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Offener Wettbewerb | 11/2021

Erweiterung Strandbad am Chamer Fussweg in Zug (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Luzius Saurer Garten- und Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ern+ heinzl Architekten

Architektur

Erläuterungstext

VIS A VIS

Mit dem Erwerb der Oeschwiese verbindet die Stadt Zug den Wunsch, dass beliebte Strandbad für die stetig wachsende Bevölkerung zu vergrössern und an die neuen Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen anzupassen. Die bis heute unbebaute Oeschwiese bietet die grosse Chance, das Naherholungsgebiet entlang des Zuger Sees naturnah mit den Nutzungen des Strandbades zu verbinden.
Um diese Chance wahr nehmen zu können, bleibt die Oeschwiese in unserem Konzept von jeglicher Infrastruktur frei. Stattdessen wird sie als Parklandschaft gestaltet. Dieses Konzept bedeutet für den Bereich des heutigen Strandbades eine Verdichtung des angebotenen Programms durch die neuen resp. erweiterten geforderten Nutzungen. Durch die einfache und kompakte Komplettierung des baulichen Bestandes können Synergien genutzt und zusätzlicher Freiraum geschaffen werden.

Die Oeschwiese als Parklandschaft.
Das um die Oeschwiese erweiterte Strandbad wird als eine Parklandschaft geplant.
Wichtige Elemente des Parks sind die grosse Spiel-und Liegewiese und insgesamt 6 nischenartige Gartenräume die durch die kräftige, den Park umfliessende Randbepflanzung entstehen.
Die Randbepflanzung ist eine Zusammenstellung von heimischem Pflanzgut und gärtnerischen Stauden, Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Diese Mischung ergibt ein robustes Vegetationsbild bei dem sich die ökologischen Belange (Biodiversität) mit den hiesigen Gartenkulturpflanzen gut ergänzen.
Als gärtnerische Massnahme sehen wir folgende (Leit)- pflanzen vor:

Gräser /Stauden:
calamagrostis, descampsia, molinia, eragrostis, Blaue Astern, coreopsis, rudbeckien, nepeta und verbascum, verbenen und veronica.

Sträucher /Bäume:
amelanchier, calycanthus, cornus florida und rubra, eleagnus angustifolia, Zaubernuss und Magnolien. Auch können wir uns die etwas aus der Zeit gefallenen Arten cornus controversa und corylus avellana contorta vorstellen, sowie die Zierkirsche wie z. B prunus accolada.
Als breitkronige Schattenbäume wären sophoren und catalpen gewählt.

Die 6 Nischen des Parks werden individuell für unterschiedliche Nutzerbedürfnisse bespielt. Vorgeschlagen wird eine Nische mit gut gestalteten Liegemöglichkeiten, eine Spielnische für Familien und ein Gartenraum für Senioren mit Bänken, Tischen und einer Sandfläche für Boule.
So soll eine freie zur Verfügung stehende, und an den Rändern naturnah gefasste, offene Parklandschaft entstehen, die mit in die Landschaft integrierten Bereichen Verweilangebote und Rückzugsmöglichkeiten bietet.
Folglich sind keine Wege im Rasenfeld vorgesehen. Einzig bei den Familien- und Seniorennischen sehen wir gesteinte Flächen vor: roh behandelte, vielförmige gartenplatten in kräuterfugen versetzt.

Die Verbindung und Weiterführung des Uferweges zum Chamer Fussweges wird durch einen Promenaden-Weg gebildet, der die Überleitung vom Park zum See gestaltet.
Der Fussweg aus hellem Sichtbeton schliesst wiesenseitig mit Rasenstufen ab. Seeseitig geht er in einen grossen Sandstrand mit Badebuchten und kleinen Spielstellen über. Eine Kieslinse mit Weiden und Gräsern gilt als ökologische Aufwertung und bietet Abwechselung am Ufersaum. Die geschwungene Form des Strandes und die partielle Bepflanzung, sowie der neu angelegte Steg verhindert eine allfällige Sandverfrachtung. Die Strandneigung ist mit einer Neigung geringer 20° angelegt.


