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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Umbau eines bestehenden Gemeinschaftsschulgebäudes in eine Grundschule und Errichtung einer Einfeldsporthalle in Bietigheim

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

adler + retzbach

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

K o n z e p t - S t ä d t e b a u u n d F r e i r a u m p l a n u n g
Das Grundkonzept entwickelt sich aus einer klaren Grundrisskomposition aus zwei
parallel stehenden Baukörpern, wobei die Grundform des Schulgebäudes die formale
städtebauliche und freiraumplanerische Ausrichtung vorgibt. Diese beiden Baukörper
saniertes/erweitertes Schulgebäude mit 3 Geschossen und neue 2-stöckige
Sporthalle, reagieren auf die unverwechselbare Situation des Ortes und werden mit
einem eingeschossigen Basisgebäude miteinander verbunden. Die neue Sporthalle
schiebt sich als prägnanter Kopfbau in Richtung Tullastraße/Ecke Schulstraße und
formt einen trapezförmigen Eingangs- und Vorplatz, der die vielfältigen Aufgaben wie
„Ankommen“, „Aufenthalt“ und „Verabschiedung“ erfüllt.
Die sich an diesem Ort bisher natürlich entwickelte Eingangssituation, die Räume mit
ihren innerörtlichen Bezügen und die Geschichte des bisherigen Schulgebäudes,
bilden Basis und Rahmen der Weiterentwicklung. Durch die Anordnung der Baumasse
mit Schwerpunkt in Richtung Tullastraße wird auf der Rückseite eine möglichst große
Freiraumfläche für Pausenhof, Schulsport und Aufenthalt ermöglicht. Die optionale
Erweiterung der 3 auf die 4-Zügigkeit der 4 Grundschulklassen wird in einem schon
vorgezeigten baulichen Rahmen auf der Südseite angefügt und kann baulich in
Modulbauweise, ohne Störung des Schulbetriebes, eingefügt werden. Die extern zu
erschließende Hausmeisterwohnung wird in die Baumasse der Sporthalle integriert
und kann bei Bedarf für eine Schulnutzung umgenutzt werden.
Die drei, im Rahmen des Entwurfes, entwickelten Eingangssituationen
„Haupteingang“ von der Tullastraße, der „Gartenzugang“ vom Schulhof und der
„Seiteneingang“ zum Sporthallenbereich für Externe Nutzungen vereinen sich zentral
in der Neuen Mitte - Mein Bietigheim.

E r s c h l i e ß u n g u n d I n n e r e F u n k t i o n e n
Die Neue Mitte - Mein Bietigheim ist im Rahmen des Entwurfes eine Verzahnung der
beiden Baukörper Schulgebäude und Sporthalle im eingeschossigen Basisgebäude.
Die städtebaulich prägnant herausgearbeitete Sporthalle kann sowohl für den Schul- als auch extern für die Sportlernutzung separat erschlossen und unabhängig
voneinander und in der Nutzung parallel genutzt werden. Der Musik- und Lagerraum
ist geeignet als Bühne für die Sporthalle, zur Öffnung in Richtung Amphitheater und
ebenfalls als Bühnennutzung für die Aula bei Veranstaltungen.
Auf der Südseite im EG kann sich die Mensa, die in kleinere Einheiten im regulären
Betrieb gegliedert ist über Faltwände ebenfalls in Richtung Neue Mitte öffnen. Auch
hier ist eine flexible Veranstaltungsnutzung in Kombination mit der Speisenausgabe
aus der Küche gegeben. Die Anordnung der Küche mit ihren Neben- und Lagerräumen
ist auf dem kürzesten Wege von der Ostseite (Tullastraße) für Anlieferung und Verund Entsorgung vorgesehen. Der Schulbaukörper bleibt in seiner baulichen und
funktionalen Grundanordnung und der mittigen/zentralen Erschließung erhalten. Eine
sparsame und einfache Erweiterung mit minimalem Eingriff in die Tragstruktur wird
am Schulbaukörper in den beiden Längsseiten um jeweils ein Achsfeld (Klassenzimmerbreite) verlängert. Das Prinzip der 4 Cluster im 1. und 2.OG als Gruppierung um
eine „Gemeinsame Mitte“ funktioniert als 3-zügige Lösung als auch in der optionalen
Erweiterung zur 4-Zügigkeit. Die „Gemeinsame Mitte“ befindet sich im mittleren Feld
der drei gleichartigen Module nach der baulichen Erweiterung.

