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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 08/2019

VfA-Studentenwettbewerb 2019 "Stadt Land Flucht"

Aus Alt mach Neu

Anerkennung

Beatrice Felix

Student*in

Erläuterungstext

Das Konzept ‘Aus Alt mach Neu’ stellt die Umstrukturierung und gemeinschaftliche Nutzung des öffentlichen Raumes in den Fokus und ermöglicht eine Interaktion der Anwohner miteinander. Die heute monofunktionale Nutzung der gebauten Struktur in den Planungsgebieten Ost und West sowie die fehlende Interaktion eben dieser mit der umgebenden Landschaft hemmen die Entstehung einer rurbanen Landschaft in Zeulenroda-Triebes.

Die Bestandsbauten bleiben größtenteils erhalten. Grundsätzlich werden Bauten im Bestand sensibel behandelt und nur durch einen größtmöglichen Mehrwert für die Anwohner transformiert. Die bauliche Struktur ist bislang konsequent monofunktional durch Wohnnutzungen belegt. Die hohe Abwanderungsrate bringt auch eine erhöhte Leerstandsrate mit sich. Das Konzept ‘Aus Alt mach Neu’ modifiziert und reduziert die Wohnnutzung in den Gebieten und ergänzt diese gezielt mit zusätzlichen, gemeinschaftlichen Nutzungen. So haben beispielsweise die Wohngebäude des Planungsgebietes West eine aktivierte Erdgeschosszone, die mit Dienstleistungen oder Kleingewerben belebt werden. Eine kleine Werkstatt für Handwerkliches, ein Open Space mit temporär mietbaren Arbeitsplätzen, ein Kinderhort sowie eine Offene Küche mit einem kleinen dauerhaften Gastronomiebetrieb werden in das Gebiet integriert. Die Freiräume zwischen den Zeilenbauten werden umstrukturiert und in gemeinschaftliche, hybride Nachbarschaftshöfe ergänzend zu den neuen Erdgeschossnutzungen umgestaltet. Ein Werkhof hin zur Werkstatt, ein Nachbarschaftspark zur Naherholung in den Mittagspausen und ein Kinderspielplatz für den anliegenden Hort sowie die Friedrich-Solle Regelschule und die Kita Frohe Zukunft werden in das Gebiet integriert. In den Regelgeschossen der Gebäude bleiben die bestehenden Grundrisse erhalten. Vorgestellte Loggien dienen der Wohnraumerweiterung und als neues, identitätsstifendes Gestaltungselement der Fassaden. Die in den Dachgeschossen liegenden Wohnungen werden modifiziert, sodass dort die Anzahl der bisherigen Wohnungen verringert wird und einer Umstrukturierung der Grundrisse für die Realisierung großzügigerer Wohngrundrisse weicht.

Das Planungsgebiet Ost umfasst den Bereich des heutigen Waldspielplatzes an der Hohlfeldstraße, der von Mehrfamilienhäusern und der direkten Anbindung an die Hauptstraße sowie anliegenden Ackerflächen gestaltet wird. Der hohe Anteil an Brachflächen, den das Gebiet aufweist, bietet die Möglichkeit Naherholungsqualitäten mit Zukunftspotential für das Gebiet auszubilden. Der größtenteils unbebaute Freiraum rückseitig zur Hohlfeldstraße wird als gemeinsame Nachbarschaftsressource reaktiviert. Diverse Freizeitaktivitäten, wie Basketball - und Sportfelder, der bestehende Waldspielplatz sowie gemeinschaftliche Kleingärten und eigenständige Gastronomieangebote werden in das Gebiet integriert. Die Wohngrundrisse werden in den Obergeschossen modifiziert, sodass sich weniger Wohnungen mit einer größeren Wohnfläche pro Etage ergeben. Zur Süd-Ostseite der Fassade wird wie im Planungsgebiet West eine Loggia über alle Geschosse vorgestellt, um die Wohnfläche zusätzlich zu erweitern. Die Wohnnutzung bleibt erhalten. Die Wohngebäude der Hohlfeldstraße 7-9 werden entfernt und durch einzelne Reihenhäuser mit gemeinschaftlichen Dachterrassen, Gärten und Innenhöfen ersetzt. Die Neubauten integrieren sich in das bestehende, modifizierte Gefüge. Die dadurch entstehenden Wechselbeziehungen und Plätze zwischen den Gebäuden entwickeln spannende, interaktive Orte innerhalb der Planungsgebiete und darüber hinaus auf städtischer Ebene.

Die neue soziale Infrastruktur ermöglicht ein urbanes Zusammenleben im ländlichen Raum. Durch die Neuformulierung der bestehenden Landschaftsstrukturen werden die Flächenpotentiale potenziert sowie die Siedlungsqualitäten pointiert. Die neu gesetzten Nutzungen verknüpfen die Wohngebäude miteinander und setzen einen Rahmen, der von verschiedenen Akteuren genutzt und bespielt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht würdigt die feinfühlige und differenzierte Betrachtung der Wohngebiete Ost und West. Eindeutig liegt der Fokus der Arbeit auf der Schaffung von Gemeinschaftsorten. Der städtebauliche Ansatz orientiert sich am Beibehalten des Bestands und dessen sensible Umgestaltung. Die Zwischenräume werden genutzt und durch Parks und Werkhöfe sowie durch Gemeinschaftsgärten aufgewertet. Das Etablieren von Sportplätzen und Gastronomie machen das Quartier „erlebbar“. Die somit aktivierte Erdgeschosszone wird zur Freiraumzone, Wohnungen werden umstrukturiert und teilweise rückgebaut, wodurch sich ein ausgewogener Wohnungs- und Gewerbemix ergibt. Die Jury stellt fest, dass die Arbeit das Überangebot der Wohnungen durch teilweisen Rückbau und Umwidmung der Dachflächen in Allgemein- und Gemeinschaftsflächen sowie durch teilweise Vergrößerung der Wohnungen beleuchtet und hinsichtlich des Reaktivierungsgedankens berücksichtigt.