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Award / Auszeichnung | 09/2018

DOMICO Architekturpreis DOMIGIUS 2018

Neubau Tankstelle und Studentenheim

AT-6020 Innsbruck

3. Preis

Kofler Architects

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Auf dem Grundstück der bestehenden BP Tankstelle an der Westeinfahrt von Innsbruck wird dem markanten Neubau zusätzlich eine studentische Nutzung zugeführt. Der Entwurf sieht eine charmante Überbauung der Tankstelle vor, in der Wohnraum für 85 Studierende geschaffen wird. Das auskragende Tankstellendach mit seiner expressiven Aufweitung zur Straße hin, ist bereits von weitem sichtbar und leitet den Kunden einladend unter sein grünes Dach. Die Nutzungserweiterung dieses Ortes durch ein 4-geschossiges Studentenheim, welches sich behutsam von hinten an die Tankstelle annähert und diese letztendlich überdeckt, lässt ein spannendes Gebäude entstehen.

Durch die Überhöhe erhält die Tankstelle optimale Belichtungsverhältnisse und schafft eine angenehme Aufenthaltsqualität zu jeder Tageszeit. Die Zu- und Abfahrten im Tankstellenbereich bleiben unverändert und verlaufen getrennt von der Einfahrt des Studentenheims. Der auf der Längsseite asymmetrisch geknickte Baukörper wirkt leicht, wenn nicht sogar verspielt, vor allem durch die schwarze, metallische Gebäudehülle, die dem Grün des Tankstellenbereiches zu noch mehr Aufmerksamkeit verhilft. Der Knick in der Fassade schafft zudem einen einladenden Vorplatz für das Studentenheim mit einem klar ersichtlichen Haupteingang und trägt auch zur Abschirmung des Strassenlärms bei.

Alle öffentlichen Funktionen des Studentenheims sind im Erdgeschoß organisiert – somit deutlich getrennt von den Studentenzimmern in den oberen 3 Geschoßen. Die Zimmer orientieren sich nach Osten und nach Westen und werden über einen innenliegenden, zentralen Flurbereich erschlossen, der sich nach vorne und nach hinten zur Landschaft hin öffnet und jeweils einen Innenhof entstehen lässt. Die innere Struktur gliedert sich in die zentrale Begegnungsfläche, gefolgt von den halbprivaten Vorräumen der Appartements und den privaten Einzelzimmern der Studenten, die sich nach außen orientieren. Diese offene Gestaltung ermöglicht den Studenten viel Raum für soziale Begegnungen.

Das Gebäude ist in Stahlbeton mit einer hinterlüfteten, harten Metallfassade in den oberen Geschossen konzipiert. Die Erdgeschoßzone bekleiden Fertigbetonelemente. Die Innenhöfe wurden an den Wänden mit einer Holzlattung beplankt und stellen den introvertierten Gegenpol zur homogenen Metallfassade dar. Das Dach ist als extensiv begrüntes Warmdach ausgeführt.

Die schwarze Metallfassade lässt das Bauwerk zurückhaltend wirken, nur das Fugenbild spielt mit unterschiedlichen Höhen und Breiten der einzelnen Fassadenelemente und lockert das sonst streng gerasterte Lochbild der Fensteröffnungen auf. Durch 90° abstehende, fixe Fensterläden, die dem Schallschutz dienen, erfährt die Gebäudehülle eine weitere dreidimensionale Komponente. An der Südfassade schirmt eine Verglasung den Innenhof vom Straßenlärm ab – die vorgesetzten Vertikallamellen schließen optisch die Fassade, lassen jedoch viel Licht auf die entstehenden Freiflächen durch.
Das Zusammenspiel zwischen Gebäudeform und Fassadenverkleidung lässt ein kompaktes Volumen entstehen, welches durch robuste Baumaterialien eine lange, wartungsfreie Nutzungsdauer erwarten lässt und somit eine wertvolle Investition in die Zukunft darstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf dem Grundstück einer bestehenden Tankstelle wurde durch Zubau eines 4-geschossigen Neubaues zeitgemäßer Wohnraum für insgesamt 85 Studierende geschaffen. Durch diese Nutzungserweiterung erhält der Ort eine gänzlich neue und in ihrer Außen- und Fernwirkung signifikante Architekturqualität. Auffällig an der äußeren Gebäudegestalt ist ein Knick in der Längsfassade. Er entsteht auf beiden Längsseiten durch zwei X-förmig kombinierte, in Massivbau erstellte Baukörper. Dadurch bilden sich in der Gebäude-Gesamtstruktur zwei asymmetrische Innenhöfe mit hoher Raumqualität aus, die sich in den Kopfbereichen des Komplexes zur Landschaft hin öffnen. In diesem Innenbereich befinden sich auch jeweils die Flure für die nach Osten und Westen sich orientierenden Wohnbereiche.

Charakteristisch für die Gesamtarchitektur ist die gerasterte Lochfassade und der dunkle Farbton, der einen spannenden Kontrast zum Corporate-Identity-Grün der Tankstelle herstellt. Deren eigene Gestaltung folgt im übrigen sehr der tradierten Tankstellenarchitektur mit schlankem, weit auskragendem Dach und formal korrelierenden Stützen. Seine Eigenheit mit individuellem Charakter erhält der Gebäudekomplex prinzipiell durch den funktionalen Kontext und im Speziellen durch die im 90-Grad-Winkel ausgestellten fixen Fensterläden. Sie dienen nicht nur dem Schallschutz sondern vermitteln der Fassade auch eine zusätzliche dreidimensionale Komponente.