Award / Auszeichnung | 11/2014
Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2014
©DI Isabella Wall, AKP
Platzfassade mit Vorplatz
Innovative Sanierung im Denkmalschutz, Kaiserstraße 7, 1070 Wien
Nominierung
akp_architekten | kronreif_trimmel & partner
Architektur
Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.
Bauunternehmen
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Innenräume, Möblierung; Sakralbauten, Wohnungsbau
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 11/2011
Fertigstellung: 09/2013
Projektbeschreibung
INNOVATIVE SANIERUNG IM DENKMALSCHUTZ
WOHNHEIM KAISERSTRASSE 7, 1070 WIEN
Im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutzanforderungen und einer optimal thermischen und architektonisch ansprechenden Sanierung wurden innovative Maßnahmen entwickelt. Erstmals in Österreich wurde die thermische Gebäudehülle in einem denkmalgeschützten Gebäude durch die Kombination von einem WDVS an den glatten und einer Innendämmung an den gegliederten Fassaden optimiert. Der HWB-Wert konnte von 132kWh auf 26kWh um 80% reduziert werden.
Zur energetischen Optimierung wurden multiplizierbare Details entwickelt, die in Zukunft auf eine Vielzahl von historischen Gebäuden angewendet werden können. In einem Forschungsprojekt der TU Wien wird das Gebäude über ein Monitoring evaluiert.
Das Klostergebäude der Kongregation der Mission vom heiligen Vinzenz von Paul (Lazaristen) in der Kaiserstrasse, in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof, wurde 1904 errichtet. Das Wohnheim mit Pfarrhof dient den Patres zur Betreuung von Obdachlosen, Flüchtlingen und bei der pastoralen Arbeit im sozialmedizinischen Zentrum Sophienspital.
Das Platzensemble bestehend aus der Kirche Mariä Empfängnis, dem Klostergebäude und dem gegenüberliegendem Wohnhaus steht unter Denkmalschutz. Das viergeschossige Gründerzeithaus mit Park und altem Baumbestand, am Gürtel, in bester Lage, nahe U6 und U3, wies erhebliche statische, brandschutztechnische und thermische Mängel auf.
Ein innovatives Maßnahmenpaket für das denkmalgeschützte Gründerzeithaus wurde wie folgt konzipiert:
Die Außenflügel der Wiener Kastenfenster in den denkmalgeschützten gegliederten und mit Keramikfliesen belegten Fassaden bleiben erhalten und werden mit passivhaustauglichen innengelegenen Holzfenstern ergänzt und energetisch optimiert. Diese minimal invasive Fensterlösung im denkmalgeschützten Bestand stellt eine multiplizierbare Lösung dar. Der Gesamt-U-Wert der Fensterkonstruktion unter Berücksichtigung des dazwischen liegenden Luftpolsters beträgt 0,9W/m²K.
Die thermische Qualität der Gebäudehülle wird durch eine Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten aufgewertet.
Eine diffusionsoffene und kapillaraktive YTONG-Multiporplatte (5cm) wurde als Dämmsystem ausgewählt. Die Eckwohnung im 3.Obergeschoß wurde versuchsweise mit 10cm Multipor Innendämmung ausgeführt. Diese wird im Rahmen von GdZ SP5 von der TU Wien mittels integrierter Messfühler ständig überwacht. Darüber hinaus fließen die Ergebnisse in die Weiterentwicklung des Simulationswerkzeuges Ham4D_VIE der TU Wien ein.
Eine Komfortlüftung mit zentralem Lüftungsgerät und Wärmerückgewinnung für die Wohn-, und Aufenthaltsräume, wurde in die historische Bausubstanz integriert. Der Wärmerückgewinnungsgrad des Wärmetauschers (Plattengegenstromtauscher) beträgt mind. 82,5%. Die Filterung der Außenluft erfolgt mit einem qualitativ hochwertigen F7 Taschenfilter. Die individuelle Regelung des Luftvolumenstroms für jede Wohneinheit ist durch eine Drexel & Weiss V-Box gewährleistet. Um die Umbaumaßnahmen im Gebäude minimal invasiv zu halten, wurde der ehemalige Kohlenliftschacht für die Fortluftführung verwendet und ein Teil des bestehenden WC-Turmes für die Leitungsführung der Zu-, und Abluft genutzt. Über den vorhandenen Umformerraum im Keller wird das Gebäude mit Fernwärme versorgt. In den Wohnbereichen wurde eine Fußbodenheizung und in der Kapelle eine Wandheizung eingebaut, um den historischen Bodenbelag zu erhalten.