Die heutige Topographie nördlich der Oeschwiese wird prinzipiell beibehalten.
Einzig die kleine Erhöhung auf 416.4 m wird etwas abgetragen und ausgeschliffen. Dabei wird das anfallende Material zusammen mit dem weiteren einbaufähigen Aushubmaterial zum Modellieren des flachen Lärmschutzes entlang der Chamerstrasse wieder verwendet.


Das Strandbad als Begegnungsraum.

Während die Oeschwiese als Parklandschaft mit naturnahen Aufenthaltsbereichen gestaltet wird, soll das heutige Strandbad als Ort der Begegnung gestärkt werden und alle notwendigen Angebote aufnehmen. Die zentralen Bereiche Restaurant und Umkleiden bleiben am bestehenden Standort verortet und werden dort ausgebaut. So können die vorhandenen Infrastrukturen kostensparend weiterverwendet werden. Mit den neuen ergänzenden Anbauten wird die Identität des beliebten Ortes gewahrt. Die bestehenden Themenfelder im Aussenbereich bleiben ebenfalls grundsätzlich vorhanden (Aussengastronomie, Kinderbecken, Wartebereiche vor den Garderoben) und werden für das erweiterte Angebot strukturiert und grosszügiger gestaltet. Damit werden Engstellen und Kreuzungen unterschiedlicher Nutzerinteressen vermieden und der Aussenbereich bekommt eine klar ablesbare Struktur: Kinderbereich, Gastronomie und Eingang, Garderoben und Sanitär und Liegewiese als Überleitung zur neuen Parklandschaft.
Durch den Verbleib der Gastronomie an ihrem heutigen Standort kann auf einen aufwendigen Wendeplatz an der Einmündung zum Chamer Fussweg verzichtet werden. Stattdessen wird eine verkehrssichere Parkiermöglichkeit mit linearer Weiterfahrt für die Anlieferung in direkter Nähe zum Restaurant angeboten. Durch eine zeitliche Entflechtung von Anlieferungs- und Öffnungszeiten kann eine sichere Trennung der Verkehrsströme gewährleistet werden. Die neuen Zu- bzw. ausgänge mit ergänzenden Veloständern an der Oeschwiese lassen ausserdem eine Aufteilung der Besucherströme erwarten.

Die Gestalt der neuen Ergänzungsbauten nehmen die Typologie und die Bauweise der bestehenden Bauten auf. Dadurch fügen sie sich unauffällig und selbstverständlich in die Gestaltung des bestehenden Bades ein: auf der Seite des Restaurants wird linear erweitert und dadurch mehr flankierende Nutzungsfläche zur Verfügung gestellt; auf der Seite der Garderobe wird der neue Raumbedarf durch eine Spiegelung dem bestehenden vis a vis gegenübergestellt.
Beide Erweiterungsbereiche werden durch eine schattenspendende Pergola mit einander verbunden. Der Kinderspielbereich mit neuem Planschbecken ist in Sichtweite, aber räumlich entfernt in einem separierten Bereich untergebracht. Die zum See abfallenden Aussenflächen werden durch kleine Stützmauern und grosszügige Sitzstufen für die unterschiedlichen Bereiche angepasst.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Das Projekt Nr. 27 „VIS A VIS“ verfolgt das Konzept, die Nutzungen am heutigen Standort zu bündeln, um die Erweiterungsfläche frei von Gebäuden zu halten und als naturnahe, offene Parklandschaft zu gestalten. Zur Abschirmung gegenüber der Liegenschaften GS 186/187, entlang der Chamerstrasse und gegenüber dem Weg an der östlichen Perimetergrenze, wird ein dichter Baumbestand angepflanzt. In die Parklandschaft sind sechs nischenartige Gartenräume integriert. Die Erschliessung erfolgt über den bestehenden Eingang am Chamer Fussweg und über die Verlängerung des Seeuferwegs vom Hafen. Eine Adressierung an der Chamerstrasse und auch ein Zugang werden vermisst. Es ist zu erwarten, dass sich die Erschliessungssituation am Chamer Fussweg aufgrund der Zunahme der Badegäste weiter verschärft. Insgesamt besticht das Projekt Nr. 27 „VIS A VIS“ durch die konsequente Umsetzung des städtebaulichen Konzeptes. Bei der vertieften Betrachtung wird aber deutlich, dass die Freiraumqualitäten die stadträumlichen und funktionalen Nachteile nicht aufwiegen können.

