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Offener Wettbewerb | 12/2014

Rathaus

Vorplatz Rathaus: Rückbau der Mauern, neue breitere Freitreppe

Vorplatz Rathaus: Rückbau der Mauern, neue breitere Freitreppe

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

Fthenakis Ropee Architektenkooperative GbR

Architektur

Erläuterungstext

Das Mainzer Rathaus ist ein Unikat. Es ist das Werk eines großen Architekten, der in der späten Phase seiner Laufbahn noch ein weiteres Mal architektonisches Neuland betritt.

Ein Haus für eine Stadtgesellschaft ist mehr als ein Verwaltungsgebäude. Auf der Suche nach einer Form, nach einem adäquaten Ausdruck für das Rathaus einer Stadt, der ein solches über Jahrhunderte fehlte, verließ Arne Jacobsen seine für ihn bewährte und gewohnte Architektursprache. Die Qualitäten sowie Eigenheiten des Mainzer Rathauses liegen in der Manier des Bauwerks, seine funktionale und symbolische Bestimmung an einem komplexen Ort in eine unverwechselbare architektonische Gestalt zusammenzuführen. Es ist ein Werk mit vielen Eigenheiten, ein Werk, das mit ungewohnten Elementen und Räumen zu erstaunen vermag. Jacobsen wagt sich an schwierige Themen wie Monumentalität und Repräsentation und versucht diese mit einem menschlichen Maßstab und maßvollen Räumen in Einklang zu bringen. Der Versuch, dem Gebäude Qualitäten zu Teil werden zu lassen, für die es niemals ausgelegt war, ist zum Scheitern verurteilt. Eine erzwungene Modernisierung auf gegenwärtige Arbeitswelten und Modeerscheinungen kann dem Werk nicht gerecht werden.

Das Mainzer Rathaus ist kein bequemes Denkmal.
Es ist ein eigenwilliges Haus aus einer anderen Zeit – aber
eines, dass es mit behutsamen Mitteln für zukünftige
Zeiten zu erhalten gilt!

Wert schätzen

Der Architektur der Nachkriegsjahre, insbesondere diejenige der 1960er und 1970er Jahre, wird in der Öffentlichkeit nach wie vor mit großen Vorbehalten begegnet. Doch allein der Umfang des Nachkriegsbaubestandes verlangt nach einer respektvollen und differenzierten Auseinandersetzung mit seinen Qualitäten und Mängeln sowie eine breite Diskussion über den Umgang mit diesen. Die Erfahrungen aus anderen Städten in Deutschland und in Europa hat gezeigt, dass es einer Kommunikations- und Vermittlungsarbeit zum Thema bedarf.

> Förderung einer qualifizierten Debatte über Nachkriegsarchitektur im Allgemeinen und zum Rathaus im Besonderen mittels Sensibilisierung und Information der Bevölkerung.
> Publizistische und Mediale Vermittlung, Veranstaltungen, Symposien und Workshops zum Thema Nachkriegsarchitektur im Allgemeinen und zum Rathaus im Besonderen.

Substanz pflegen

Was für Denkmale im Allgemeinen gilt, ist besonders bei Bauten der Moderne unabdingbar: Ein Erhalt der Qualitäten des Werks erfordert eine konstante und fachlich begleitete Pflege der Gebäudesubstanz. Die Vernachlässigung und damit einher gehenden Schäden und Verunstaltungen tragen zu einem großen Anteil zur Abneigung gegenüber Bauten der Nachkriegsmoderne bei, da diese besonders anfällig auf den Alterungsprozess reagieren. So sind Instandhaltung und Instandsetzung auch im Mainzer Rathaus dringend nötig. Hier liegen besondere Anforderungen auch beim Facility Management.

> Optische und technische Mängel laufend beseitigen.
> Oberflächen wo notwendig erneuern, keine „Provisorien“ zulassen.
> Sanierungszyklen kurz halten.
> Unsachgemäße Ergänzungen korrigieren/beseitigen (z.B. Glaseinhausungen TG-Treppen).

