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Award / Auszeichnung | 05/2015

EUmies Awards 2015

Landesarchiv NRW

DE-47059 Duisburg, Schifferstrasse 30-34

Nomination / Cultural

Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Bauherren

O&O Baukunst

Architektur

zarinfar GmbH

Projektsteuerung

Arup Deutschland GmbH

TGA-Fachplanung

OSD GmbH

Tragwerksplanung

LWS Ingenieurgesellschaft für Tragwerksplanung mbH

Tragwerksplanung

architektur-photos.de photodesign mark wohlrab

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Das Landesarchiv NRW – der größte Archivbau Europas in Duisburg

"Kulturelle Bauten wie das Landesarchiv NRW sind letztlich eine stabilisierende Investition in die nächsten 300 Jahre. Jeglicher kurzfristige und spekulative Umgang mit Architektur wirkt dagegen lächerlich. In den Archiven wird in Zukunft unsere Vergangenheit geschrieben.“
Christian Heuchel, O&O Baukunst


Städtebau und Architektur
Der am Duisburger Innenhafen gelegene verklinkerte Stahlbeton-Getreidespeicher der RWSG-Speicher entstand im Jahre 1936. Auf acht Geschossen wurde Getreide als Schüttgut gelagert. Durch das präzise ausgeführte Stahlbetonskelett ist der Speicherbau ein gutes Beispiel des armierten Betonbaues.

Das Landesarchiv NRW zeigt sich zur Autobahn A 40 und zum Innenhafen Duisburg als markante ziegelrote Baufigur. Das vorhandene Speichergebäude wurde durch einen Archivturm im Zentrum ergänzt. Das Archivgut des Landes kann nun prägnant sichtbar aufgenommen werden. Die Öffnungen und die Dachflächen des bestehenden Speichers wurden geschlossen. Der neue Speicherturm setzt sich mit feiner Ornamentierung von der alten Klinkerstruktur ab. Das Gebäude nimmt Archivalien in Regalen mit einer Länge von insgesamt 148 Kilometern auf.
Das Foyer liegt im Schnittpunkt des Speichers und der Welle. Es entsteht ein angemessener Eingang für das neue Landesarchiv. Foyer und öffentliche Bereiche öffnen sich zur Uferpromenade. Im Innern des Foyers blickt man durch große „Bullaugen“ in das gesammelte Archivmaterial.
Von hier aus wächst der Neubau nach Osten in das Baufeld hinein. Im fünfgeschossigen Anbau, der sich wellenförmig entlang des Innenhafens erstreckt, sind Foyer, Verwaltung und zusätzliche Funktionen untergebracht. Der Ziegelplatz am Schwanentor wird zum Straßenraum hin hervorgehoben.
Grundlegendes Gestaltungselement ist eine massive Außenhaut aus Ziegeln, die dem Archivturm eine skulpturale Optik gibt. Die technisch erforderlichen Fassadenelemente, wie Entwässerungsrinnen, Fassadensicherungen etc., sind so ausgebildet, dass sie optisch in den Hintergrund treten. Das Denkmal bleibt in seiner historischen Struktur und Funktion ablesbar. Durch Vor- und Rücksprünge im Mauerwerk entsteht ein fein gegliedertes Ornament. Das Bestandsmauerwerk besteht aus Vollziegeln in einem historischen Ziegelformat mit den Abmessungen 25/12/6,5 cm. Die neu zu errichtenden Außenmauerwerke werden in diesem Format erstellt. Die vorhandenen Fenster des Speichergebäudes werden durch Ausmauerungen aus Ziegeln ersetzt.

Die Farbigkeit und Textur der neuen Ziegel greift die ursprüngliche Oberfläche der Bestandsziegel auf, die durch ihre Patina Zeugnis der Industriegeschichte Duisburgs sind. Subtil differenzieren sich neue und alte Bauteile.

Tragwerksentwurf
Die Architekten von O&O Baukunst entwickelten mit den Ingenieuren von Osd die Idee, einen „Speicher im Speicher“ zu bauen und den Neubau als Turmbauwerk in das bestehende Speichergebäude zu integrieren.
Die Konstruktion wurde aufgeteilt in einen äußeren Stahlbetonturm, welcher die Horizontallasten abträgt sowie die Funktion der Gebäudehülle übernimmt, und eine innere Stahlkonstruktion zur Abtragung der Archivlasten. Bei einer Stahlkonstruktion sind die Verformungen genau zu prognostizieren und die hohen Anforderungen von l/1000 mit entsprechender Sicherheit bei der manuellen Bedienung einzuhalten.

Aspekte der Nachhaltigkeit
Der Archivbau bewahrt dauerhaft die Dokumente des Landes NRW, weshalb das Gebäude konsequent auf Stabilität des Klimasystems und Schonung der Ressourcen ausgelegt ist. Der langfristig vorgesehenen Archivierung wird mit einem robusten und auf Beständigkeit ausgerichteten Gebäude Rechnung getragen.
Eine luftdichte Konstruktion zur Reduktion des Luftaustausches mit dem Außenklima wurde erreicht, indem die Fenster des bestehenden Speichers verschlossen wurden. Schädliche Auswirkungen des Tageslichtes und durch Sonneneinstrahlung können somit ausgeschlossen werden. Eine energieeffiziente Beleuchtung reduziert zudem die internen Wärmelasten. Der Zutritt in die Archivsäle wird durch Luftschleusen reguliert, um den Luftaustausch mit den anderen Bereichen des Gebäudes zu reduzieren. Fünf hoch gesicherte Türen führen von den Bürobereichen in den 20-stöckigen Archivturm. Zudem ist die Aufenthaltsdauer in den Magazinen reguliert: Maximal 2 Stunden dürfen sich Archivare in den Magazinen aufhalten, es gibt keine permanenten Arbeitsplätze. Simulationen des Archivklimas haben gezeigt, dass die feuchtigkeitsregulierende Wirkung des gelagerten Papiers ebenfalls wichtig ist. Alle Archivräume werden mindestens zur Hälfte mit Archivgut gefüllt, um die bauphysikalischen Zielwerte zu erreichen. Um das äußere Fassadenbild des denkmalgeschützten Speichers zu bewahren, wird die erforderliche Wärmedämmung auf der Innenseite angebracht. Hierbei musste sorgfältig auf die bauphysikalisch korrekte Ausbildung der Konstruktion geachtet werden.
Im Landesarchiv wird das Prinzip einer passiven Klimatisierung verfolgt, die durch eine fein justierbare Teilklimaanlage zum Abbau der geringen internen Lasten ergänzt wird. Dabei ist die Einhaltung einer konstanten relativen Raumfeuchte aufgrund der wasseranziehenden Natur des Archivgutes von besonderer Bedeutung. Zudem sind kurzzeitige Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und Temperatur unbedingt zu vermeiden. Optimale Lagerbedingungen sind nur unter sehr eng gefassten Voraussetzungen gegeben: bei einer Temperatur von 16° C mit einer Schwankung von nur +/-2° C und einer Luftfeuchte von 50 % mit einer Schwankung von maximal 5 %. Die wesentlichen baulichen Maßnahmen sind eine sehr effektive Wärmedämmung zum Schutz gegen äußere Klimaschwankungen und eine schwere Konstruktion zur Stabilisierung der Temperatur.