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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 08/2019

VfA-Studentenwettbewerb 2019 "Stadt Land Flucht"

STATT landflucht 1

STATT landflucht 1

STATT landflucht

ein 1. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

Lucas Wolf

Student*in

Gabriel Motsch

Student*in

Erläuterungstext

Die Plattenbausiedlung (aus IW65, s.g. Magdeburger Platte) in Zeulenroda-Triebes (West) ist eine Siedlung aus den 60er Jahren der ehem. DDR. Das monotone Wohngebiet befindet sich am Rande der Stadt und ist stark von Abwanderung betroffen. Die Menschen bevorzugen die Nähe zur Stadt, aber kann man deren Vorzüge nicht auch ins Dorf bringen? Um das zu erreichen und um den Bewohnern einen Halt im Quartier zu geben, muss dieses auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagieren. Wie schafft man Urbanität? Wohnen alleine in einem Quartier reicht nicht. Die Idee ist es, dem Quartier eine angemessene Nutzungsdurchmischung zu geben; von individuellem Wohnen angefangen, über Gemeinschaftsbereiche, Grünflächen, bis hin zu Arbeits- und Verkaufsstätten. Wichtig dabei: Austausch und Begegnung der Menschen, im Wohnhaus und im Quartier selbst. Der partielle Rückbau der Wohnzeilen bricht die vorherrschende Monotonie. Neue Laubengänge als Haupterschließung mit einem offenen Treppenhaus mit Aufzug, welche zu einer Gemeinschaftsdachterrasse führt, schaffen Kommunikationsorte. Zudem schließt ein Multifunktionsraum an die Terrasse an. Die Laubengänge verlaufen z.T. durch den Bestand und sind zum Teil davorgesetzt, so dass das monotone Bild der Platte weiter bricht. In den Höfen zwischen den Zeilen ist ein Pavillon platziert, der den Hof zur Straße abschirmt und im Inneren einen halb öffentlichen Platz schafft. Hier befinden sich die Mobilitätshubs, die Parkplätze und Ladestationen für Carsharing und Fahrräder schafft. Außerdem beherbergen sie Briefkästen, Lagerräume und eine Außenküche. Sowohl die Pavillons als auch die Plätze bestehen aus den abgebrochenen Platten, zeigen den Bezug zum Bestand und die Wiederverwertbarkeit. Die alten Grundrisse der Plattenbauten sind alle gleich, bedienen nur wenige Lebensformen und lassen auch keine Veränderung (der Nutzung) zu. Die Gebäude werden bis auf ihre tragende Schottenstruktur zurückgebaut, um die Substanz an die Bedürfnisse der Gesellschaft anzupassen. Um den Wohnraum sind ein bis vier Schlafzimmer angeordnet. Diese Räume sind gleich groß und zu den verschiedenen Wohnungen zu- und abschaltbar, dies lässt variable Wohnformen zu. Zusätzlich befinden sich im oberen Geschoss Maisonettwohnungen, welche von Singles als auch von Familien bewohnt werden können. Die Grundrisse sind alle barrierefrei und zum Teil auch rollstuhlgerecht. Die beiden langen Riegel, welche den Quartiersplatz flankieren, erhalten besondere Funktionen, die insbesondere die diesen beleben. Durch Cafés, Dienstleister und kleine Nahversorger, wie z.B. ein „öffentlicher Kühlschrank“, soll der Ort zum Herzstück des Gebietes werden. Auf dem Platz ist die „Dorfbühne“, die für Veranstaltungen, wie Konzerte u. Kinoabende genutzt wird. Die s.g. „Handwerkergasse“ ist der Tiefhof, der sich am ehemaligen Keller des Gebäudes befindet. Hier sind kleine Handwerksbetriebe, Startups und Werkstätten angesiedelt. Auch ein Jugendzentrum, mit Proberäumen und einem kleineren Multifunktionsraum befindet sich dort. Ein langer Grünzug ist an Stelle der ehem. Garagen angedacht. Der Grünzug ist ein kleiner Park, der mitten durchs Quartier verläuft und den Bewohnern eine Erholungsfläche bietet. Der Park beinhaltet Sport- und Spielflächen, einen Revisoinsweiher und sorgt mit dem großen Baumbestand für ein angenehmes Raumklima. Das Konzept den Bestand mit Laubengängen zu verbinden und durch das Extrahieren der Treppenräume die Wohnungen größer und freier zu gestalten, lässt sich auch auf das Quartier Zeulenroda-Ost übertragen. Hier entstehen die Gemeinschaftsbereiche auf der Rückseite der Gebäude und ein neu angelegter Hof wird geschaffen. Die neuen Wohnungsvarianten sind auch dort übertragbar. Ein weiteres Quartier in Zeulenroda aus IW65-Platten befindet sich im Norden der Stadt (Rötlein). Hier kann ebenfalls das System Anklang finden. Der Umbau der Quartiere bedeutet nicht nur eine Aufwertung für die Bewohner, sondern strahl weit über die Grenzen. Die Umgebauten Quartiere können sich zu neuen Stadtteilzentren etablieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die große Stärke der Arbeit ist der städtebauliche Ansatz und das Feuerwerk an verschiedenen Themen, die in der abgegebenen Arbeit Beachtung finden. Das Thema Rückbau und der teilweise Neubau sowie die Differenzierung der Baukörper bricht die vorhandene, monotone Architektur auf und führt diese in eine neuzeitliche Architektursprache. Durch das Einsetzen von Laubengängen werden neue Nutzungsformen für das Quartier gedacht und somit neue Räume geschaffen. Trotz der Erhaltung großer Teile des Bestandes gelingt es der Arbeit, viele Antworten auf die gestellten Fragen der Aufgabenstellung zu geben. Durch die behutsame Adaption der Grundrisse ergibt sich ein neuer Mix an Wohnungstypen. Als wesentlich wird die Belebung der EG-Zonen durch neue Nutzungen empfunden. Die reduzierte Masse wird sehr detailliert dargestellt und möbliert, dies geschieht nachvollziehbar und unter Einbezug des ganzen Wohngebiets. So ergibt sich mit dem Erhalt des Bestands ein neuer Kiez, der durch Freiraum, Zwischenbauten und einer Vielzahl an öffentlichen Plätzen gekennzeichnet ist. Kleine Mängel, die die Jury feststellte sind: Einzelne Recherchefehler und eine fehlende Barrierefreiheit im Erdgeschoss.
Eine Adaption auf andere strukturschwache Regionen mit ähnlicher Bestandsstruktur erscheint der Jury für möglich.
STATT landflucht 2

STATT landflucht 2