modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Städtebauliche Entwicklung Goers-Gelände in Friedrichsdorf

3. Preis

Preisgeld: 4.380 EUR

vogels /architekten PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen der Arbeit entwickeln ein eigenständiges kleinteiliges Stadtquartier, das nahezu vollflächig durch eine zweigeschossige Tiefgarage unterbaut ist. Der südlich flankierende Abschnitt der Wilhelmstraße wird in das Freiflächenkonzept einbezogen.

Teile des Entwurfes erstrecken sich zudem auf die Flächen des Betrachtungsbereiches I im Südwesten des Gebietes, was mit dem Abriss der dort vorhandenen denkmalschützten Gebäude verbunden wäre. Dies ist zulässig, wäre jedoch mit der Unteren Denkmalbehörde abzustimmen.

Das im Entwurf dargestellte städtebauliche Gefüge basiert auf zwei unterschiedlichen Gebäudetyplogien: Der eine Teil der Gebäude besitzt Satteldächer und greift die Ausrichtung der traufständigen historischen Gebäude entlang der Bahnstraße auf. Dazu rechtwinklig angeordnet sind Gebäude mit Flachdächern, die sowohl untereinander als auch innerhalb eines Gebäudes in ihrer Geschossigkeit zwischen I und IV variieren. Ein Sondertypus wird an der Stelle der Grünfläche an der Ecke Wilhelmstraße und Prof.-Wagner-Straße vorgeschlagen - bei vollständigem Entfall der bestehenden Gehölzstrukturen.

Im Zusammenspiel der beiden Gebäudetypologien entsteht ein loses Gefüge aus Bauvolumen und Freiflächen, das stadträumliche Bezüge zu der Nachbarschaft aufnimmt. Durch die Positionierung der Gebäude ergeben sich drei Platz- bzw. Hofbereiche. Entsprechend ihrer Lage im Quartier zeichnen sie sich durch einen jeweils unterschiedlichen Grad an Öffentlichkeit aus. Die Anordnung der Erdgeschossnutzungen in den jeweils angrenzenden Gebäuden – Gewerbe, Gastronomie und Kultur im Süden, Wohnen im Norden – korrespondiert mit den zugewiesenen Freiraumcharakteren. Die Gestaltung der Freiflächen ist im Entwurf nur angedeutet und erscheint etwas beliebig. Der Nutzungsmix der Gebäude insgesamt bildet einen hohen Anteil an Gewerbeflächen aus, was kritisch gesehen wird. Eine Umwidmung in Wohnen erscheint jedoch problemlos möglich.

Die räumliche „Lockerheit“ der städtebaulichen Gesamtkonzeption führt zu einer gewissen Uneindeutigkeit was die Ausrichtung der Nutzungen und die Gebäudeerschließung angeht. Die bestehenden Wegebeziehungen durch das Gängelche und die Rathauspassage werden zwar aufgegriffen, jedoch nicht ablesbar durch das Gebiet geführt. Vielmehr verschwenkt die Wegeführung und löst sich letztlich in dem Raumgefüge auf, was hinsichtlich der Orientierung kritisch gesehen wird.

Der Straßenabschnitt zwischen Taunus-Carré und Goers-Gelände wird autofrei gestaltet und mit Grünflächen, Fahrradstellplätzen und einer Erweiterungsfläche für den Wochenmarkt belegt. Die damit verbundene Sperrung der Wilhelmstraße für den motorisierten Verkehr ist technisch nicht realisierbar. Das Gesamtkonzept ließe sich dennoch umsetzen.

Die Erschließung der Tiefgarage von Osten kommend über die Prof.-Wagner-Straße erscheint räumlich beengt, die Belegung eines Großteils der Erdgeschosszone des zentral gelegenen Baukörpers durch die TG-Rampe problematisch.

Insgesamt liefert die Arbeit einen eigenständigen und entwicklungsfähigen städtebaulichen Beitrag mit einer im Vergleich hohen städtebaulichen Ausnutzung.

Angesichts der durchgängigen Tiefgarage erscheint eine Realisierung in Bauabschnitten kaum möglich. Überarbeitungsbedarf wird bei der genauen Platzierung der Gebäude und insbesondere hinsichtlich der vorgeschlagenen Überbauung der Grünfläche im Osten gesehen.