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Offener Wettbewerb | 06/2016

Neubau Schulanlage Freilager

KIRUNA

6. Rang

Baumann Roserens Architekten

Architektur

Antón & Ghiggi landschaft architektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden von Kiruna schlagen zwei mehrfach geknickte und in der Höhe gestaffelte Gebäudekörper vor. Die freien Geometrien erzeugen ein hohes Mass an Eigenständigkeit, die der Schule als wichtiger Institution des Quartiers eine ganz eigene Identität verleiht. Gleichzeitig knüpft das gehöftartige Ensemble stadträumlich an den bestehenden Vorbereich des Pflegezentrums an, wo es eine klare Adresse bildet. Um die beiden Baukörper herum entsteht ein elegant zoniertes Freiraumsystem, in dem sich öffentliche und schulische Aussenräume zu einem überzeugenden Ganzen verbinden. In das parkähnliche Grünband zwischen GZ Bachwiesen, Freilagerweg und Flurstrasse ist das Rasenspielfeld integriert. Der Allwetterplatz engt den Durchgang des Grünraums jedoch ein. Der entstehende Höhensprung erfordert einen starken Eingriff in die Topographie, der mit Mauern und Treppen überwunden werden muss. Der Pausenplatz schiebt sich als visuelle Erweiterung des Parkraums zwischen die beiden Schulgebäude. Die geschwungene Wegführung stärkt die Atmosphäre des Aussenraums und erschliesst doch alle Elemente logisch und direkt. Zum Freilager-Areal hin ist die Baumstellung sehr dicht. Im Sinne einer besseren Durchlässigkeit ist eine differenziertere Zonierung in offenere und geschlossenere Bereiche zu prüfen. Der Vorplatz der Schule ist adressbildend gestaltet, er öffnet sich dem angrenzenden Quartier und hat das Potenzial, über die schulische Funktion hinaus zum Quartiertreffpunkt zu werden. Seine Gestaltung wäre der Platztypologie gemäss zu schärfen. Die Platzierung des Schülergartens beim Haupteingang wird dem Kontext nicht gerecht. Dagegen wäre zu prüfen, ob die Veloabstellplätze nicht näher beim Haupteingang zu positionieren wären. Zwischen Allwetterplatz, Sporthalle und Pflegezentrum entsteht eine ruhige, hochwertige Aufenthalts- und Zuschauerzone. Das Schulhaus beruht auf einem Split-Level-Schnitt, wobei pro Geschoss jeweils eine Raumgruppe als Cluster um eine geometrische frei formulierte Erschliessungszone herum organisiert ist. Insgesamt erscheint die Erschliessung für eine Schulnutzung sehr knapp dimensioniert, so dass sie ihre Zusatzfunktion als Aufenthaltsbereich kaum zu erfüllen vermag. Die Verfassenden schaffen insgesamt eine abwechslungsreich verwinkelte Bewegungs- und Lernlandschaft mit geschossüberbrückenden Durch- und Ausblicken. Ergänzend dazu wartet das Erdgeschoss noch mit zwei Besonderheiten auf, die das Gebäude atmosphärisch bereichern: Die Bereiche der Bibliothek und des Lehrerbereichs werden räumlich differenziert, indem sie teilweise auf einen kontemplativen Innenhof orientiert sind. Die Mensa und der Mehrzwecksaal werden um ein Foyer herum gruppiert, das als überhoher und ebenfalls über einen Hof belichteter Raum gewissermassen das gesellschaft liche Zentrum der Schule bildet. Die Erschliessung der Handarbeits- und Werkräume sowie die des Sportgebäudes fällt dagegen etwas ab. Das präzise Erfüllen des Raumprogramms und die angemessene Materialisierung des Gebäudes lassen geringe Erstellungskosten erwarten. Nur die Kompaktheit und die vergleichsweise grosse Fassadenfläche lassen bezüglich der ökologischen Nachhaltigkeit zu wünschen übrig. Das Projekt scheint sehr stark aus einer inneren Logik heraus entwickelt und bietet grösstenteils hohe räumliche Qualitäten und atmosphärisch überzeugende Innenwelten. Die Wirkung des Gebäudes nach aussen dagegen wird von der Jury stark in Frage gestellt. So sehr die Gebäudekörper im gegenseitigen Zusammenspiel wie auch mit der angrenzenden Bebauung an vielen Stellen sinnstiftende Aussenräume definieren, so beliebig erscheinen bisweilen die geometrischen Auslenkungen an anderen Orten des Ensembles. Insgesamt stellt der Vorschlag aber einen erfrischenden und gerade aus der Perspektive von Primarschulkindern massstäblich adäquaten Vorschlag mit hohem Identifikationspotenzial dar.