Die vorhandene Dachkontur des Gründerzeit-Dachstuhl wurde beibehalten und die historische Schieferdeckung wiederverwendet. In die platzseitigen Dachflächen wurden Lichtbänder integriert. Die fixen Sonnenschutzlamellen vermeiden die sommerliche Überwärmung, ermöglichen aber, dass solare Wärmegewinne bei flach einstrahlender Sonne im Winter genützt werden können. Die Lamellenkonstruktion über den Lichtbändern gewährleistet einerseits den Sonnenschutz, den Blick ins Freie und bewirkt anderseits eine homogene Dachfläche im Platzensemble. Die Erwirkung eines positiven Bescheids beim Bundesdenkmalamt für die Ausführung der Lichtbänder stellt eine wesentliche Innovation und Qualitätsverbesserung der Dachgeschoßwohnungen dar. Das Dach wurde mit einer hochwertigen Zwischensparrendämmung und einer innenseitigen Aufsparrendämmung mit insgesamt 40cm mineralischer Dämmung ausgeführt. Die Dachgaupen wurden mit dem hocheffizienten Dämmstoff (Aerorock) gedämmt. Das Galeriegeschoß wird hofseitig über die großzügigen Glasfronten belichtet.
Über ein Monitoring durch die TU-Wien wird das Demonstrationsprojekt wissenschaftlich überwacht und über einen Zeitraum von 2 Jahren begleitet. Durch die Anwendung dieses innovativen Maßnahmenpakets soll demonstriert werden, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude auf einen hocheffizienten und zeitgemäßen Standard hinsichtlich Komfort und Energieverbrauch adaptiert werden kann.
WOHNHEIM KAISERSTRASSE 7, 1070 WIEN
Im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutzanforderungen und einer optimal thermischen und architektonisch ansprechenden Sanierung wurden innovative Maßnahmen entwickelt. Erstmals in Österreich wurde die thermische Gebäudehülle in einem denkmalgeschützten Gebäude durch die Kombination von einem WDVS an den glatten und einer Innendämmung an den gegliederten Fassaden optimiert. Der HWB-Wert konnte von 132kWh auf 26kWh um 80% reduziert werden.
Zur energetischen Optimierung wurden multiplizierbare Details entwickelt, die in Zukunft auf eine Vielzahl von historischen Gebäuden angewendet werden können. In einem Forschungsprojekt der TU Wien wird das Gebäude über ein Monitoring evaluiert.
Das Klostergebäude der Kongregation der Mission vom heiligen Vinzenz von Paul (Lazaristen) in der Kaiserstrasse, in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof, wurde 1904 errichtet. Das Wohnheim mit Pfarrhof dient den Patres zur Betreuung von Obdachlosen, Flüchtlingen und bei der pastoralen Arbeit im sozialmedizinischen Zentrum Sophienspital.
Das Platzensemble bestehend aus der Kirche Mariä Empfängnis, dem Klostergebäude und dem gegenüberliegendem Wohnhaus steht unter Denkmalschutz. Das viergeschossige Gründerzeithaus mit Park und altem Baumbestand, am Gürtel, in bester Lage, nahe U6 und U3, wies erhebliche statische, brandschutztechnische und thermische Mängel auf.
Ein innovatives Maßnahmenpaket für das denkmalgeschützte Gründerzeithaus wurde wie folgt konzipiert:
Die Außenflügel der Wiener Kastenfenster in den denkmalgeschützten gegliederten und mit Keramikfliesen belegten Fassaden bleiben erhalten und werden mit passivhaustauglichen innengelegenen Holzfenstern ergänzt und energetisch optimiert. Diese minimal invasive Fensterlösung im denkmalgeschützten Bestand stellt eine multiplizierbare Lösung dar. Der Gesamt-U-Wert der Fensterkonstruktion unter Berücksichtigung des dazwischen liegenden Luftpolsters beträgt 0,9W/m²K.
