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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Sanierung und Erweiterung Schulanlage Steinacker in Winterthur (CH)

Visualisierung

Visualisierung

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 24.000 CHF

Adrian Streich Architekten AG

Architektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden wagen als einziges Team einen Ansatz, bei dem eine neue Gebäudetypologie eingeführt wird: keine länglichen Volumina, sondern Punktbauten mit allseitiger Orientierung. Die tiefer greifenden Eingriffe werden im nordwestlichen Teil der Anlage konzentriert. Der Projektvorschlag sucht dabei nicht die Kontinuität der Anlage über Volumetrien, sondern bildet einen eigenständigen Abschluss der Anlage nach Nordwesten. Es werden nicht die flachen Gebäudekörper des Bestands kopiert, sondern ein austariertes System von Höhe zu Breite geschaffen, welches mit der Höhenstaffelung und dem Versatz Instrumente des Bestands übernimmt. 

Die geschickte Höhenentwicklung setzt ein Zeichen, die Mehrhöhe des neuen Klassentrakts, der zum Sportplatz fünfgeschossig in Erscheinung tritt, scheint verträglich. Auf Pausenplatzniveau ergibt sich durch die Anordnung der neuen Baukörper eine schöne Abfolge von Aussenräumen, hier wird der Bezug zur bestehenden Anlage gesucht und in logischer Abfolge weitergebaut. Durch die Setzung der zwei Neubauten an der nordwestlichen Parzellenecke wird über die Diagonale ein zweiter, fast gleich proportionierter Pausenplatz definiert. Anstelle des Weiterbauens der bestehenden Vordächer werden separate Vordächer als Erweiterungen der Gebäude vorgeschlagen, deren Lage und Ausformulierung jedoch etwas unentschlossen erscheinen. 

Die Schwäche der bestehenden Anlage beim Zugang vom Sempacherweg wird nicht verbessert. Die Lage des separaten Spielplatzes im Spickel erscheint wegen der fehlenden Übersicht vom Schulareal und der Nähe zu den Wohnhäusern schwierig. Die Auffindbarkeit des Kindergartens innerhalb des Areals und die Erreichbarkeit aus dem Quartier ist zu umständlich. Mit dem Teilerhalt der Armeeleitstelle können einige Grossbäume erhalten werden, was den nördlichen Freiraum schön abschliesst. Überarbeitete Erschliessungen des Pausenplatzniveaus führen axial übers Kreuz durch die Mitte. Dies führt zu einer guten Anbindung des Rasensportfelds über eine grosszügige Treppe, im Nordosten jedoch endet das Dach etwas abrupt im Nirgendwo. Den Parkplatz an der vorgeschlagenen Stelle zu belassen, führt im Zusammenhang mit der neuen Rampe zum Kindergarten zu Konflikten. 

Der Projektvorschlag unternimmt wenige Eingriffe in den Bestand, so erfolgen auch bei der Turnhalle nur die notwendige Ergänzung und minimale Umbauten bei den übrigen Trakten. Die Grundrisse der Neubauten bauen auf einem Raster auf und lassen Flexibilität zu, bei kleineren Räumen führt dies zu ungünstigen Proportionen. Die Lage der Treppe im neuen Klassentrakt ist fraglich, insbesondere im Erdgeschoss ist der Zugang für Schule und Kindergarten oder eben die Trennung dieser Wege nicht gelöst. Ein separater Zugang für die Kindergartenkinder und der direkte Bezug zu einem eigenen Aussenbereich wären wünschenswert. Die kreuzförmige Anordnung der Erschliessung auf den Geschossen ergibt eher dunkle Lernlandschaften, deren Aufenthaltsqualität infrage gestellt wird. Leider fehlt ein Bild des Innenraums, weshalb nicht erkennbar ist, welche Stimmung hier gesucht wird. Die Sprache der Bestandsbauten mit den gerasterten Fassaden, welche durch die vorfabrizierten Elemente gegeben ist, wird übernommen und leicht modifiziert. Sowohl durch die Wahl der Materialien als auch durch die Variation der Fensterformate schafft das Projekt einen Bezug zum Bestand und entwickelt gleichzeitig eine eigene Sprache. 

Es wird eine zurückhaltende Eingriffstiefe im Bestand gewählt. Die Neubauvolumen sind kompakt, haben eine gute Gebäudehüllzahl und sind ressourcenschonend materialisiert. Der hohe Fensteranteil bedeutet eine Herausforderung für den sommerlichen Wärmeschutz. Der Teilabbruch der Armeeleitstelle ist aufwendig, zudem überbaut das Projekt durch die Ergänzung der Anlage mit zwei Neubauvolumen und den Anbau der Turnhalle viel Fläche, was zu einem vergleichsweise grossen Fussabdruck führt. Obschon das Projekt zwei Neubauvolumen vorsieht, liegt der Projektvorschlag im Vergleich zu den übrigen Beiträgen unter dem Kostenmittelwert. 

Das Projekt Tuff schafft mit gezielten und präzisen Eingriffen einen Mehrwert für die Gesamtanlage. Auf nachvollziehbare Weise wird die bestehende Anlage weitergebaut, sowohl in Bezug auf die Aussenräume als auch den Ausdruck der Gebäude. Die Ausformulierung der Grundrisse der Neubauten vermag aber das Potenzial des Ansatzes nicht konsequent auszuschöpfen. Der räumliche Reichtum im Aussenbereich findet im Inneren der Gebäude keine Antwort.
Situationsplan

Situationsplan

Grundriss EG

Grundriss EG