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Award / Auszeichnung | 10/2019

Architekturpreis der Stadt Leipzig 2019

Kita L - Drei auf einen Streich

DE-04158 Leipzig

Lobende Erwähnung

Irlenbusch von Hantelmann | Architekten BDA

Architektur

Stadt Leipzig

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen

  • Projektgröße:

    1.250m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 03/2019

Projektbeschreibung

Die hohe Anzahl an benötigten Kitaplätzen und der gleichzeitig hohe Kostendruck erhöhen die Gefahr, dass möglichst schnelle aber uninspirierte und banale Lösungen entstehen. Hier bot der auf den ersten Blick sehr unpassende Bebauungsplan, der auf Einfamilienhäuser zugeschnittene Vorgaben enthält, plötzlich Potenzial für ein sehr prägnantes und individuelles Gebäude.

Als Antwort auf unterschiedlichste Zwänge wie Naturdenkmal, Bebauungsplan, Abstandsflächen und Bestandsgebäude positioniert sich der Neubau in seiner nahezu quadratischen Grundform im nordöstlichen Bereich des Grundstücks.

Die markante Dachform mit den drei Satteldächern hat einen hohen Wiedererkennungswert für die Kinder, und bietet ungeahnte Raumqualitäten im Innern. So entsteht durch die Kombination von Erschließung, Foyer und Garderoben in einer Halle unter dem zentralen Dach eine ungewöhnlich großzügige Atmosphäre; die kompakte, übersichtliche Struktur gewährleistet eine hohe Funktionalität mit kurzen Wegen.

Als Gegensatz zu der oftmals lauten, grellen Umwelt kommen in der Kita natürliche, ruhige und zurückhaltende Materialien und Farben zum Einsatz. Auch die Langlebigkeit und Robustheit waren ausschlaggebend für die Auswahl der Materialien. Putz, Holz, Beton und Metall machen das Gebäude in seiner Bauweise, seiner Konstruktion für die Kinder erlebbar und bieten visuelle wie auch haptische Reize; sie sind der Rahmen für die „bunte Dekoration“ durch die Nutzer.

Der Neubau mit Putzfassade und drei unterschiedlichen Satteldächern fügt sich in die Umgebung ein, entspricht dem Bebauungsplan für Einfamilienhäuser, und bleibt dennoch mit einer charaktervollen Erscheinung als öffentliches Gebäude erkennbar. Die strukturierte und unregelmäßige Putzoberfläche repräsentiert Handwerklichkeit wird als zeitgemäße Antwort auf die oftmals wenig inspirierten ‚makellosen’ Fassadenoberflächen verstanden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei der Vergabe von Architekturpreisen einer Stadt denken wir oft an zentrale Orte, an Urbanität, an Dichte, an himmelsstürmende Hingucker. Dabei sind das die Orte der Stadt, die ohnehin meist funktionieren. Interessant ist es, Themen wie Identifikationsfähigkeit, Adressbildung, Raumqualität und Baukultur im Suburbanen zu finden.

Solch ein Beispiel stellt die Kita Breitenfelder Strolche dar. Und das aus mehreren Gründen. Breitenfeld ist selbst den Leipzigern kaum als Teil ihrer Stadt bekannt, wurde vor 20 Jahren erst eingemeindet. Die Kita befindet sich inmitten einer homogenen Einfamilienhaussiedlung mit Satteldachhäusern, akkurat gestutztem Rasen, Zäunen, Hecken, Carports. Dies war auch die planungsrechtliche Vorgabe für die zu integrierende Kita. Irlenbusch von Hantelmann Architekten haben augenzwinkernd drei Satteldächer giebelständig aneinandergereiht und damit mit Kinderaugen betrachtet ein Gebirge erschaffen, wobei das Monolithische durch eine strukturierte Putzfassade noch betont wird. Im Innern sind die drei Häuser klar ablesbar, schaffen kurze Wege und eine klare Orientierung. Das mittlere Haus öffnet sich luftig als Erschließungshalle, die Räume machen die Dachform im Innern erkennbar und greifbar, bieten im eigentlichen Wortsinn viel Luft, viel Raum für Kinder und Mitarbeiter des Hauses. Die Materialität ist zurückhaltend, einige wenige farbige Akzente werden gesetzt. Bunt wird das Haus durch die Kinder, die es beleben und bespielen.

Gebaut wurde die Kita Breitenfelder Strolche von der Stadt Leipzig. In Zeiten der angespannten finanziellen Situation der Kommunen und der komplizierten Kameralistik ist es umso anerkennenswerter, wenn mit reduzierten Mitteln solche Ergebnisse entstehen. Denn dass die Mittel begrenzt waren, sieht man an einigen Entscheidungen zu Materialien, Detailausbildungen und Ausstattungsmerkmalen. Es fehlt demnach eine ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus, bei dem auch Überlegungen zur Dauerhaftigkeit, Instandhaltungsfähigkeit und Ökobilanz Berücksichtigung finden. Dies ist in den Augen der Jury ein Wermutstropfen, da das geringe Baubudget auf Kosten der Nachhaltigkeit geht, was nicht in eine Zeit passt, in der unsere Kinder auf die Straße gehen, um für Klimaschutz zu demonstrieren.

Der räumlichen Qualität des Hauses jedoch tut das keinen Abbruch. Daran erkennt man ein starkes Konzept.
Kita Lageplan

Kita Lageplan

Kita EG

Kita EG

Kita Schnitt

Kita Schnitt

Kita Ansicht Ost

Kita Ansicht Ost