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Award / Auszeichnung | 09/2018

Beispielhaftes Bauen Landkreis Esslingen 2012-2018

Ev. Gemeindehaus Johanneskirche, Neubau und Instandsetzung

DE-73728 Esslingen a.N., Neckarstraße 84

Auszeichnung

Barth + Partner, Freie Architekten BDA, PartG MBB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Umbauter Raum: 1.735 m³
Nutzfläche: 357 m²

Jahresprimärenergiebedarf: 74,7 kWh/(m²a)

Ausgangspunkt der Planung war der Wunsch der Kirchengemeinde, ihr "Hinterhofdasein" zu beenden und eine stärkere Präsenz zur Neckarstraße, der Grünanlage am Charlottenplatz und dem Stadtteil zu zeigen. Auch sollte eine flächenübergreifende Nutzung der neuen Gemeinderäume und der Kirche möglich sein.

Um die Idee des Näherrückens des Gemeindehauses an die Gemeinde bzw. des Stadtteils bewusst umzusetzen, musste gegen den Widerstand eines Nachbarn und mit der Unterstützung der Stadt Esslingen ein vereinfachtes Bebauungsplanverfahren in die Wege geleitet werden. Der vorgegebene Zuschnitt des Grundstücks ermöglichte dann einen langen, schmalen, zweistöckigen Baukörper, der bis an die Baulinie an der Neckarstraße heranreichen konnte. Es entstand städtebaulich ein gefasster Kirchenvorplatz, auf dem die zwei alten Lindenbäume vor der Kirche erhalten werden konnten. Der Kirchenvorplatz wurde über seine gesamte Fläche um ca. 50 cm angehoben, um die vorhandenen Stufen am Zugang zur Kirche zu egalisieren. Erschlossen werden Kirche und Neubau durch eine barrierefreie Rampe sowie Stufen bzw. Sitzstufen zur Neckarstraße.

Der Neubau des Gemeindehauses ist durch ein angebautes, zweigeschossiges gläsernes Foyer mit der Kirche verbunden. Das Foyer ist gleichzeitig Eingang und Veranstaltungsbereich. Trotz des direkten Anbaus an den Bestand konnten so die natürlichen Lichtverhältnisse im Kirchenraum erhalten werden. Das Foyer bildet eine Sichtachse zwischen Neckarstraße, dem Kirchenvorplatz und dem Gemeindeplatz sowie Kindergarten im rückwertigen Teil des Grundstücks.

Aus Kostengründen wurde der Neubau nicht unterkellert. Im Erdgeschoss befinden sich die Küche und der Gemeindesaal, der durch flexible Trennwände in verschiedene Größen abgetrennt werden kann. Falls gewünscht ist aber auch eine Zusammenlegung und gemeinsame Nutzung mit Foyer und Kirchenraum möglich. Dieser ist durch großzügige Glasöffnungen und Türen mit dem eigentlichen Gemeindehaus optisch verbunden. Weiter befindet sich das Gemeindebüro und das Pfarrbüro mit großer, durchgängiger Glasfront und direktem Sichtbezug zum Kirchplatz und zur Neckarstraße in diesem Geschoss. Diese direkte Anbindung an das Leben außerhalb war der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn, um die Offenheit des Hauses zu unterstützen. Im Obergeschoss befinden sich Jugendraum, WC-Anlagen und Nebenräume sowie ein Büro für den Diakon. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über einen Aufzug.

Das Farbkonzept der Innenräume beschränkt sich auf wenige Farben und Materialien. Im Erdgeschoss wurde ein helles Industrieparkett aus Eiche verlegt, der mit dem sandfarbenen Pflasterbelag des Kirchplatzes harmoniert. Im Obergeschoss wurde unifarbener, grauer Linoleumbelag verlegt. Beide Geschosse sind durch eine Sichtbetontreppe verbunden. Die Wände sind mit Malervlies tapeziert und weiß gestrichen. Außer in den Nebenräumen erhielten alle Räume eine abgehängte Akustikdecke, um eine angenehme Raumatmosphäre zu erhalten. Die Einbaumöbel und die Küche wurden in Abstimmung mit den Nutzern entwickelt.

Kurzfassung Materialien

Außenwände: EG-OG Stahlbeton bzw. Kalksandstein
Dach: Flachdach Stahlbeton wärmegedämmt, extensive Begrünung
Außenputz: Wärmedämmverbundsystem 180 mm, mineralischer Außenputz, 2 mm Korn
Fassade Foyer: Aluminium, dunkelgrau
Fenster: Aluminiumfenster, dunkelgrau
Boden: EG Eiche Industrieparkett, Küche gefliest, OG Linoleumbelag unifarben, WC-Räume gefliest
Treppe: Sichtbeton
Wand: Malervlies gestrichen, strukturlos
Decke: abgehängte Akustikdecken
Innentüren: Schattennutzargen Stahl, Holztürblatt weiß lackiert
Heizung: Holz–Pelletheizung im UG der Kirche, Radiavektoren, Flachheizkörper
Terrasse: Betonpflaster sandfarben
Zugang: Betonstufen sandgestrahlt, Betonpflaster sandfarben

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit diesem Neubau ist die Kirchengemeinde mitten im Pulsieren des städtischen Alltags angekommen. Hinter dem großen Schaufenster hat der Pfarrer sein Büro, er sitzt quasi auf der Straße. Die Jugend hat ihren Raum darüber und hält Blickkontakt mit der Außenwelt. Diese intensive Form der Präsenz wirkt wie eine Einladung und vermittelt das Bild einer offenen, nahen und transparenten Kirche. Der lichtdurchflutete Gemeindesaal entfaltet sich parallel zur Kirche: Dadurch verbinden sich Liturgie und Feiern auf das Engste und werden ebenbürtig. Glas, Holz und weißgestrichene Wände harmonieren mit großer Selbstverständlichkeit.