Landschaftsarchitektur
Die Projektverfassenden verstehen die Badi mit der Erweiterung als eine grosse, offene Parklandschaft. Die Thematisierung der Ränder ist das Leitthema des Entwurfs. Das heisst, die Ränder zum Chamer Fussweg und zur Strasse hin sind mit Bäumen, Sträuchern und Stauden dicht bepflanzt. Zusammen mit den Bestandsbauten, die zum Teil erweitert werden, ist der Rand der Badi geschlossen. Die Badi-Erweiterung ist als offene Wiese ausgestaltet und bepflanzt mit wenigen Bäumen. Nischenartige Buchten in der dichten Randbepflanzung bilden unterschiedliche Räume, die zum Teil auch unterschiedlich ausgestaltet sind. Es werden Liegemöglichkeiten, Spielnischen für Familien, ein Gartenraum für Seniorinnen und Senioren und Sandflächen zum Boule-Spiel vorgeschlagen. Diese Rückzugsorte bieten eine schöne Vielfalt für unterschiedliche Nutzungen.

Der bestehende Haupteingang zur Badi bleibt. Eine Pergola aus Holz ist mit Kletterpflanzen bewachsen und bildet einen freundlichen Auftakt, wenn man in die Badi tritt. Das lichte Schattendach wirkt als Tor im Eingangsbereich und überspannt gleichzeitig einen Teil der RestaurantsTerrasse und das angrenzende Planschbecken der Kleinkinder. Hier ist die Nähe des Kleinkinderbereichs zum Restaurant klug gewählt. So können die Eltern und Begleitpersonen ihre Kinder gut im Auge behalten. Jedoch gibt es aus betrieblicher Sicht Vorbehalte, da die Nähe auch enge Platzverhältnisse für die Restaurantbesuchenden schafft.

Von der Terrasse, die stellenweise begradigt wurde, führen breite Sitzstufen zum Ufer mit dem Nichtschwimmerbereich. Der Baumhain beim Eingang bleibt bestehen und bildet zusammen mit einem Platz für den Aufenthalt den Übergang zum neuen Uferweg. Dieser ist mit hellem Beton ausgelegt und grenzt direkt an den neuen Sandstrand am Wasser. Rasenstufen, deren Tauglichkeit hier am Wasser überprüft werden müsste, führen hoch zur neuen Parklandschaft Oeschwiese.

Die Weiterführung des Uferweges zum Chamer Fussweg als Promenade im Winter funktioniert gut und bietet den Spaziergängerinnen und Spaziergängern auch Aufenthaltsmöglichkeiten direkt beim Ausschank des Gastrobetriebes.

Der Entwurf überzeugt durch konzeptionelle Klarheit, indem die Gesamtanlage in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilt wird. Der östliche Badi-Bereich wird ohne Infrastrukturen als eher ruhige Parklandschaft mit einem vielfältigen Angebot an Rückzugsmöglichkeiten angelegt. Der westliche Badi-Bereich wird hingegen verdichtet und mit Infrastrukturen angereichert. Zusammen mit dem Restaurantbetrieb, den Garderoben und dem Kinderbereich bleibt dies der Ort der Begegnung mit viel Betrieb. Insgesamt wirkt die Gesamtanlage räumlich zweigeteilt. Deshalb dürften die Übergänge der beiden Badi-Bereiche auch etwas fliessender gestaltet sein.

Das angestrebte Vegetationsbild aus heimischem Pflanzenmaterial zusammen mit gärtnerischem Pflanzenmaterial ist gut vorstellbar. Die vorgeschlagene Artenzusammensetzung ist noch etwas beliebig und sollte in der Detaillierung präziser abgestimmt werden.

Architektur
Das Bestandsgebäude wird gegen Westen verlängert und im Osten durch einen seeseitig vorgelagerten Ergänzungsbau erweitert. Die Pergola wird durch eine grössere ersetzt. Die architektonische Gestaltung gleicht sich dem Bestand bestmöglich an. Das Bestandsgebäude wird mit den Eingriffen umfassend verändert. Der Aussenbereich des ganzjährig geöffneten Gastronomiebetriebs verliert im Vergleich zum Bestand an Attraktivität. Das Vorgehen ist dennoch weniger aus architektonischer Sicht als aus funktionaler Sicht problematisch.