Die thermische Qualität der Gebäudehülle wird durch eine Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten aufgewertet.
Eine diffusionsoffene und kapillaraktive YTONG-Multiporplatte (5cm) wurde als Dämmsystem ausgewählt. Die Eckwohnung im 3.Obergeschoß wurde versuchsweise mit 10cm Multipor Innendämmung ausgeführt. Diese wird im Rahmen von GdZ SP5 von der TU Wien mittels integrierter Messfühler ständig überwacht. Darüber hinaus fließen die Ergebnisse in die Weiterentwicklung des Simulationswerkzeuges Ham4D_VIE der TU Wien ein.
Eine Komfortlüftung mit zentralem Lüftungsgerät und Wärmerückgewinnung für die Wohn-, und Aufenthaltsräume, wurde in die historische Bausubstanz integriert. Der Wärmerückgewinnungsgrad des Wärmetauschers (Plattengegenstromtauscher) beträgt mind. 82,5%. Die Filterung der Außenluft erfolgt mit einem qualitativ hochwertigen F7 Taschenfilter. Die individuelle Regelung des Luftvolumenstroms für jede Wohneinheit ist durch eine Drexel & Weiss V-Box gewährleistet. Um die Umbaumaßnahmen im Gebäude minimal invasiv zu halten, wurde der ehemalige Kohlenliftschacht für die Fortluftführung verwendet und ein Teil des bestehenden WC-Turmes für die Leitungsführung der Zu-, und Abluft genutzt. Über den vorhandenen Umformerraum im Keller wird das Gebäude mit Fernwärme versorgt. In den Wohnbereichen wurde eine Fußbodenheizung und in der Kapelle eine Wandheizung eingebaut, um den historischen Bodenbelag zu erhalten.
Die vorhandene Dachkontur des Gründerzeit-Dachstuhl wurde beibehalten und die historische Schieferdeckung wiederverwendet. In die platzseitigen Dachflächen wurden Lichtbänder integriert. Die fixen Sonnenschutzlamellen vermeiden die sommerliche Überwärmung, ermöglichen aber, dass solare Wärmegewinne bei flach einstrahlender Sonne im Winter genützt werden können. Die Lamellenkonstruktion über den Lichtbändern gewährleistet einerseits den Sonnenschutz, den Blick ins Freie und bewirkt anderseits eine homogene Dachfläche im Platzensemble. Die Erwirkung eines positiven Bescheids beim Bundesdenkmalamt für die Ausführung der Lichtbänder stellt eine wesentliche Innovation und Qualitätsverbesserung der Dachgeschoßwohnungen dar. Das Dach wurde mit einer hochwertigen Zwischensparrendämmung und einer innenseitigen Aufsparrendämmung mit insgesamt 40cm mineralischer Dämmung ausgeführt. Die Dachgaupen wurden mit dem hocheffizienten Dämmstoff (Aerorock) gedämmt. Das Galeriegeschoß wird hofseitig über die großzügigen Glasfronten belichtet.
Über ein Monitoring durch die TU-Wien wird das Demonstrationsprojekt wissenschaftlich überwacht und über einen Zeitraum von 2 Jahren begleitet. Durch die Anwendung dieses innovativen Maßnahmenpakets soll demonstriert werden, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude auf einen hocheffizienten und zeitgemäßen Standard hinsichtlich Komfort und Energieverbrauch adaptiert werden kann.
©AKP
Lageplan Orthofoto
©DI Isabella Wall, AKP
Platzfassade nach Sanierung
©AKP
Gebäudenutzung
©AKP
Innendämmung Kastenfenster
©Ing. Lukas Stuiber, AKP
Saniertes denkmalgeschütztes Gespärre
©Ing. Lukas Stuiber, AKP
Dachgeschoßwohnung
©DI Isabella Wall, AKP
Kapellensanierung
©Ing. Lukas Stuiber, AKP
Lifteinbau, Stiegenspindel
©DI Isabella Wall, AKP
Zubau, Verbindungssteg Kirche
©DI Isabella Wall, AKP
Blick von oben