufgebaut, die Horizontalaussteifung ist sauber ĂŒber den massiven Erschliessungskern gelöst. Die holzige Konstruktionsweise in den Ă€usseren Raumschichten der Obergeschosse ist verstĂ€ndlich und sauber geplant.

Die Ziele im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit sind mit diesem Projekt erreichbar. Die kompakte GebĂ€udeform, die ressourcenschonende Materialisierung (Mischbauweise mit hinterlĂŒfteter Bekleidung an den Fassaden) und der sehr gute DĂ€mmstandard fĂŒhren zu einer gĂŒnstigen Ausgangslage in der Erstellung und im Betrieb des GebĂ€udes. Allerdings beansprucht dieses sorgfĂ€ltig ausgearbeitete Projekt ĂŒberdurchschnittlich viel GeschossflĂ€che zur Umsetzung des Raumprogramms. Es handelt sich um eine nicht flĂ€cheneffiziente Lösung. Die grosse GeschossflĂ€che infolge der grosszĂŒgigen VerkehrsflĂ€chen sowie das entsprechend gross ausfallende Volumen wirken sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus.

Fazit
Ein insgesamt sehr sorgfĂ€ltig bearbeiteter Beitrag, der jedoch mit der gewĂ€hlten Typologie zu viel GeschossflĂ€che generiert und mit der Ausformulierung der Mittelzone nicht ĂŒberzeugen kann.