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Award / Auszeichnung | 10/2019

Architekturpreis der Stadt Leipzig 2019

Umbau Finanzamt Leipzig

DE-04105 Leipzig

Lobende Erwähnung

Knoche Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Niederlassung Leipzig I

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2017
    Fertigstellung: 07/2019

Projektbeschreibung

Im Sinne der Inklusion wurde der barrierefreie Zugang in den Bereich des Hauptportals verlegt. Nur geringfügige Eingriffe in die denkmalgeschützte Fassade waren erforderlich, um einen weiteren Zugang herzustellen und einen behindertengerechten Personenaufzug zu installieren. Erstmalig gelangen heute alle BesucherInnen über das Hauptportal in das Kundencenter und in die öffentlich genutzte Kantine.
Um den ursprünglichen Raumeindruck des ehemaligen Leihauses und der großen Leihhalle wiederherzustellen, wurden alle nicht tragenden Raumtrennwände abgebrochen und durch Glaskonstruktionen ersetzt. Das Kundencenter ist dadurch hell, transparent, großzügig und sehr übersichtlich gestaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch den Umbau bringt das Finanzamt seinen Charakter als Einrichtung für die Bürger auch in einer qualitätvollen räumlich-architektonischen Gestalt zum Ausdruck. Der historische Bau wurde 1912–13 als Leihhaus von Stadtbaurat Otto Wilhelm Scharenberg errichtet und zeigt im Selbstverständnis der damaligen Zeit einen städtebaulich-klaren Ausdruck, hat allerdings einen stärker repräsentativen als einladenden Charakter. Mit einer gezielten Intervention in die Fassade sowie mit neuen gliedernden Einbauten im Innern wurden nun eine stärkere Öffnung der Institution sowie eine überraschende Aufenthaltsqualität an einem Ort erzeugt, dem nicht wenige Bürger eher mit vorsichtiger Zurückhaltung begegnen.

Zugleich gelang es, verschiedenste soziokulturelle und funktionale Aspekte deutlich zu verbessern. So ermöglicht der Einschnitt der Fensteröffnung bis auf Straßenniveau die barrierefreie Zugänglichkeit. Um die Symmetrie des gründerzeitlichen Baus und seine klare Sprache zu wahren, entschieden die Architekten, beidseitig des Haupteingangsportals jeweils einen Einschnitt auszuführen und zwar in einer äußerst konzisen und zurückhaltenden Sprache mit feiner Detaillierung der Profile, so dass die Situation sehr selbstverständlich erscheint. Im Gebäudeinnern ist der Mittelgang in der Eingangsetage als Aufenthalts- und Wartebereiche neugestaltet, indem auf sehr gelungene Weise Möbel als feste Einbauten speziell entworfen und installiert wurden, die eine Klarheit im Raum schaffen und in ihrer handwerklich-wertigen Ausführung und Proportionierung auf den Bestandsbau reagieren. Mit ihrer eigenständigen Eichenholz-Materialität erzeugen sie gleichermaßen eine haptisch angenehme Qualität sowie eine gestalterische Distanz zu den vorhandenen dezenten Weiß- und Grautönen. Die neukonzipierten Büros sind zur Aufenthaltszone mit Glaswänden abgetrennt, die bis zur Kopfhöhe transluzent ausgeführt sind. Es entsteht Raumkontinuität im Innenraum bei optimierter Tageslichtversorgung sowie ein angenehmer Sichtschutz zwischen Beratungs- und Wartebereich.

Im Verhältnis zu der zentral gelegenen großen Halle mit Kantine erscheint das Kundencenter, trotz der beschriebenen Raumqualitäten, leider etwas irritierend im Randbereich angeordnet, was vermutlich auf das umfangreiche Nutzungsprogramm im Verhältnis zur Verfügung stehenden Fläche zurückzuführen und damit den eingeschränkten Möglichkeiten innerhalb des Bestands geschuldet ist.

Im Sinne einer neuen Begegnung und Kommunikation von Behörden und Bürgern wird mit diesem kleinen und feinen Umbau von Kundencenter und Zugang im Finanzamt Leipzig I ein äußerst gelungenes Konzept und eine Perspektive für den qualitätvollen Umgang mit dem Bestand von Institutionen aufgezeigt