M a t e r i a l k o n z e p t u n d G e b ä u d e s t r u k t u r
Das Schulgebäude wird technisch schonend auf das Rohbaugerippe zurückgebaut.
Die Betontragstruktur bleibt erhalten und wird an den beiden Längsseiten um eine
Klassenraumfeld modulhaft erweitert. Darin baulich integriert ist die optionale
Erweiterung um die 4-Zügigkeit. Die Fassade wird komplett neu Thermisch und
Gestalterisch umhüllt und es entsteht durch eine Holztragstruktur eine Einheitlichkeit
in der äußeren Erscheinung zusammen mit dem neuen Sporthallengebäude in HolzHybridbauweise. Zurückgebaut werden weiterhin das Hausmeisterhaus und die
unattraktive Fahrradüberdachung. Die unförmigen nachträglichen „Pultdachaufbauten
ohne Nutzungen“ auf dem Schulgebäude werden ebenfalls zurückgebaut, die alten
Sheddächer bleiben über der Gemeinsamen Mitte zur inneren Belichtung und als
Städtebaulicher Akzent erhalten. Alle Dächer der drei Bauteile werden künftig begrünt
und als „Energiedächer“ zur Eigenstromversorgung weiterentwickelt. In das
Gebäudevolumen werden an den Giebelendseiten Erschließungs- und Fluchttreppen
integriert, die im EG als 2.RW ins Freie münden und auch als vertikale Verbindung
innerhalb der Cluster dienen.

E n e r g e t i s c h e s K o n z e p t u n d N a c h h a l t i g k e i t
Ein entscheidender Baustein ist die Errichtung der Erweiterungs- und Neubauten als
kompakte CO²-freie Gebäude in sicht- und erlebbarer Holzbauweise, die durch ihre
architektonische Attraktivität und Flexibilität eine sehr lange Nutzbarkeit ermöglicht.
Durch die kompakten und hochgedämmten Baukörper wird der Energieverbrauch
minimiert. In Verbindung mit der Gebäudetechnik wird ein in Betrieb CO² freies
Gebäude nachgewiesen. Durch hochwertige und dauerhafte Materialien, die erprobt
und verlässlich sind, werden zusammen mit baulichen Optimierungsmaßnahmen
geringe Bewirtschaftungs- und Folgekosten angestrebt.
Die zentrale Wärmeversorgung erfolgt künftig mit einer Holz-Pelletsanlage, die im
vorhandenen Kellerbereich als Lager- und Heizraum untergebracht wird. Auf eine
komplette Lüftungsanlage im Schulgebäude wird in den Obergeschossen verzichtet.
Hier erfolgt eine natürliche Belüftung über Fenster, die im Sommer über elektrisch
öffenbare Oberlichter als Sommerliche Nachtauskühlung mit Querlüftung unterstützt
werden. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird lediglich für die
erdgeschossige Nutzung der Mensa, der Küche, der Neuen Mitte und dem
Sporthallenbereich vorgesehen. Die Photovoltaikanlage mit einer ermittelten Kapazität
von ca. 150 kW deckt den kompletten Eigenbedarf der Gesamtanlage ab.

K o n z e p t – F r e i a n l a g e n
Durch den versetzten Baukörper ergibt sich eine klare Struktur und Orientierung der
Freiräume. Im Osten entsteht an der Tullastraße ein architektonisch gestalteter
Vorplatz mit rahmenden Grünelementen. Während von Norden locker gesetzte Bäume
in den Platz hineinfließen, werden im Süden unter einem Baumdach
Fahrradabstellmöglichkeiten angeboten. Nach Westen orientiert sich der große
Schulhof als Pausenfläche für die Schüler/-innen, aber auch als Freizeitsportanlage
außerhalb der Schulzeiten. Verschiedene Nutzungsangebote wie Kleinsportfeld,
Fitnessbereich, Spielplatz, Schulgarten und Ruhebereich gruppieren sich um einen
zentralen befestigten Pausenhof, auf dem als prägende Grünelemente einige der
vorhandenen Bäume in die Gestaltung integriert und als Aufenthaltsbereiche mit
Sitzgelegenheiten im Schatten ausgebildet werden

