Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen

Was auf den ersten Blick wie ein Ufo wirkt, das in einer ungenannten Stadtrandsiedlung gelandet ist, erweist sich bei näherem Hinsehen als kongeniale Interpretation der Situation vor Ort: Das Gebäude auf dem langen, schmalen und konisch zulaufenden Grundstück ist eine so autonome wie zukunftsfähige Interpretation des Themas „Einfamilienhaus“ in einem amorphen städtebaulichen Kontext. Die Grundidee für die Außenform ist dem Container entliehen – als Symbol für das Leben und Wohnen in einer globalisierten, beweglichen, nomadischen Zeit, doch auch als Piktogramm für ein neues urbanes Lebensgefühl. Dabei offenbart der 20 Meter lange, an seiner engsten Stelle nur 3,2, Meter breite Baukörper sich als geschicktes Wechselspiel von offenen und geschlossenen Flächen: Der Wohnraum mittels einer Glaswand dem kleinen Bahnhofsvorplatz freundlich zugewandt, zur Straße und zum Parkplatz, jeweils seitlich gelegenen, weithin geschlossen, im Rückbereich durch die Terrasse, die an eine herausgezogene Schublade erinnert, mit dem Garten einladend verbunden.

Die Splitlevel-Konstruktion schafft im Inneren ein überzeugendes Raumkontinuum: die traditionelle Trennung der Sphären von Arbeiten, Kochen und Essen, Wohnen und Schlafen ist nicht – oder doch nur in Ansätzen – vorgesehen. Selbst das Badezimmer befindet sich in einem eingestellten Glaskubus. Die nötige Privatheit wird, wenn gewünscht, über einen fassadenhohen Vorhang auf der Fassadenrückseite gewährleistet.

Dennoch ist diese Architektur weniger eine begehbare Skulptur als vielmehr ein gelungenes Rückzugsrefugium, wenngleich für einen spezifischen, individuellen Wohnanspruch (für maximal zwei Personen).