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Award / Auszeichnung | 02/2021

Deutscher Städtebaupreis 2020

Hochheim am Main

Hochheim am Main

Planungsberatung und Initiativplanungen zur Regeneration der Altstadt

DE-65239 Hochheim am Main

AUSZEICHNUNG IM SONDERPREIS „STÄDTEBAU REVISITED“

Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell GbR

Stadtplanung / Städtebau

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/1983

Beurteilung durch das Preisgericht

Wer heute durch den historischen Kern der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main geht, mit ihren charakteristischen, oft durch Sichtfachwerk geprägten Hofreiten des 17.und 18. Jahrhunderts, findet eine kompakte Altstadt vor, in der vollkommen selbstverständlich Wohnen neben hochwertiger Gastronomie stattfindet und Weinbaubetriebe – ohne „Drosselgasseneffekt“ – ihre Trauben verarbeiten. Die charakteristische Hangkante zu den Weinbergen im Süden und Westen unterhalb der Kirche St. Peter und Paul ist von jeglicher Bebauung freigehalten; im Osten definiert ein Scheunenkranz den Rand der Altstadt. Ihre heutige Attraktion verdankt Hochheim zu einem erheblichen Teil einer jahrelangen, intensiven Beratungstätigkeit ab 1977 durch die junge Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell. Es gab eine radikale Abkehr von einer seit dem Abriss des alten Rathauses 1964 betriebenen Flächensanierung, die den Abbruch großer Teile der Altstadt zugunsten einer „autogerechten“ Neubebauung vorgesehen hätte. Dank eines Aufschreis der Bürgerschaft und der Abwahl des Bürgermeisters wurden die Planungen gestoppt und das Büro mit der Einrichtung einer Altstadtberatungsstelle beauftragt, als Voraussetzung für eine sozial ausgewogene, bestandsorientierte Sanierung.

Es wurde eine informelle städtebauliche Rahmenplanung erarbeitet, die in zahlreiche, intensive Beratungen mit den Bürgerinnen und Bürgern mündete, um die Altstadt in kleinen, überlegten Schritten zu erhalten und zu verbessern. Die Eigentümerinnen und Eigentümer wurden durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, durch Infrarotaufnahmen von verputzten Sichtfachwerkhäusern und Diavorträge vom Wert ihrer Häuser überzeugt und zu Investitionen in den Bestand motiviert. Große Aufmerksamkeit erfuhren auch scheinbar nebensächliche Elemente, wie der Entwurf der Straßenbeleuchtung, das individuelle Pflastermosaik vor den Haus- und Ladeneingängen oder die gezielte Platzierung von Brunnen mit Handschwengelpumpen. In intensiven Gesprächen mit den Bauherren wurden Entwurfsskizzen und Lösungsansätze für behutsame Sanierungen erarbeitet.

Pilotprojekte setzten Maßstäbe für die Sanierung, wie die Modernisierung und Umnutzung des Hochheimer Hofs, ein ursprünglich im Besitz des Frauenkloster Dalheim befindliches Anwesen aus dem 17. Jahrhundert, für eine gastro¬nomische Nutzung und als Treffpunkt für die Altstadtbewohner. Das schwer geschädigte Küsterhaus aus dem 18. Jahrhundert, das im Unterbau gemeinsam mit den Resten der alten Stadtmauer eines der ältesten Bauwerke der Stadt darstellte, wurde in den 1980er Jahren aufwendig kernsaniert. Straßen- und Platzoberflächen wurden sorgsam neu gepflastert. Im Nachgang zur Auszeichnung mit dem damaligen Walter-Hesselbach-Preis (heute Deutscher Städtebaupreis), wurde die Altstadt Hochheims 1984 in das Landesprogramm „Einfache Stadterneuerung“ aufgenommen. Vieles, was in Hochheim pionierhaft entwickelt worden ist, ist heute selbstverständlicher Bestandteil einer denkmalgerechten Sanierung in historisch bedeutenden Altorten.