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Award / Auszeichnung | 02/2021

Deutscher Städtebaupreis 2020

Ersatzwohnungsbau und Blocksanierung auf dem Areal der ehemaligen Schokofabrik Stollwerck

DE-50677 Köln

AUSZEICHNUNG IM SONDERPREIS „STÄDTEBAU REVISITED“

dt8 Planungsgruppe

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Kölner Planwerkstatt

Stadtplanung / Städtebau

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/1982

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Sanierung des Severinsviertels in der Kölner Südstadt zeigt beispielhaft, wie eine sozial und partizipativ orientierte Stadterneuerung erfolgreich umgesetzt werden kann. Anstatt einer zunächst geplanten Flächensanierung auf dem Stollwerckareal wurde eine gemeinwohlorientierte Sanierungsstrategie umgesetzt, die das Projekt bis heute als Pilotprojekt einer bestandsorientierten Stadterneuerung auszeichnet. Kern des Severinsviertels bildete das Areal der ehemaligen Schokoladenfabrik. Das ursprüngliche Ziel der Stadt, das Quartier für neue Nutzergruppen aufzuwerten, wurde aufgrund von Protesten aus der Bürgerschaft und Hausbesetzungen aufgegeben. Es kam zu einem Strategiewechsel. Sozialpolitisches Ziel war es nun, Wohnraum für unterschiedliche Lebensmodelle zu schaffen, mit dem Schwerpunkt auf kostengünstigem Wohnraum und Mietkaufmodelle. Das Areal sollte der Spekulation entzogen, Gentrifizierung verhindert und der Charakter des Areals mit historischen Fabrikgebäuden sichtbar bleiben. Die Sanierungskonzeption für das Stollwerckareal geht auf einen städtebaulichen Wettbewerb 1978 zurück, den die Kölner Planungsgruppe dt8 für sich entscheiden konnte. Das Konzept sah eine Mischung aus Nutzungen und Typologien in insgesamt 29 Blöcken vor. Neben der baulichen Planung erarbeitete das Büro eine Organisations- und Finanzierungsstruktur. Die Umsetzung der Sanierung erfolgte über die Landesentwicklungsgesellschaft LEG als Sanierungstreuhänderin. Sie verstand sich als Mittlerin zwischen Stadt und Bürgern, setzte sich für eine umfassende Bürgerbeteiligung ein und begleitete diese mit großem Engagement.

Ehemalige Produktions- und Betriebsgebäude der Firma Stollwerck wurden erhalten und umgenutzt, Wohnungen zum Selbstausbau angeboten und eine Musterwohnung eingerichtet. Eigentumsbildung sollte durch Eigenleistungen erleichtert werden. Städtebaulich prägend für die Neubauten ist eine viergeschossige, architektonisch vielfältige Blockrandbebauung. Im ehemaligen denkmalgeschützten Zeughaus wurde ein soziokulturelles Zentrum eingerichtet. Dieses bildet mit Schule, Park und Kindergarten die soziale Mitte des Quartiers. Die Realisierung des Prozesses erforderte das Austarieren unterschiedlicher Interessen und Ziele. Hierfür wurden neue Organisations- und Kommunikationsstrukturen geschaffen, 1977 ein interdisziplinär besetztes Amt für Stadterneuerung eingerichtet, ein Sanierungsbeirat und Blockversammlungen einberufen.

Die Impulswirkung für den innerstädtischen Wohnungsbau, den das 1982 mit dem Deutschen Städtebaupreises ausgezeichnete Projekt leistete, ist auch heute noch spürbar. Die Identifikation aller Beteiligten mit dem Projekt ist ungebrochen und die Wohnzufriedenheit bis heute hoch. Das städtebauliche Konzept und die Qualitäten des Stadtraums haben ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit bewiesen. Damals wurde mit dem Preis ein Zwischenergebnis ausgezeichnet. Die Sanierung des Severinsviertels dauerte über 20 Jahre (1974–1996) und wurde als diskursiver Prozess verstanden, der alle Beteiligten herausforderte und in seiner Vielschichtigkeit auch heute noch vorbildlich ist.