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept
Die Ergänzung des Gebäudes besteht aus einem parallel zum Bestandsbaukörper versetzt ausgebildeten zweiten, niedrigerem Baukörper, der durch ein eingeschossiges Foyer gut verbunden und erschlossen wird.
Die Mensa Anlieferungszone im Vorplatzbereich und die angegliederten Stellplätze werden eher kritisch betrachtet. Die Stellplätze an der Schulstraße sollten eher vor dem Gehweg angeordnet werden.
Die Lage und Aufteilung der Fahrradstellplätze ist angemessen. Lediglich 20 Stellplätze sind überdacht, 80 Stellplätze sind unter noch nicht vorhandenem Baumbestand untergebracht.
Die Spielplatzfläche sollte differenzierter betrachtet werden. Sie ist als verbindendes Element zwischen Mehrzweckhalle und Grundschule gut positioniert.

Architektonische Qualität
Die Architektonische Erscheinung ist ansprechend. Die Baukörper sind klar definiert und Funktionsbereiche sind klar ablesbar. Das Bestandsgebäude wird in ein zeitgemäßes Gesamtensemble überführt. Das Erdgeschoss wird als ablesbare Basis ausgebildet und wird durch Material und Farbe klar abgesetzt.
Die Fassadensprache der Obergeschosse ist schlüssig und in ihrer Typologie klar strukturiert.

Funktionales Konzept
Die Funktionen im Erdgeschoss sind schlüssig angeordnet. Eine Bespielung von Aula, Mensa und Musikbereich in unterschiedlichster Kombination ist gut möglich.
Die Ausrichtung und Öffnung der Einfeldhalle, der Musikraumes und des angegliederten Amphitheater Bereiches in Richtung Tullastraße mit einhergehender Orientierung der WC und Umkleidebereiche zum Schulhof sollte überdacht werden.
Hier wäre eine einzige, klarere Ausrichtung der Außenbereiche wünschenswert.

Innenräumliche Qualität
Die Belichtung und Zonierung der Innenraumbereiche ist sehr schlüssig.
Die zweiten Rettungswege sind gut positioniert und gliedern die in den Anbau befindlichen
ergänzenden Klassenräume klar und schlüssig.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Es werden große Teile des Bestandes wiederverwendet. Der Einsatz hochwertiger, dauerhafte Materialien ist angestrebt.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Der Entwurf berücksichtigt in hohem Maße den vorhandenen Baumbestand. Eine gute, natürliche Verschattung der Außenbereiche ist von Nutzungsbeginn an gegeben. Es wird ein Co² neutrales Gebäude angestrebt. Hierbei soll auf eine Lüftungsanlage im Obergeschoss verzichtet werden, dies wird auch im Zuge der Pandemie eher als kritisch betrachtet.

Angemessenheit der Mittel und Materialien
Die angesetzten Mittel und Materialien sind als bestands schonende, ökologische Ergänzung des Gebäudes mit angemessenen Mitteln zu betrachten.
Die generierte Baumasse und Baukörperausbildung erscheint wirtschaftlich.

Umsetzung des pädagogischen räumliche Konzeptes
Als sehr positiv ist die Clusterbildung zu sehen, sie ist beispielhaft umgesetzt.
Auch die Erweiterung auf eine 4-zügige Grundschule ist problemlos möglich.
Die Umsetzung der 4-Zügigkeit erscheint mit der gegebenen Rohbausituation völlig problemlos. Eine Umsetzung beim ersten Bauabschnitt wäre zu befürworten.
Die Dimensionen des Pausenhofes erscheinen ausreichend, auch bei 4-Zügigkeit.

Insgesamt ein guter, schlüssiger Entwurf der die Anforderungen des Wettbewerbes bereichert und ansprechend umsetzt.