Nutzungskultur fördern

Ebenso wichtig für den Erhalt der Qualität des Rathauses wie die bauliche Instandhaltung ist auch die Art und Weise der Nutzung seiner Räume. Diese trägt ganz maßgeblich zur Atmosphäre des Hauses bei. Voraussetzung für die Verbesserung ist eine fundierte Analyse des aktuellen Nutzerverhaltens und der zukünftigen funktionalen Bedürfnisse.

> Funktionale Ebene: Nutzung derzeit vernachlässigter baulicher und räumlicher Potentiale des Hauses (z.B. öffnen Eingang Rathausstraße, Zugänglichkeit von Balkonen, Anbindung an die Tiefgarage verbessern).
> Ausstattungsebene: Eine auf das Gebäude abgestimmte „Nutzungsschicht“ entwickeln und kultivieren (Auswahl der Möblierung und Ausstattungsgegenstände, Entwicklung eines neuen Orientierungssystems.
> Inhaltliche Ebene: Qualität bestehender Nutzungen erhöhen (zeitgemäßes Gastronomie-Konzept im 5.OG, Hochzeiten mit dem Rheinufer verknüpfen, öffentliche Kunstausstellungen im 5.OG).
> Beseitigung von Nutzungsmängeln (z.B. Ersetzen improvisierter Ausstattungsgegenstände durch abgestimmte Lösungen wie Mülleimer, Stehtische, Aushänge etc.).

Behutsam modernisieren, anpassen und ergänzen

Über die erhaltenden und pflegenden Maßnahmen hinaus können – stets auf Basis einer respektvollen Haltung gegenüber dem Gebäude – mit behutsamen Mitteln bauliche und räumliche Maßnahmen getroffen werden, die eine punktuelle Verbesserung des Bestandes versprechen. Ziel ist es neuen Anforderungen und veränderten Bedürfnissen Rechnung zu tragen, ohne die Architektur des Hauses in ihrem Charakter grundsätzlich in Frage zu stellen.

Technisch notwendige Maßnahmen (Ziel: „unsichtbare Eingriffe“):

> Wenn möglich energetische Sanierung der Gebäudehülle (Problematik Stein, Verglasungen mit öffenbaren Flügeln und textiler Sonnenschutz ohne Eingriff in die best. Gitter).
> Baulichen und technischen Brandschutz modernisieren.
> Technischen Gebäudeausbau modernisieren (z.B. Heizkörper, RLT).

Räumliche/gestalterische Maßnahmen:

> Öffnung des Vorplatzes (Rückbau Mauern) und Verbreiterung der Zugangstreppe
> Foyer räumlich öffnen, übersichtliche Orientierung schaffen
> Ausstellungsräume im EG und im 5.OG natürliche Belichtung über Oberlichter
> Einzelbüros zu Doppel- und Gruppenbüros zusammenfassen
> Raumhöhe und Belichtung der Flure verbessern, Teeküchen und WCs optimieren
Bürobereiche: Bildung von Gruppenbüros mit neuer Möblierung innerhalb der bestehenden Raumschichten

Bürobereiche: Bildung von Gruppenbüros mit neuer Möblierung innerhalb der bestehenden Raumschichten

Anheben der Deckenhöhe, Einfügen von Sichtfenstern in die Bestandstüren

Anheben der Deckenhöhe, Einfügen von Sichtfenstern in die Bestandstüren

Neuer, öffentlich zugänglicher Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Restaurantbereich im 5.OG

Neuer, öffentlich zugänglicher Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Restaurantbereich im 5.OG

Neue Eingangshalle: räumliche Öffnung, neues Orientierungssystem, Ausstellungsbereich im Gebäudeinneren mit neuen Oberlichtern

Neue Eingangshalle: räumliche Öffnung, neues Orientierungssystem, Ausstellungsbereich im Gebäudeinneren mit neuen Oberlichtern