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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Quartiersentwicklung Bachtobel in Kressbronn am Bodensee

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

bäuerle architekten

Architektur

Jörg Stötzer Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf gliedert das Plangebiet in einem „Wechselspiel von Dichte und Durchlässigkeit“ in drei Zonen:

Parallel zur Friedrichshafener Straße wird schlüssig ein Band aus dichterer Bebauung vorgeschlagen, das mit der Feuerwehr am Ortseingang und dem Kindergarten im Südosten den Gemeinbedarf aufnimmt. Bei beiden Einrichtungen wird kommunaler Mietwohnungsbau in den Obergeschossen vorgeschlagen. Im mittleren Baufeld entsteht um einen neuen Quartiersplatz eine Hofbebauung mit Archiv und Ärztehaus sowie einem Teil des genossenschaftlichen Wohnungsbaus. Die Entscheidung, den Quartiersplatz im Inneren dieses Bereich anzuordnen und z.T. über Mauern ganz bewusst von der Friedrichshafener Straße abzuschließen ist nicht nachvollziehbar. Die beschriebene Öffnung zum Freiraumband gelingt nicht. Die eingeschossige Bebauung mit aufgesetzten querstehenden Wohngebäuden überzeugt nicht. Die vorgeschlagene Erschließungsstruktur mit zwei Einbahnstraßen ist funktional fragwürdig und unverhältnismäßig. Das Wohnungsangebot liegt im Durchschnitt, auch wenn der Anteil an kommunalem Wohnungsbau zu gering und der des genossenschaftlichen zu hoch liegt.

Die Mitte des Quartiers wird von einem „Bachtobelaue“ benannten linearen Freiraum gebildet, der überzeugend das räumliche Rückgrat des Quartiersentwurfs bildet und perspektivisch die Verknüpfung über den Friedhof zur Ortsmitte leisten soll. Daran schließt sich ein vom Wohnen geprägter Bereich an, in dem kompakte polygonale Wohngebäude, Reihen- und Kettenhäuser sowie klassische Geschosswohnungsbauten eine vielfältige und lebendige Atmosphäre versprechen – in einer dem Ort angemessenen Dichte. Am nördlichen Rand bilden Kettenhäuser sowie ein als westlicher Abschluss gesetzter Geschosswohnungsbau den Quartiersrand zur Landschaft.

Der innenliegende Quartiersplatz und eine großzügige von Ost nach West verlaufende Grünspange bilden die zentralen Freiräume des Quartiers. Das Grüne Band nimmt Retentionsflächen mit in die Gestaltung auf. Die restlichen Grünflächen werden privat genutzt und durch ein überdimensioniertes dichtes Wegenetz durchzogen. Die Verzahnung in die umgebende Landschaft wird nur in Ost- Westrichtung verfolgt. Die Freiflächen der Kita sind ausreichend dimensioniert jedoch wird Lage zur Straße kritisch diskutiert. Die Weiterführung des Bachlaufs innerhalb der Grünspange und weiter zur Ortsmitte wird kritisch hinterfragt bzw. als nicht realisierbar angesehen. Die Ausrichtung des Quartiersspielplatzes zur Tettnanger Straße wird bemängelt. Entlang der Friedrichshafener Straße wird ein mit Bäumen gesäumter Fuß- und Radweg etabliert, der entlang der Tettnanger Straße vermisst wird.

Die Quartierserschließung für dem MIV wird in Ihrer Ausformulierung als Erschließungs-V mit zwei Einbahnstraßen, den dazwischen verlaufenden Wohnwegen und der Querung der Bachtobelaue als zu aufwendig beurteilt. Ebenso wenig kann die zentrale Anordnung der ebenerdigen Stellplätze überzeugen.

Der Entwurf verfolgt mit seiner klaren Gliederung eine schlüssige und angemessene Quartiersidee, deren Qualitäten vor allem in dem zentralen Freiraumband der Bachtobelaue und den vielfältigen Wohnstrukturen nördlich davon liegen. Die Kettenhäuser am Quartiersrand bilden eine zu starke Barriere zum Landschaftsraum.

Großer Schwachpunkt des Entwurfs ist die bauliche und freiräumliche Ausformulierung des zentralen Baufelds.

Insgesamt bietet der Entwurf eine solide städtebauliche Struktur, eine überzeugende Freiraumidee sowie abwechslungsreiche Wohnstrukturen aber auch erhebliche funktionale und stadträumliche Mängel entlang der Friedrichshafener Straße.