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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 08/2019

VfA-Studentenwettbewerb 2019 "Stadt Land Flucht"

Unter Nachbarn

3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Caroline Lischke

Student*in

Sabrina Witzlau

Student*in

Erläuterungstext

Zeulenroda-Triebes steht stellvertretend für die ruralen Gegenden Deutschlands, die mit den Folgen der Landflucht, aufgrund von veränderten Lebensvorstellungen der Generationen, zu kämpfen haben. Besonders die homogenen Wohnstrukturen des Siedlungsbaus der Nachkriegszeit sind nicht mehr zeitgemäß. Den „Wohnmaschinen“ wie Zeulenroda-West und Ost fehlen soziale Möglichkeiten und individuelle Spielräume. Es gilt allgemeingültige Parameter für die Ausformulierung architektonischer und städtebaulicher Maßnahmen zu finden, die durch Schnittstellen des Alltags lebenswerte Nachbarschaften schaffen. Die rationale Bauweise und typologische, sowie konstruktive Ähnlichkeit der Quartiere begünstigt einen adaptiven Lösungsvorschlag, der auch die lokalen Identitäten und Bedürfnisse einbezieht. Adaptivität. Das System setzt an der Reaktivierung der vorhanden Substanz unter den Grundsätzen der Gemeinschaft, der Mobilität und des Raumes an. Der Baukasten dient als Orientierung. Die Ausdifferenzierung der städtebaulichen Maßnahmen und Materialien kann nach
Lokalen Ansprüchen erfolgen. Zaungäste willkommen. Der Freiraum ist, als Schnittstelle zwischen Quartier und Gesellschaft, Katalysator für Austausch, Akzeptanz und Gemeinschaft. Die Gliederung wird aus den umliegenden Strukturen abgeleitet. Gemeinschaftlich nutzbare Angebote öffnen sich zum Straßenraum, während Grün- und Ruhezonen als Puffer zur Wohnbebauung angeordnet werden. Flexibel nutzbare Pavillons beleben den Raum und zitieren die Körnung historischer Dorfkerne und die Typologie der Laube. Je nach Lage und Dichte des Quartiers, bieten verschiedene soziale, wirtschaftliche oder private Inhalte eine respektvolle Erweiterung, ohne Überangebot und Konkurrenz. So benötigt Zeulenroda-West beispielsweise keine Kinderbetreuung, während in Zeulendroda-Ost ein solches Angebot aktuell fehlt. Kurze Wege. Junge Familien, Arbeitnehmer und die gealterte Stammbevölkerung der Quartiere, setzen kurze Wege, eine intakte Nahversorgung und eine grenzenlose digitale Vernetzung voraus. Die Nutzungsanordnung im Freiraum erweitert den Stadtkern und erschließt für angesiedelte Institutionen neue Kunden und Standorte. Ein Kiosk im Quartier kann in der Praxis so vom ansässigen Bäcker beliefert werden. Damit fördern Bewohner lokale Kreisläufe und die Abwanderung zu Einkaufszentren in die Kleinstadtperipherie wird eingedämmt. Durch die Digitalisierung kann die heutige Dienstleistungsgesellschaft nahezu von jedem Punkt aus arbeiten. Statt einem Großraumbüro wird schon der Küchentisch zum Arbeitsort. Dies steigert gerade für junge Familien die Attraktivität des ländlichen Raumes. Neben dem digitalen Ausbau müssen die modernen Mobilitäten gefördert werden: Carsharing und ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sorgen für reibungslose Fortbewegung. Unter Nachbarn. Die architektonischen Eingriffe setzen am Baustein der Gemeinschaft und größtmöglicher Nutzung des Raumes an: die innere Erschließung wird durch Laubengänge in den Außenraum gezogen und durch Aufweitungen als Gemeinschaftsraum nutzbar. Die Öffnung der Wohnungen zu diesem Raum erfolgt über Lesefenster. Durch die Nuancierung der Flächen zwischen Gemeinschaft und ungestörter Privatheit kann eine Nutzung nach persönlichem Gusto erfolgen. Beispielsweise beschreiben die Balkone eine Fläche zwischen ungestörtem Innen- und kommunikativen Außenraum. Die bestehenden Grundrisse werden zu fließenden Räumen. Der Kern bündelt die Funktionsräume mit Öffnung der Küche zum Wohnraum. Ungenutzte Verkehrsfläche weicht einer clusterartigen Anordnung der Räume und der gemeinschaftliche Begegnungsraum wird auch im Nukleus der Wohngruppe betont. Unterschiedliche Grundrisstypen decken generationenverschiedene Anforderungen an den Wohnraum ab. So kann je nach Fortschritt oder Notwendigkeit der Regionen das Funktionieren des ländlichen Raumes in Ost und West sichergestellt werden. Bestehendes Potential kann erhalten, erneuert und wiederbelebt werden. „Landlust statt Landfrust!“

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt einen sehr gelungenen architektonischen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Dies geschieht vor allem durch die neu hinzugefügten Bauteile an den Gebäuden wie bspw. Laubengänge und Balkone. Die Laubengänge dienen nicht nur der Erschließung sondern stellen auch erweiterte Wohn- und Lebensräume dar, tragen dem kommunikativen Nachbarschaftsgedanken Rechnung und können als Treffpunkte von Bewohnern und Gästen gelten. Diesen Aspekt hebt die Jury hervor. Mit einfachen Elementen wie eingeschossige Modulbauten werden die Zwischenräume zur öffentlichen Nutzung umgestaltet. Das Preisgericht würdigt die sehr gelungene Darstellung des architektonischen Entwurfs und des Renderings. Hervorzuheben ist die Bearbeitung im Bestand, das Setzen von Implantaten in den Zwischenhöfen. Als unzureichend wird der städtebauliche Ansatz empfunden. Ein Weiterdenken des städtebaulichen Gesamtkonzepts fehlt.